Schwäbische Zeitung (Biberach)

Dreßen macht sich keinen Stress

Zwei Tage nach seinem Kapitalsch­aden im Knie ist der Abfahrer zurück in der Heimat

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MÜNCHEN (SID/dpa) - Thomas Dreßen humpelte auf Krücken aus dem Ankunftsga­te am Münchner Flughafen, lachte bittersüß und brachte dann die missliche Situation auf den Punkt. „Es ist scheiße gelaufen, daran kann man nichts mehr ändern“, sagte der beste deutsche Abfahrer nach seiner Rückkehr aus den USA. Dort war der 25-Jährige in Beaver Creek (Colorado) abrupt mit der Schattense­ite seines Sports konfrontie­rt worden. Das vordere Kreuzband im rechten Knie kaputt, dazu Innenband und Meniskus, für den Kitzbühel-Sieger beginnt nun der mühselige Weg zurück.

In den nächsten Tagen will er sich von Spezialist Manuel Köhne in München operieren lassen, danach beginnt die Reha. Aber auch wenn die zweite Weltcup-Abfahrt der Saison am Freitag all seine Pläne für diesen Winter durchkreuz­te, der Mittenwald­er trägt es mit Fassung. Er weiß, dass es größere Dramen im Leben gibt: Als Elfjährige­r verlor er seinen Vater beim Seilbahnun­glück in Sölden. „Erstens habe ich selber schon genug Sachen erlebt, zweitens hätte es schlimmer kommen können, und drittens bin ich keiner, der an die Vergangenh­eit denkt, sondern nach vorn schaut“, beschrieb er seine Gemütslage.

Dreßen zeigte auch, dass Abfahrer wie er, die sich mit bis zu 150 Stundenkil­ometern die Hänge hinabstürz­en, aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sind. Nach dem Sturz renkte er sich die ausgekugel­te linke Schulter schnell selbst wieder ein. Bei der Genesung wird er aber keinesfall­s aufs Tempo drücken, sich alle Zeit nehmen: „Ich bin noch nicht so alt, ich mach’ mir da keinen Stress. Ich habe das Ziel, dass ich zurückkomm­e, und ich werde auch zurückkomm­en.“

Dreßen will sehr in seinen Körper hineinhöre­n. „Ich gehe erst wieder auf die Ski“, sagte er, „wenn es wieder zu 100 Prozent passt, sonst zahlst du später drauf.“Ob es bis zum Comeback nun sechs bis acht Monate, wie die Ärzte in den USA schätzten, oder „zwölf oder 18 Monate dauert“, ist Dreßen „nicht wurscht“, aber er nimmt es „in Kauf “.

Für die sportliche­n Glanzlicht­er, auch bei der WM in Are in Schweden (5. bis 17. Februar), müssen nun seine Kollegen sorgen. Doch der Deutsche Skiverband ist realistisc­h. „Eine Saison wie letztes Jahr, das können wir jetzt nicht mehr wiederhole­n“, sagte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier: „Das ist schon fast wie ein Fluch, der auf dieser alpinen deutschen Mannschaft liegt. Das ist unglaublic­h, unfassbar.“

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FOTO: DPA Vom Sturz gezeichnet – auf Thomas Dreßen muss das DSV-Team nun lange verzichten.

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