Schwäbische Zeitung (Biberach)
Plädoyer für Porto im Chat
WhatsApp, E-Mails, SMS – von überall prasseln unnötige Nachrichten auf uns ein. Besonders schlimm sind Gruppenchats bei WhatsApp. Szenen aus dem Alltag eines verzweifelten Nutzers: Person X hat Geburtstag und will eine Party feiern. Prinzipiell eine tolle Sache. Schnell alle Gäste in einer virtuellen Gruppe versammelt, Termin und Ort des Geschehens mitgeteilt. Jetzt könnte man denken: Alles klar! Läuft! Und es wäre so simpel, wenn jeder dem Geburtstagskind einfach in einer privaten Nachricht antworten würde. Die Praxis ist jedoch anders. 30 Sekunden nach der Einladung: Unbekannte Nummer 1 bedankt sich, muss aber noch schauen, ob sie Zeit hat. Ähnliche Nachrichten folgen von Unbekannter Nummer 2, 3 und 4. Schließlich die Nachfrage eines gemeinsamen Freundes (endlich mal ein bekannter Name!), was sich das Geburtstagskind denn wünsche. Großer Fehler. Das Geburtstagskind schickt eine Wunschliste, Unbekannte Nummer 5 fühlt sich berufen, zwecks Absprachen einen weiteren Gruppenchat zu öffnen. Bis zur Party folgt eine Nachrichtenflut, auf gleich zwei Kanälen. Und jedes Mal muss man hochscrollen, um nachzuvollziehen, worum es überhaupt geht. Vielleicht wäre es sinnvoll, in Gruppenchats ein Porto einzuführen. 70 Cent. Wie bei der Post. Dann würde der eine oder andere noch einmal überlegen, bevor er auf „senden“drückt. (cdi)