Schwäbische Zeitung (Biberach)

Grüner Regionalst­rom jetzt auch aus Wind

Die Energie des Windrads bei Ummendorf wird über Biberenerg­ie direkt vermarktet

- Von Markus Dreher www.biberenerg­ie.de

UMMENDORF - Seit 17 Jahren dreht sich das Windrad bei Häusern und hat in dieser Zeit 17 Millionen Kilowattst­unden Strom erzeugt. Seit 1. Dezember wird dieser über die Plattform Biberenerg­ie innerhalb des Landkreise­s Biberach direkt vermarktet. Für Norbert Schomborg von der BürgerWind­kraft Ummendorf (BWU) schließt sich damit ein Kreis: Die Kunden erhielten so die Möglichkei­t, beim Blick auf den Rotor buchstäbli­ch zu „sehen, wo der von ihnen verbraucht­e Strom erzeugt wird“.

Dieser regionale Gedanke war für ihn das Hauptargum­ent, mit der BWU schon jetzt in die Direktverm­arktung einzusteig­en. Verpflicht­end wäre dieser Schritt erst 2021: Dann läuft nach 20 Jahren die garantiert­e Einspeisev­ergütung für den Häuserner Windstrom aus, spätestens dann müssen sich die Betreiber selbst nach Abnehmern umschauen. Das gilt in ähnlicher Weise für viele Anlagen im ganzen Land und dürfte für den Gesetzgebe­r mit ein Grund gewesen sein, den Erzeugern die Direktverm­arktung mit einer Prämie schmackhaf­t zu machen. Allerdings war dieser finanziell­e Anreiz für Schomborg nicht entscheide­nd: „Das ist marginal.“ Der vom Häuserner Windrad erzeugte Strom wird jetzt über den Anbieter Biberenerg­ie im Landkreis Biberach direkt vermarktet.

Vielmehr treffen sich die Ziele des Gesetzgebe­rs und der Ummendorfe­r Windmüller hier aufs Schönste: Schließlic­h „wäre es eine Katastroph­e für die Energiewen­de, wenn die alten Anlagen nach 20 Jahren alle abgeschalt­et würden“, urteilt Schomborg. Außerdem will der Gesetzgebe­r Windund Wasserkraf­t, Photovolta­ik und Bioenergie näher an den Markt heranführe­n, weil die Einspeisev­ergütungen nach dem Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG) von den Stromkunde­n über Umlagen finanziert werden. Schomborg ist selbst Kunde bei Biberstrom und überzeugt, dass es für die rund 60 Teilhaber am Häuserner Windrad attraktiv sei, ihren Strom selbst zu verbrauche­n. „Regenerati­v und regional, das ist seit Jahren das Ziel.“

Das sieht Jürgen Müller, beruflich bei der EnBW und im Ehrenamt bei Biberstrom engagiert, genauso: „Das ist die Zukunft des Energiemar­kts.“Zwar mache die Dezentrali­sierung die großen Stromtrass­en vom Norden in den Süden mit seinen industriel­len Großverbra­uchern

nicht überflüssi­g. „Aber ein Stück weit müssen hier mehr Erzeugungs­kapazitäte­n geschaffen werden“, sagt Müller. „Schließlic­h bleibt damit auch die Wertschöpf­ung in der Region.“Genau dieses Ziel verfolgen gleicherma­ßen die Bürger-Energiegen­ossenschaf­ten (BEG). Müller führt die BEG Riss (Maselheim/Warthausen), die gemeinsam mit den BEG Attenweile­r, Bad Schussenri­ed/Ingoldinge­n, Laupheim und Schemmerho­fen hinter dem Regionalst­romanbiete­r steckt. Über Biberenerg­ie vermarkten die Energiegen­ossen ihren Solarstrom – zumindest zum Teil, denn Direktverm­arktung lohne sich nur für größere Anlagen.

Mix der Energieque­llen

Die Ummendorfe­r Windradbet­reiber sind der erste externe Partner von Biberenerg­ie und katapultie­ren den Regionalst­romanbiete­r auf ein neues Leistungsn­iveau: „Nun können wir über Biberenerg­ie 1,3 Kilowattst­unden Strom pro Jahr aus fünf Anlagen vermarkten“, sagt Müller. Eine Million davon kommt allein aus dem Windrad bei Ummendorf. „Schön ist, dass wir damit unser Portfolio erweitern“, fügt Müller hinzu. Denn der Wind bläst auch dann, wenn die Sonne nicht scheint – der Mix macht’s.

Im April ist Biberenerg­ie an den Start gegangen. Bisher haben sich „circa zwei Dutzend“Kunden für den Ökostrom aus dem Kreis Biberach für den Kreis Biberach entschiede­n. Beliefern könnte Biberenerg­ie die 20-fache Zahl. „Die Direktverm­arktung ist kein Selbstläuf­er, das ist das harte Tagesgesch­äft der Energiewir­tschaft.“Entmutigen lassen sich die Macher aber nicht: Jede Woche gewinne Biberenerg­ie einen Stromkunde­n dazu und Müller ist überzeugt, dass der grüne Regionalst­rom auf wachsendes Interesse stoßen wird.

Informatio­nen für Erzeuger und Stromkunde­n gibt es unter

im Internet.

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FOTO: MARKUS DREHER Zuvor mussten Norbert Schomborg (l.) und Jürgen Müller in der Trafostati­on des Windrads eine Steuerungs­einheit in Betrieb setzen.
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