Schwäbische Zeitung (Biberach)
Grüner Regionalstrom jetzt auch aus Wind
Die Energie des Windrads bei Ummendorf wird über Biberenergie direkt vermarktet
UMMENDORF - Seit 17 Jahren dreht sich das Windrad bei Häusern und hat in dieser Zeit 17 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Seit 1. Dezember wird dieser über die Plattform Biberenergie innerhalb des Landkreises Biberach direkt vermarktet. Für Norbert Schomborg von der BürgerWindkraft Ummendorf (BWU) schließt sich damit ein Kreis: Die Kunden erhielten so die Möglichkeit, beim Blick auf den Rotor buchstäblich zu „sehen, wo der von ihnen verbrauchte Strom erzeugt wird“.
Dieser regionale Gedanke war für ihn das Hauptargument, mit der BWU schon jetzt in die Direktvermarktung einzusteigen. Verpflichtend wäre dieser Schritt erst 2021: Dann läuft nach 20 Jahren die garantierte Einspeisevergütung für den Häuserner Windstrom aus, spätestens dann müssen sich die Betreiber selbst nach Abnehmern umschauen. Das gilt in ähnlicher Weise für viele Anlagen im ganzen Land und dürfte für den Gesetzgeber mit ein Grund gewesen sein, den Erzeugern die Direktvermarktung mit einer Prämie schmackhaft zu machen. Allerdings war dieser finanzielle Anreiz für Schomborg nicht entscheidend: „Das ist marginal.“ Der vom Häuserner Windrad erzeugte Strom wird jetzt über den Anbieter Biberenergie im Landkreis Biberach direkt vermarktet.
Vielmehr treffen sich die Ziele des Gesetzgebers und der Ummendorfer Windmüller hier aufs Schönste: Schließlich „wäre es eine Katastrophe für die Energiewende, wenn die alten Anlagen nach 20 Jahren alle abgeschaltet würden“, urteilt Schomborg. Außerdem will der Gesetzgeber Windund Wasserkraft, Photovoltaik und Bioenergie näher an den Markt heranführen, weil die Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von den Stromkunden über Umlagen finanziert werden. Schomborg ist selbst Kunde bei Biberstrom und überzeugt, dass es für die rund 60 Teilhaber am Häuserner Windrad attraktiv sei, ihren Strom selbst zu verbrauchen. „Regenerativ und regional, das ist seit Jahren das Ziel.“
Das sieht Jürgen Müller, beruflich bei der EnBW und im Ehrenamt bei Biberstrom engagiert, genauso: „Das ist die Zukunft des Energiemarkts.“Zwar mache die Dezentralisierung die großen Stromtrassen vom Norden in den Süden mit seinen industriellen Großverbrauchern
nicht überflüssig. „Aber ein Stück weit müssen hier mehr Erzeugungskapazitäten geschaffen werden“, sagt Müller. „Schließlich bleibt damit auch die Wertschöpfung in der Region.“Genau dieses Ziel verfolgen gleichermaßen die Bürger-Energiegenossenschaften (BEG). Müller führt die BEG Riss (Maselheim/Warthausen), die gemeinsam mit den BEG Attenweiler, Bad Schussenried/Ingoldingen, Laupheim und Schemmerhofen hinter dem Regionalstromanbieter steckt. Über Biberenergie vermarkten die Energiegenossen ihren Solarstrom – zumindest zum Teil, denn Direktvermarktung lohne sich nur für größere Anlagen.
Mix der Energiequellen
Die Ummendorfer Windradbetreiber sind der erste externe Partner von Biberenergie und katapultieren den Regionalstromanbieter auf ein neues Leistungsniveau: „Nun können wir über Biberenergie 1,3 Kilowattstunden Strom pro Jahr aus fünf Anlagen vermarkten“, sagt Müller. Eine Million davon kommt allein aus dem Windrad bei Ummendorf. „Schön ist, dass wir damit unser Portfolio erweitern“, fügt Müller hinzu. Denn der Wind bläst auch dann, wenn die Sonne nicht scheint – der Mix macht’s.
Im April ist Biberenergie an den Start gegangen. Bisher haben sich „circa zwei Dutzend“Kunden für den Ökostrom aus dem Kreis Biberach für den Kreis Biberach entschieden. Beliefern könnte Biberenergie die 20-fache Zahl. „Die Direktvermarktung ist kein Selbstläufer, das ist das harte Tagesgeschäft der Energiewirtschaft.“Entmutigen lassen sich die Macher aber nicht: Jede Woche gewinne Biberenergie einen Stromkunden dazu und Müller ist überzeugt, dass der grüne Regionalstrom auf wachsendes Interesse stoßen wird.
Informationen für Erzeuger und Stromkunden gibt es unter
im Internet.