Schwäbische Zeitung (Biberach)

196 potenziell­e Stammzelle­nspender

Feuerwehr Dettingen organisier­t Typisierun­gsaktion für die DKMS

- Von Johann Willburger

DETTINGEN - Leukämie (Blutkrebs) ist eine heimtückis­che Krankheit. Alle 16 Minuten erhält ein Mensch in Deutschlan­d die niederschm­etternde Diagnose Blutkrebs. Viele Patienten sind Kinder und Jugendlich­e, deren einzige Chance auf Heilung eine Stammzells­pende ist. Allerdings muss dafür der geeignete Spender gefunden werden, und dies kann nur geschehen, wenn bei der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) viele Spender registrier­t sind. Eine solche Typisierun­gsaktion hat die Feuerwehr Dettingen am ersten Adventsson­ntag im Feuerwehrg­erätehaus organisier­t. 196 Personen ließen sich registrier­en.

Feuerwehr-Kommandant Leo Steinhause­r berichtete, dass er sich vor zehn Jahren bei der DKMS registrier­en ließ und vor sechs Jahren selbst Stammzelle­n gespendet hat. Dem Empfänger, einem an Blutkrebs erkrankten Amerikaner, konnte er auf diese Weise das Leben retten. Seitdem bestehe ein E-Mailkontak­t, bei dem der Mann berichtet habe, dass es ihm gut gehe. Persönlich getroffen haben sich die beiden Männer bislang noch nicht, aber das wollen sie nachholen. Dies war der Anstoß für die Aktion in Dettingen.

Als Begleitpro­gramm bei der Typisierun­gsaktion wurden Feuerlösch­übungen, das Löschen an einem Firetraine­r und die Vorführung einer Fettexplos­ion sowie eine Spraydosen­explosion gezeigt. Im Geräteraum hatten die Mitglieder der Feuerwehr für Essen und Trinken gesorgt. Der Verkaufser­lös kommt der DKMS zugute.

Nur Gesunde können spenden

Bei der Aktion in Dettingen ließen sich 196 Personen registrier­en. Daran teilnehmen konnte jeder im Alter zwischen 17 und 55 Jahren, der gesund ist. Ausschluss­kriterien sind unter anderem ein Gewicht unter 50 Kilogramm, starkes Übergewich­t, schwere neurologis­che oder psychische Erkrankung, systemisch­e Autoimmune­rkrankunge­n, Diabetes, Rheuma oder Krebserkra­nkungen.

Mitglieder der Dettinger Feuerwehr klärten die Spender vor der Registrier­ung über den Ablauf der Typisierun­g und der Registrier­ung auf und unterstütz­ten beim Ausfüllen der Formulare. Die Kosten von 35 Euro für die Registrier­ung trugen fast alle Teilnehmer selbst. Jeder Spender musste drei Wattestäbc­henproben abgeben, die jeweils eine Minute von der linken zur rechten Wangenschl­eimhaut im Mund hin- und herbewegt werden mussten. Danach wurden die Proben fünf Minuten an der Luft getrocknet und verpackt.

Alle 196 Proben werden gesammelt an das DKMS-Labor eingeschic­kt, die dort analysiert werden. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank gespeicher­t – bis zum 61. Lebensjahr des Spenders. Gleichzeit­ig übermittel­t die DKMS die Gewebemerk­male in pseudonymi­sierter Form an das Zentrale Knochenmar­kspender-Register Deutschlan­d in Ulm. Somit steht man als Spender für Patienten auf der ganzen Welt zur Verfügung.

Nach Angaben der DKMS kommt es bei höchstens fünf von hundert potenziell­en Stammzells­pendern innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer Stammzelle­nspende. Für junge Spender beträgt die Wahrschein­lichkeit etwa ein Prozent innerhalb des ersten Jahres nach der Typisierun­g. Die DKMS-Datei enthält weltweit circa fünf Millionen Personen, davon mehr als 3,7 Millionen in Deutschlan­d.

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FOTO: JOHANN WILLBURGER Ein Spender entnimmt mit einem Wattestäbc­hen eine DNA-Probe aus dem Mund. Bis vor einigen Jahren war dazu noch eine Blutentnah­me notwendig.

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