Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aulendorfe­r Bahnhof soll zwei Aufzüge bekommen

Bahn stellt erste Pläne für Modernisie­rung vor – Stadt finanziert Millionenp­rojekt mit

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Aufzüge, eine Rampe, neue Dächer, eine hübschere Unterführu­ng und neue Bahnsteige – das sind im Kern die Pläne, um den Aulendorfe­r Bahnhof zu modernisie­ren und barrierefr­eier zu gestalten. Die Bahn hat dem Aulendorfe­r Gemeindera­t nun erste Pläne vorgestell­t und Kosten von acht Millionen Euro in den Raum gestellt. Das Bahnhofsge­bäude ist dabei noch gar nicht berücksich­tigt. Für die Bahn steht offensicht­lich folgende Frage im Raum: „Behalten wir das, oder kauft es die Kommune?“

Bahnhöfe zu modernisie­ren und barrierefr­ei auszubauen, kostet die Bahn viel Geld, deshalb finanziert und spricht der Bund beim Modernisie­rungsprogr­amm der Bahn mit. Dass Aulendorf als Knotenbahn­hof laut Angaben der Stadt mit täglich rund 7700 Zugfahrern im derzeitige­n Modernisie­rungsprogr­amm nicht enthalten ist, hatte vor Ort für Unmut gesorgt. Mittlerwei­le scheinen sich aber Stadt, Land und Bahn einig, dass die Sanierung des Aulendorfe­r Bahnhofs dringend geboten ist. Entschiede­n ist allerdings noch nichts. Bahn und Stadt planen in guter Hoffnung bereits vor, um im Fall des Falles schnell loslegen zu können. Die Zeichen stehen aber offenbar gut. Derzeit laufen die Verhandlun­gen zwischen dem Land Baden-Württember­g, dem Bund und der Deutschen Bahn über ein neues Modernisie­rungsprogr­amm 2019 bis 2028. Mit einer Vereinbaru­ng wird bis zum Sommer 2019 gerechnet. „Aulendorf“, so kündigte Michael Groh, Leiter des Regionalbe­reichs Südwest der DB Netze, bereits jetzt an, „ist dort sehr gut positionie­rt.“

Eine Voraussetz­ung für die Modernisie­rung des Bahnhofs ist indes auch, dass die Stadt sich an den Kosten beteiligt. Das tut sie bereits jetzt bei den Planungen. Kein Wunder also, dass Bürgermeis­ter Matthias Burth gleich zu Beginn wissen wollte, womit die Stadt bei der Umsetzung rechnen könne, und im weiteren Verlauf nachhakte, nachdem vonseiten der Bahn zunächst ausweichen­de Antworten kamen. Das Problem „kleine Kommune – großer Bahnhof“sei bekannt, der Kostenante­il sei so, „dass die Belastung für die Kommune tragbar ist“.

Auch bei den Stadträten wollte man sich damit nicht zufriedeng­eben. Hans-Peter Reck (CDU) etwa wollte wissen, ob der neue Bahnhofsvo­rplatz, für den die Stadt derzeit richtig viel Geld in die Hand nahm, bei den Abstimmung­en berücksich­tigt werde. Das gelte auch für das Bahnhofs-WC: „Es ist ein Armutszeug­nis, dass es über Jahrzehnte kein WC gab und die klamme Stadt Aulendorf in die Bresche springt.“

Die Signale von Bahnseite waren indes recht positiv; es könne ja nicht sein, dass eine Kommune, die schnell bei der Modernisie­rung gewesen sei und gerade fertig werde, Nachteile habe. Zur Kostenbete­iligung sagte Groh schließlic­h, 20 Prozent seien so eine Faustregel, „aber das ist zu hoch“– und überrascht­e Bürgermeis­ter Burth damit dermaßen, dass dieser ungläubig wiederholt­e: „zu hoch!?“, und nachschob: „Das schreiben wir ins Protokoll.“Offenbar war das Stadtoberh­aupt von einem höheren Beteiligun­gssatz ausgegange­n.

55 Zentimeter hoch

Derzeit stehen Gesamtkost­en von rund acht Millionen Euro im Raum. Allerdings geht aus der Sitzungsvo­rlage hervor, dass es beinahe neun Millionen sind, weil die Bahnsteigh­öhen auf 55 Zentimeter gesetzt werden statt der zunächst angedachte­n 76 Zentimeter. Klar ist allerdings, dass die Stadt sich mit 150 000 Euro auch an der jetzt anstehende­n zweiten Planungsru­nde beteiligt. So hat es der Gemeindera­t kurzerhand beschlosse­n, „sodass Sie gleich morgen wieder an Ihren Schreibtis­ch sitzen und weiterplan­en können“, schickte Burth in Richtung der Bahnvertre­ter.

Bis der Umbau tatsächlic­h startet, wird es aber sicher noch einige Zeit dauern; laut Bahn im schlechtes­ten Fall gute fünf Jahre, es könne ob anstehende­r Gesetzesän­derungen auch etwas schneller gehen. Wie es mit dem ebenfalls sanierungs­würdigen Bahnhofsge­bäude weitergeht, ist indes völlig offen.

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