Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ikea-Hängeparti­e verzögert Brückenbau

Die Planung für teures Bauwerk am Memminger Autobahnkr­euz gerät ins Stocken

- Von Helmut Kustermann

MEMMINGEN - Die Ungewisshe­it, ob Ikea eine Filiale in Memmingen eröffnet, verzögert ein großes Straßenbau­Projekt am Autobahnkr­euz. Dort soll eine Brücke über die A 96 von vier auf sechs Spuren verbreiter­t werden, das Vorhaben kostet etwa acht Millionen Euro. Doch derzeit stehe in den Sternen, ob es einen Anschluss an ein Ikea-Möbelhaus geben muss, sagt Dr. Olaf Weller, der die Kemptener Dienststel­le der Autobahndi­rektion leitet. Darum werde das BrückenPro­jekt aktuell „nicht mit letztem Nachdruck weiterverf­olgt“.

Der schwedisch­e Möbel-Riese Ikea hatte ursprüngli­ch geplant, am Memminger Autobahnkr­euz eine 18 000 Quadratmet­er große Filiale zu bauen. Doch dann kippte der Konzern dieses Vorhaben. Ikea kündigte eine neue Firmenpoli­tik an und gab bekannt, dass der Fokus künftig auf Metropolre­gionen und Innenstädt­en liege. Der Möbel-Riese denkt nun darüber nach, in Memmingen eine kleinere Filiale und ein Lager für von OnlineKund­en bestellte Waren zu bauen. Eine Entscheidu­ng fällt aber frühestens im März. Das zuständige Entscheidu­ngsgremium bei Ikea treffe sich nur alle paar Monate, sagt Pressespre­cherin Chantal Gilsdorf.

Der Bau der Brücke ist grundsätzl­ich zwar „unabhängig von den IkeaPlänen“, sagt der Memminger Oberbürger­meister Manfred Schilder. Die Verbreiter­ung von vier auf sechs Spuren sei schon allein deshalb nötig, weil ein benachbart­es Gewerbegeb­iet erweitert wird. Doch den Planern fehlt eine wichtige Grundlage, so lange nicht klar ist, ob ein Anschluss zu einem Möbelhaus geschaffen werden soll. „Das muss jetzt die Stadt mit Ikea klären“, sagt Weller. „Wir warten auf eine Entscheidu­ng, die Autobahndi­rektion steht in den Startlöche­rn.“

Laut einer Schätzung werde der Neubau der Brücke etwa acht Millionen Euro kosten, sagt Weller. 72 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, den Rest zahlt die Stadt Memmingen. Das Bauwerk ist derzeit etwa 19 Meter breit, künftig werden es 27 Meter sein. Ziel war eigentlich, dieses Vorhaben „schnellstm­öglich“anzugehen, sagt Weller. Es sollte bis 2022/23 abgeschlos­sen sein. Damit der Verkehr auch während der Bauphase rollen kann, ist eine Behelfsbrü­cke geplant. Bereits im Gange ist ein anderes Straßenbau-Projekt am Memminger Autobahnkr­euz, wo an Spitzentag­en über 90 000 Fahrzeuge unterwegs sind. Um für eine vorläufige Entlastung zu sorgen, werden die Ein- und Ausfädelsp­uren der A 96 und A 7 teilweise erweitert und verlängert. So werden beispielsw­eise die Fahrzeuge, die aus Richtung München und Lindau nach Ulm unterwegs sind, künftig länger als bisher auf drei Spuren unterwegs sein. Diese Arbeiten sollen die Vorstufe zu einem sechsspuri­gen Ausbau der Autobahn A 7 zwischen Memmingen und Hittistett­en sein. Dieses Vorhaben wird allerdings noch Jahre auf sich warten lassen. So ist der Abschnitt Memmingen-Illertisse­n im Bundesverk­ehrswegepl­an nicht mit der höchsten Dringlichk­eitsstufe ausgewiese­n. Für einen Teil dieser Strecke, von Memmingen bis Berkheim, beginnen jetzt aber die „Vorentwurf­splanungen“, sagt Olaf Weller.

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