Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ikea-Hängepartie verzögert Brückenbau
Die Planung für teures Bauwerk am Memminger Autobahnkreuz gerät ins Stocken
MEMMINGEN - Die Ungewissheit, ob Ikea eine Filiale in Memmingen eröffnet, verzögert ein großes StraßenbauProjekt am Autobahnkreuz. Dort soll eine Brücke über die A 96 von vier auf sechs Spuren verbreitert werden, das Vorhaben kostet etwa acht Millionen Euro. Doch derzeit stehe in den Sternen, ob es einen Anschluss an ein Ikea-Möbelhaus geben muss, sagt Dr. Olaf Weller, der die Kemptener Dienststelle der Autobahndirektion leitet. Darum werde das BrückenProjekt aktuell „nicht mit letztem Nachdruck weiterverfolgt“.
Der schwedische Möbel-Riese Ikea hatte ursprünglich geplant, am Memminger Autobahnkreuz eine 18 000 Quadratmeter große Filiale zu bauen. Doch dann kippte der Konzern dieses Vorhaben. Ikea kündigte eine neue Firmenpolitik an und gab bekannt, dass der Fokus künftig auf Metropolregionen und Innenstädten liege. Der Möbel-Riese denkt nun darüber nach, in Memmingen eine kleinere Filiale und ein Lager für von OnlineKunden bestellte Waren zu bauen. Eine Entscheidung fällt aber frühestens im März. Das zuständige Entscheidungsgremium bei Ikea treffe sich nur alle paar Monate, sagt Pressesprecherin Chantal Gilsdorf.
Der Bau der Brücke ist grundsätzlich zwar „unabhängig von den IkeaPlänen“, sagt der Memminger Oberbürgermeister Manfred Schilder. Die Verbreiterung von vier auf sechs Spuren sei schon allein deshalb nötig, weil ein benachbartes Gewerbegebiet erweitert wird. Doch den Planern fehlt eine wichtige Grundlage, so lange nicht klar ist, ob ein Anschluss zu einem Möbelhaus geschaffen werden soll. „Das muss jetzt die Stadt mit Ikea klären“, sagt Weller. „Wir warten auf eine Entscheidung, die Autobahndirektion steht in den Startlöchern.“
Laut einer Schätzung werde der Neubau der Brücke etwa acht Millionen Euro kosten, sagt Weller. 72 Prozent der Kosten übernimmt der Bund, den Rest zahlt die Stadt Memmingen. Das Bauwerk ist derzeit etwa 19 Meter breit, künftig werden es 27 Meter sein. Ziel war eigentlich, dieses Vorhaben „schnellstmöglich“anzugehen, sagt Weller. Es sollte bis 2022/23 abgeschlossen sein. Damit der Verkehr auch während der Bauphase rollen kann, ist eine Behelfsbrücke geplant. Bereits im Gange ist ein anderes Straßenbau-Projekt am Memminger Autobahnkreuz, wo an Spitzentagen über 90 000 Fahrzeuge unterwegs sind. Um für eine vorläufige Entlastung zu sorgen, werden die Ein- und Ausfädelspuren der A 96 und A 7 teilweise erweitert und verlängert. So werden beispielsweise die Fahrzeuge, die aus Richtung München und Lindau nach Ulm unterwegs sind, künftig länger als bisher auf drei Spuren unterwegs sein. Diese Arbeiten sollen die Vorstufe zu einem sechsspurigen Ausbau der Autobahn A 7 zwischen Memmingen und Hittistetten sein. Dieses Vorhaben wird allerdings noch Jahre auf sich warten lassen. So ist der Abschnitt Memmingen-Illertissen im Bundesverkehrswegeplan nicht mit der höchsten Dringlichkeitsstufe ausgewiesen. Für einen Teil dieser Strecke, von Memmingen bis Berkheim, beginnen jetzt aber die „Vorentwurfsplanungen“, sagt Olaf Weller.