Schwäbische Zeitung (Biberach)
Zwischen Kumpel und Armani-Rocker
Marius Müller-Westernhagen wird 70
BERLIN (dpa) - Nein, ein alternder Popstar wolle er nicht werden. „Um Gottes willen, das ist unwürdig! Man darf eine Karriere nicht auf Ruhm und Erfolg bauen, die sind vergänglich“, hatte Marius Müller-Westernhagen gesagt, als er im vergangenen Jahr mit dem inzwischen abgeschafften Echo für sein Lebenswerk geehrt wurde. Dann gab er im Zuge der Antisemitismus-Debatte um den Echo alle seine sieben Preise aus Protest zurück. „Ich muss mich in meiner Arbeit erkennen, dann weiß ich, dass ich wahrhaftig bin, unabhängig davon, ob mich die Leute bejubeln oder verdammen.“An Jubel hat es dem Rockstar nie gemangelt.
Ob Westernhagen zu seinem 70. Geburtstag an diesem Donnerstag auf seine Karriere blickt, auf die vollen Stadien und die Begeisterung seiner Fans, ist schwer zu sagen. Für ein Gespräch war er nicht erreichbar, auch Anrufe an sein Management nutzten nichts. „Der 6. Dezember ist für mich nur ein weiterer Tag in einem nach wie vor aufregenden Leben“, hatte er an seinem 65. gesagt. Daran dürfte sich wenig geändert haben.
Der Sohn des Schauspielers Hans Müller-Westernhagen entdeckte zunächst die Theaterbühne. 1963 spielte er seine erste Hauptrolle in einem Fernsehfilm. Bis 1987 folgten 25 weitere Leinwandauftritte, etwa als Sprücheklopfer aus dem Ruhrpott in „Theo gegen den Rest der Welt“. Mit einer Persiflage auf Paul McCartneys „Give Ireland Back to the Irish“sorgte er mit „Gebt Bayern zurück an die Bayern“für Aufsehen, 1975 folgte das Debütalbum und später die Empörung über sein Lied „Dicke“.
Mit Alben wie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Sekt oder Selters“und „Stinker“zeigte er seine Qualitäten als Textschreiber und Rock’n’Roller. Irgendwann fiel der „Müller“weg. Westernhagen wurde mit den Alben „Westernhagen“, „Halleluja“, „JaJa“, „Affentheater“und „Radio Maria“zum Star. Er füllte Stadien, der Theo-Kumpeltyp mutierte zum „Armani-Rocker“, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“schrieb.
Westernhagen versteht sich als Aufklärer. Er habe sich stets als „Hofnarren“gesehen und wolle der Gesellschaft den Spiegel vorhalten, sagte er im Interview im vergangenen Jahr. „Das hat sehr viel zu tun mit Liebe und Empathie für die Menschen, die bereit sind, mir zuzuhören.“