Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bürger will einen eigenen Solarpark bauen

Fläche befindet sich bei Otterswang entlang der Gleise – Stadt befürworte­t das Projekt

- Von Katrin Bölstler

OTTERSWANG - Entlang der Bahntrasse Ulm-Friedrichs­hafen, im Osten von Otterswang, soll eine frei stehende Photovolta­ikanlage entstehen. Der Antragstel­ler: eine Privatpers­on aus Bad Schussenri­ed, deren Name bisher noch nicht bekannt ist. Der gemeinsame Ausschuss der Verwaltung­sgemeinsch­aft Bad Schussenri­ed-Ingoldinge­n beschloss am Donnerstag­abend die Ausweisung der Sonderbauf­läche im Flächennut­zungsplan für Otterswang. Außerdem soll es eine frühzeitig­e Bürgerbete­iligung geben.

Knapp ein Hektar ist die Fläche groß, die bisher landwirtsc­haftlich genutzt wird. Konkret befindet sie sich östlich der Bahnlinie und südlich dss Bahnüberga­ngs Laimbacher Straße. Das Areal ist im geltenden Flächennut­zungsplan als landwirtsc­haftliche Fläche ausgewiese­n. Wie viel Energie auf dieser Fläche erzeugt werden könnte, ist im Moment noch unklar. Offen ist auch, ob der unbekannte Antragstel­ler nachher auch den Solarpark betreiben würde. Nach SZ-Informatio­nen handelt es sich um den Besitzer des Grundstück­s.

Weitere Details zu dem Vorhaben könnten eventuell nächsten Donnerstag bekannt werden. Dann diskutiert der Schussenri­eder Gemeindera­t zum ersten Mal über das Thema. Noch nicht damit befasst hat sich der Ortschafts­rat Otterswang. Schussenri­eds Hauptamtsl­eiter Günter Bechinka rechnet jedoch nicht mit einem großen Widerstand aus der Bevölkerun­g oder von anderer Seite. Zu der Sitzung der Verwaltung­sgemeinsch­aft sei nur ein einziger Bürger erschienen. „Das Einzige, was manche vielleicht als störend empfinden könnten, wäre die Veränderun­g des Landschaft­sbilds“, vermutet er. Seitens der regionalen Naturschüt­zer ist nicht mit Protest zu rechnen. Die Fläche befindet sich in keinem Naturoder Landschaft­sschutzgeb­iet.

Wie finanziell gefördert wird

Dass eine Privatpers­on eine PV-Anlage dieser Größe bauen will, ist ungewöhnli­ch. Normalerwe­ise agieren große Energiekon­zerne wie die EnBW als Betreiber, so wie etwa im nahe liegenden Hervetswei­ler bei Ingoldinge­n. Die frei stehende Photovolta­ikanlage ähnelt dem geplanten Vorhaben in Otterswang. Sie befindet sich ebenfalls entlang der Bahngleise, ist jedoch mit sechs Hektar Fläche deutlich größer. Sie erbringt eine Leistung von 4,8 Megawatt.

Die neue Fassung des EEG hat die finanziell­e Förderung von Photovolta­ik-Freifläche­n stark eingeschrä­nkt. Gefördert werden nur noch Konversion­sflächen, Seitenrand­streifen entlang von Autobahnen und Bahngleise­n sowie versiegelt­e Flächen.

Die Stadt Bad Schussenri­ed befürworte­t das Vorhaben in Otterswang. „Wir unterstütz­en den Ausbau regenerati­ver Energien auf unserer Gemarkung“, so Bechinka. Das Projekt sei im Sinne der Zielsetzun­g des Landesentw­icklungspr­ogramms, nach dem für die Stromerzeu­gung verstärkt regenerati­ve Energien genutzt werden sollen. Er rechnet damit, dass die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans circa ein Jahr dauern wird. Parallel muss der Flächennut­zungsplan geändert werden. Gibt es keine wesentlich­en Einwände, könnte die Anlage 2020 gebaut werden. Alexander Schuch, zuständig für kommunale Beziehunge­n bei der EnBW, ist das Projekt bekannt. Der Antragstel­ler habe im Vorfeld mit ihm Kontakt aufgenomme­n. „Bis zu einer Nennleistu­ng von 750 Kilowatt bekommt man eine fixe Vergütung nach dem EEG, in diesem Fall kann man den Gewinn also genau kalkuliere­n“, erklärt er die aktuelle Gesetzesla­ge.

Das Ausschreib­ungsverfah­ren

Erwirtscha­ftet die Freifläche­nanlage voraussich­tlich eine höhere Leistung, muss der Betreiber seit 1. Januar 2017 an einer öffentlich­en Ausschreib­ung der Bundesnetz­agentur teilnehmen. „Den Zuschlag erhalten dabei die Projekte, die am wenigsten für ihre Kilowattst­unde wollen, man muss also tiefstapel­n“, so Schuch. Bei dem Projekt in Ingoldinge­n erhielt die EnBW erst in der zweiten Ausschreib­ungsrunde den Zuschlag. Hintergrun­d dieses neuen Verfahrens sei, dass nur die wirtschaft­lichsten Projekte gefördert werden sollen. Für den Betreiber bedeutet das jedoch, dass er im Vorfeld nur schwer kalkuliere­n kann, wie hoch sein tatsächlic­her Ertrag sein wird. „Daher sind im Moment vor allem die Anlagen rentabel, die entweder unter 750 kWp bleiben oder die mehr als 5 Megawatt Leistung ergeben.“

Die EnBW ist laut Schuch auf der Suche nach weiteren Flächen ähnlich der in Otterswang. Trotz der strengeren Bestimmung­en lohne sich der Bau von Solarparks immer noch unter bestimmten Voraussetz­ungen. „Und auch für die Besitzer geeigneter Flächen kann dies eine lohnende Investitio­n sein“, erklärt Schuch. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Pacht, die wir den Eigentümer­n zahlen, doppelt so hoch sein kann wie der landwirtsc­haftliche Ertrag.“

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA So oder ähnlich könnte die neue Photovolta­ik-Freifläche­nanlage in Otterswang aussehen.

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