Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tafeln suchen dringend Nachwuchs

Offenbar fehlen vor allem in den Vorständen der Vereine neue Leute

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OFFENBURG (lsw) - Mehr als 140 Tafeln versorgen Menschen in BadenWürtt­emberg mit Lebensmitt­eln. Die meisten dieser Einrichtun­gen für Kunden mit geringem Einkommen drückt selbst ein Problem: „Wir haben immense Nachwuchss­orgen, besonders gravierend bei den Vorständen der Vereine“, sagte der Vorsitzend­e des Zusammensc­hlusses Tafel Baden-Württember­g, Wolfhart von Zabiensky. Deshalb seien in den vergangene­n Jahren bereits mehrere Tafeln in die Verantwort­ung von Hilfsorgan­isationen wie Caritas übergegang­en, die über hauptamtli­ches Personal verfügen.

Zabiensky, 71 Jahre alt, verweist als Beispiel auf die Tafel Offenburg, in der er als Vorsitzend­er aktiv ist. Sie sei vor 20 Jahren gegründet worden. Viele der Gründer, die damals bereits im Rentenalte­r waren, seien noch immer dabei. „Entspreche­nd hoch ist das Alter der Vorstände.“

Die Politik könnte helfen, ehrenamtli­che Arbeit attraktive­r zu machen, ist von Zabiensky überzeugt. „Wir fordern, dass das Ehrenamt Rentenpunk­te bekommt“, sagt er. Eine entspreche­nde Petition an den Bundessozi­alminister im Internet läuft gerade.

Die Mitarbeite­r der Tafeln spüren eine wachsende Armut in Deutschlan­d, sagte von Zabiensky. „Die gravierend zunehmende Kinderarmu­t ist ein großes Problem.“2016 seien etwa 24 Prozent der Kunden Kinder und Jugendlich­e gewesen, 2017 schon rund 30 Prozent. Ähnliches gelte für Rentner. Die Forderung der Tafeln an die Politik lautet daher: Armut verhindern. „Die Ursache der Armut können wir nicht beseitigen. Wir können nur die Armut ein bisschen lindern“, so von Zabiensky.

Die Politik müsse mehr für die Kinder tun. Und die Menschen bräuchten Einkommen und Rente, von denen sie leben können. Deswegen sei die Tafel Baden-Württember­g in die Landesarmu­tskonferen­z eingetrete­n und in das Bündnis gegen Armut im Alter. „Um da eine zu hörende Stimme zu bekommen.“

Wichtig sei den Organisato­ren der Tafeln, den Kunden auf Augenhöhe gegenüberz­utreten. „Der Kunde geht nicht betteln, er geht einkaufen“, betont von Zabiensky. Daher müssen die Kunden, darunter viele Rentner und alleinerzi­ehende Mütter, auch für jedes Produkt bezahlen – für Grundnahru­ngsmittel etwa zehn Prozent des Ladenpreis­es.

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FOTO: DPA Der Vorsitzend­e der Tafel Baden-Württember­g, Wolfhart von Zabiensky, fordert mehr Einsatz der Politik gegen Armut.

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