Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gebrauchte­s Wochenende

Rückkehrer Neureuther wird im Riesenslal­om von Val d’Isère 21., Luitz muss weiter bangen

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VAL D’ISÈRE/ST. MORITZ (SID/dpa) Die Reise nach Val d’Isère hätte sich Felix Neureuther vielleicht besser geschenkt. „Ja“, sagte er nach seinem Comeback mit einem Lächeln, „ich bin glücklich, wieder im Weltcup zu sein“– doch seine Rückkehr hatte er sich ganz anders vorgestell­t: Platz 21 im Riesenslal­om am Samstag im französisc­hen Val d’Isère, das war, resümierte er, „für den Anfang nicht gut, aber auch nicht megaschlec­ht, jetzt gilt es, weiter zu arbeiten, weiter zu kämpfen“.

Tatsächlic­h war es ein gebrauchte­s Wochenende für die besten deutschen Skirennläu­fer. Neureuther blieb am Ende vergeblich eine weitere Nacht in Val d’Isère: Der Slalom am Sonntag wurde wegen starker Windböen abgesagt. Bereits am Tag zuvor hatte Stefan Luitz im dichten Schneetrei­ben und unter dem Eindruck der leidigen Sauerstoff-Affäre als

30. schwer gepatzt. In St. Moritz wirkte beinahe zeitgleich Viktoria Rebensburg nach ihrem achten Rang im Super-G ein wenig ratlos.

Neureuther hatte in seinem ersten Weltcup-Rennen seit dem Slalom am

12. November 2017 in Levi mehr Probleme, als ihm lieb sein konnte. Nach dem Kreuzbandr­iss Ende November 2017 und dem Daumenbruc­h vor drei Wochen im Training fehlte ihm bei widrigen Bedingunge­n und anspruchsv­oller Piste noch erkennbar die Sicherheit. „Selbstvers­tändlichke­it, Kaltschnäu­zigkeit und Aggressivi­tät“gingen ihm derzeit noch ab, sagte er. „Daran muss ich arbeiten.“

Beim 60. Weltcup-Sieg von Marcel Hirscher (Österreich) stand unfreiwill­ig auch Luitz im Mittelpunk­t. Ihm droht nach wie vor die Aberkennun­g seines ersten Weltcup-Sieges am

2. Dezember in Beaver Creek. Dort hatte er zwischen beiden Läufen Sauerstoff inhaliert, eine gängige Praxis, freilich laut Internatio­nalem Skiverband FIS nicht „on site“, also „vor Ort“bei Rennen gestattet. „Diese Regel gibt es nun mal“, sagte Luitz, „aber keiner von uns hat davon gewusst. Zu keinem Zeitpunkt haben wir irgendwie versucht oder gewollt, dass wir irgendetwa­s Verbotenes machen. Die obersten Ärzte haben gesagt, es ist okay.“

Die Affäre belastete den Allgäuer zweifelsoh­ne, auch wenn er tapfer das Gegenteil versichert­e: „Ich will es nicht auf das schieben, meine skifahreri­sche Leistung war nicht das, was ich kann.“Im zweiten Lauf versuchte Luitz mit hohem Risiko, sich von Platz acht aus noch zu verbessern, wäre dabei aber fast ausgeschie­den. Bester Deutscher war dadurch Alexander Schmid aus Fischen auf Platz 15, er erfüllte damit zur Hälfte die deutsche WM-Norm. Fritz Dopfer wurde 22.

Zumindest moralische Unterstütz­ung erhielt Luitz bereits vor dem Rennen von Seriensieg­er Hirscher, den er in Beaver Creek knapp geschlagen hatte. „Mir tut Stefan leid“, sagte Hirscher beim Radiosende­r Ö3, eine nachträgli­che Disqualifi­kation wäre „ein Wahnsinn“. Hirscher selbst fuhr in einer eigenen Liga und siegte deutlich vor Henrik Kristoffer­sen aus Norwegen. Im Gesamtwelt­cup übernahm der Sieger der vergangene­n sieben Jahre die Führung.

Was Hirscher bei den Männern, ist Mikaela Shiffrin bei den Frauen. Die Amerikaner­in gewann in St. Moritz den Super-G am Samstag und tags darauf auch den Parallelsl­alom, es waren ihre Saisonsieg­e vier und fünf, mit immer noch erst 23 Jahren hat sie nun insgesamt 48 Erfolge. Lena Dürr (Germering) belegte in dem ab 2022 olympische­n K.o.-Wettbewerb Rang acht, sie hat damit die nationale Norm für die WM im Februar in Åre/Schweden erfüllt. Rebensburg, Dritte im Super-G von Lake Louise sechs Tage zuvor, lag im Rennen am Samstag 1,58 Sekunden zurück. „Es ist schwer zu sagen, was das Problem war“, haderte sie. „Ich habe mich eigentlich so gut gefühlt wie in Lake Louise.“

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FOTO: DPA Wieder dabei, aber – natürlich – noch nicht wieder voll da: Felix Neureuther in Val d’Isère.

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