Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach Kühn überrascht auch Anna Weidel
Biathleten mit etwas zähem Saisonstart – Die Debütantin allerdings schafft bereits die WM-Norm
POKLJUKA (dpa) - So richtig zufrieden waren die deutschen Biathleten nicht. Erstmals seit vier Jahren sind die Skijägerinnen ohne Podestplatz in die Saison gestartet, in die Top 10 schafften es nur Franziska Preuß und Debütantin Anna Weidel. Die Männer-Bilanz von Pokljuka war durch das erste Karriere-Podium von Johannes Kühn – Platz zwei im Einzel – etwas besser. „Wir hätten noch etwas Luft nach oben“, sagte Magdalena Neuner. „Ich habe das eine oder andere Gesicht gesehen, das nicht so zufrieden war.“
Anna Weidel meinte die Rekordweltmeisterin mit ihrer Expertenanalyse in der ARD nicht – die Debütantin setzte in Slowenien zwei starke Ausrufezeichen. Zudem ist Franziska Preuß zurück auf dem Weg in die Weltspitze. Bei den Verfolgungssiegen von Kaisa Mäkäräinen aus Finnland und dem Norweger Johannes Thingnes Bö, die beide auch den Sprint für sich entschieden, sorgte Weidel aus deutscher Sicht für die größte Überraschung. Nach Platz zehn im Sprint wurde sie im Jagdrennen starke Elfte. Weidel knackte wie Preuß, die als Verfolgungsneunte wie schon im Einzel und Sprint beste Deutsche war, in ihrem erst dritten Weltcup-Rennen die WM-Norm.
„So ganz kann ich das noch nicht realisieren. Ich wollte einfach mal schauen, wo ich stehe“, sagte die in Österreich geborene Weidel. Die 22-Jährige war für Laura Dahlmeier in den Kader gerückt, die sich im Training nach ihrer Zwangspause auf ihr Comeback vorbereitet. Preuß, die in den letzten Jahren viele Tiefs durchlaufen musste, ist wieder zurück zu alter Stärke. Ihr erster Podiumsplatz seit fast vier Jahren scheint nur eine Frage der Zeit zu sein. „Wieder ein Top-10-Ergebnis, so gut bin ich noch nie gestartet. Das macht Mut“, sagte die 24-Jährige.
Für die anderen deutschen Frauen war es ein durchwachsener Einstand. Vor allem am Schießstand haperte es – wie bei den Männern. So verpasste Denise Herrmann, die im Vorjahr zum Auftakt noch Sprint und Verfolgung gewann, als Sprint-62. gar die Verfolgung. Bei den Männern sorgten neben dem Einzel-Zweiten Kühn auch Simon Schempp als Einzel-Fünfter und Benedikt Doll als Sprint-Fünfter für Top-Ergebnisse und schafften sofort die WM-Norm.
„Es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber wir sind auf dem Weg“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner, der das schwache Ergebnis im Jagdrennen – nur Doll schaffte es als 18. in die Top 20 – nicht überbewerten wollte.