Schwäbische Zeitung (Biberach)
Immer der Wurm drin
Die deutschen Handballerinen brauchen nach dem 25:26 gegen Ungarn Schützenhilfe
NANCY (SID/dpa) - Bundestrainer Henk Groener spendete Trost, die deutschen Spielerinnen blickten nach dem Handball-Krimi ohne Happy End enttäuscht ins Leere. Das Ende ihres EM-Höhenfluges und das nun drohende Aus in der Hauptrunde musste die DHB-Auswahl erst einmal verarbeiten. Nach dramatischen Schlussminuten und dem entscheidenden Gegentor acht Sekunden vor Schluss verloren die Deutschen ihr zweites Hauptrundenspiel gegen den EM-Zwölften Ungarn mit 25:26 (10:12). Damit haben sie den Sprung unter die vier besten Teams Europas nicht mehr in der eigenen Hand.
„Es war so ein Spiel, in dem irgendwie immer der Wurm drin war“, sagte Groener. „Immer, wenn wir dran waren oder vorbeiziehen konnten, haben wir einfache Tore bekommen oder selbst Pech bei unseren Würfen gehabt. Aber das passt zu so einem Spiel.“Insgesamt 20 Würfe vergaben die Deutschen, die Effektivität gab letztlich den Ausschlag für Ungarn.
Mit nun 4:4-Punkten muss das deutsche Team das finale Spiel gegen Vize-Europameister Niederlande am Mittwoch (21 Uhr/sportdeutschland.tv) gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen, um sich erstmals seit zehn Jahren für die Medaillenspiele einer EM zu qualifizieren.
Alicia Stolle und Xenia Smits waren am Sonntag in Nancy mit neun respektive sechs Treffern die besten Schützinnen der Deutschen, die zwei Tage zuvor den Auftakt in die zweite Turnierphase gegen Spanien (29:23) souverän gewonnen hatte.
Groener sah daher keinen Grund seine erste Sieben gegenüber dem Spanien-Spiel zu verändern – doch diese knüpfte in den Anfangsminuten nicht an ihren unbekümmerten und befreiten Hauptrunden-Auftakt an. Deutschland lag schnell mit vier Treffern zurück, Smits erzielte das einzige deutsche Tor in den ersten elf Minuten.
Offensiv traf die nervös wirkende deutsche Mannschaft immer wieder die falschen Entscheidungen und litt unter ausbleibendem Glück. Dreimal flog der Ball innerhalb der ersten 20 Minuten an die Latte, zudem erwischte die ungarische Torhüterin Blanka Biro eine gute Partie.
Dennoch gelang es dem GroenerTeam, mit einer guten und leidenschaftlichen Deckung das Spiel offen zu halten. Kreisläuferin Meike Schmelzer erzielte mit dem 7:7 (20.) den Ausgleich, Alina Grijseels mit dem 8:7 (22.) die erste deutsche Führung. Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell, in dem die DHB-Auswahl trotz mehreren Fehlern im Angriff kämpferisch nie aufsteckte.
Führung verspielt
Nach der Pause kam Deutschland, das das letzte Duell mit Ungarn vor fünf Jahren gewonnen hatte, zwar etwas besser als zu Beginn aus der Kabine, lief aber weiter dem Pausen-Rückstand hinterher. Ungarn verteidigte seinen Vorsprung bis zur spannenden Schlussviertelstunde.
Als Torhüterin Dinah Eckerle, gegen Spanien bereits der große Rückhalt, mehrere Bälle zu fassen bekam, nutzte die deutsche Offensive das aus. Top-Talent Emily Bölk, ansonsten blass, traf zum 19:19 (46.), und als die nach der Pause ebenfalls bärenstarke Kreisläuferin Behnke (vier Tore) zum 21:20 traf, schien der Sieg möglich. Doch in der hektischen Schlussphase hatte Ungarn die besseren Nerven.