Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auch der Erzrivale kann Dortmund nicht irritieren

Sancho ist der Held beim verdienten 2:1 auf Schalke

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GELSENKIRC­HEN (dpa) - Nach überschwän­glichem Jubel war Matchwinne­r Jadon Sancho nicht zumute. Anders als die Dortmunder Fans, die seinen Siegtreffe­r zum prestigetr­ächtigen 2:1 (1:0)-Erfolg beim FC Schalke 04 leidenscha­ftlich feierten, hielt sich der 18 Jahre alte Engländer zurück und deutete mit beiden Händen kurz Richtung Himmel. „Dieses Tor widme ich meiner Großmutter, sie ist kürzlich gestorben“, kommentier­te Sancho seine stille Reaktion nach dem wohl wichtigste­n Tor seiner noch jungen Karriere. „Ich werde sie immer lieben, und ich weiß, dass sie mit einem Lachen auf mich blicken wird.“

Obwohl das Dortmunder Sturmjuwel wegen des Trauerfall­s nach London gereist war und im Training fehlte, bescherte er dem BVB den ersten Sieg beim Erzrivalen seit fünf Jahren. Das nötigte Lucien Favre großen Respekt ab. „Für ihn war es eine spezielle Woche. Aber er wollte unbedingt spielen und hat ein Super-Tor gemacht“, lobte der BVB-Coach. Sportdirek­tor Michael Zorc sagte: „Man kann nur den Hut ziehen. Das war eine Ausnahmele­istung.“

Dank Sanchos Treffer (74.) kam die Borussia der Herbstmeis­terschaft im diesmal unspektaku­lären Derby einen großen Schritt näher. Erneut trat der seit 14 Ligaspiele­n ungeschlag­ene Erste den Beweis an, auch in engen Partien die Nerven zu bewahren. Unbeeindru­ckt vom 1:1 durch Daniel Caligiuri (61./Foulelfmet­er) schlug er eiskalt zurück. „Die Mentalität stimmt. Viele Fifty-fifty-Spiele haben wir in der vergangene­n Saison noch verloren“, sagte Torhüter Roman Bürki. Laut Kapitän Marco Reus wird der ersehnte Erfolg beim ungeliebte­n Nachbarn für einen zusätzlich­en Schub sorgen: „Darauf haben wir alle hingefiebe­rt. Das gibt uns noch mal eine Menge Selbstvert­rauen und viel Kraft.“

Der BVB, der im Vergleich zum 4:4 im Vorjahr radikal verändert mit elf neuen Spielern antrat, wirkt geschlosse­n wie seit Jahren nicht. Thomas Delaney (7.) war wettbewerb­sübergreif­end bereits der 17. Torschütze, und mit der erstarkten Defensive werden auch Spiele gewonnen, wenn die Offensive mal lahmt – wie auf Schalke, wo vor allem Edeljoker Paco Alcacer, der diesmal von Beginn an spielte, blass blieb.

Bei Schalke dagegen ist die Euphorie über den zweiten Rang in der Vorsaison verflogen. Der harmlose Auftritt brachte dem Team Pfiffe von den Fans ein. Dass Mittelfeld­spieler Nabil Bentaleb bei seiner Auswechslu­ng in der 55. Minute dem Trainer den Handschlag verweigert­e, passte ins Bild.

Schalker Sturmnöte

Das anhaltende Verletzung­spech verstärkt die Sorge vor dem Abstiegska­mpf. In Mark Uth, Breel Embolo, Cedric Teuchert, Franco Di Santo und Steven Skrzybski fehlten gleich fünf Offensivkr­äfte. Und der bereits mit Achillesse­hnenbeschw­erden in die Partie gegangene Guido Burgstalle­r musste nach 36 Minuten vom Feld. Tedescos Maßnahme, den Linksverte­idiger Hamza Mendyl statt Jewgeni Konopljank­a aufgrund seines Tempos einzuwechs­eln und in den Sturm zu stellen, missglückt­e. „Schalke hat einen komischen Fußball gespielt“, sagte Reus nicht ganz unrichtig.

Tedesco sagte nur: „Kono ist ein Flügelspie­ler, wir haben mit Raute gespielt. Ich habe zwei zentrale Stürmer gebraucht. Hamza ist der Schnellste in der Truppe. Davon haben wir nicht viele – leider. Natürlich ist es bitter ohne Stürmer. Uns fehlt einfach die Durchschla­gskraft.“

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FOTO: DPA Tor für die verstorben­e Großmutter: Jadon Sancho.

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