Schwäbische Zeitung (Biberach)
Per Liveschalte mit Nepal verbunden
Florian Trittler bringt Interessierten aus Mittelbiberach sein außergewöhnliches Skiprojekt näher
MITTELBIBERACH - Der Mehrzweckraum im Schloss Mittelbiberach war prall gefüllt mit neugierigen Menschen, aber auch mit ungewöhnlicher Skidekoration. Der Mittelbiberacher Florian Trittler hat an einem unterhaltsamen Abend sein Projekt, die „Nepal Stiftung für Skiund Snowboarder“(NFSS) vorgestellt. Knapp 120 Menschen waren gekommen und wurden zunächst kulinarisch überrascht.
Mit sogenannten Momos brachte Trittler dem Publikum Nepal nahe, maultaschenähnliche Teigtaschen, gefüllt allerdings nicht mit Fleisch, sondern mit Paprika und nepalesischen Gewürzen.
Doch im Kern ging es an dem Abend um das Projekt des Mittelbiberachers: „Unser Ziel ist es, den Wintersport auch in Nepal zu etablieren“, sagte er und fügte hinzu: „Zum einen geht es uns um die Ausbildung geschulter Bergführer, die Führungen am Berg anbieten können. Auf der anderen Seite wäre es schön, Schneesport als Breitensport für alle Einheimischen ermöglichen zu können“. In Nepal erwachse derzeit eine Mittelschicht, in der Menschen die Armut gerne verlassen, und „sich ins Leben stürzen“möchten.
Eindrucksvoller Film
In einem eindrucksvollen Kurzfilm über die dreiwöchige Tour der Sportler auf den Putha Hiunchuli (SZ berichtete) erfuhr das Publikum sowohl
etwas über die Schatten- als auch die Sonnenseiten einer Bergbesteigung. Um den Interessierten außerdem seine kleine „Skifamilie“vorzustellen, benutzte Trittler auf der Reise nach Nepal gesammelte Anekdoten.
Höhepunkt der Veranstaltung war ein Dialog der besonderen Art: Eine Live-Schalte nach Nepal ermöglichte das direkte Gespräch mit Nepalesen, die ebenfalls in das Projekt involviert sind. Die Einheimischen Utsav, Suraj und Kunga standen für Rede und Antwort bereit
und bestätigten dem Publikum nochmals in Echtzeit, wie ambitioniert sie bezüglich des Wintersportprojektes sind.
Utsav, einer der Chefs von NFSS, unterstrich zum Beispiel seine Zufriedenheit über die verbesserte Ausbildung von Bergführern und die verschärfte Schulung von Sicherheitsmaßnahmen nahe bei oder in Gletscherspalten. Diese zählen zu den kleinen Veränderungen, die Trittler und sein Team schon bewirken konnten.
In Zukunft wollen sie außerdem bislang unbekanntere Regionen Nepals mit dem Tourismus vertraut machen, um den dortigen Tourismus zu stärken. Bis dahin muss jedoch noch viel getan werden, denn: „Wir brauchen manchmal bis zu sieben Tage, um überhaupt auf einem Gipfel anzukommen“, erklärt Utsav. „Die schlechte Infrastruktur lässt mehr Bequemlichkeit leider nicht zu, Skilifte fehlen uns auch noch.“Bislang stehen in Nepal zwei Seilbahnen. Verglichen mit den 2900 Stück in Österreich liege da noch ein ganzes Stück Arbeit vor ihnen, meint Trittler. Zwar habe das Team bereits eine Liftkonstruktion gebastelt, die sich auf Eseln umhertragen und somit überall aufstellen lässt, massentauglich sei das Ganze jedoch noch lange nicht.
Zweifel und Fragen
Elke Kolesch aus Mittelbiberach kennt Florian Trittler über seine Eltern und hört daher immer wieder allerlei kaum zu glaubende Geschichten: „Als die mir erzählt haben, dass Florian in Nepal einen 6000 Meter hohen Berg mit den Skiern hinuntergefahren ist, dachte ich erst mal: so viel Schnee haben die dort drüben doch gar nicht! Und wie soll das ganze überhaupt funktionieren?“Deshalb sei die Mittelbiberacherin der Einladung zum nepalesischen Abend nur zu gerne gefolgt. Am Ende des Abends blieb dank Trittlers umfangreichem Einblick aber auch bei ihr keine Frage mehr unbeantwortet.