Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mehr Personal soll Unfallchirurgie entlasten
Von neuem Gesetz möchten auch die Sana-Kliniken profitieren – Arbeitsmarkt leer gefegt
BIBERACH - Eine größere Entlastung für Pfleger, eine bessere Versorgung der Patienten – das sind die Ziele des neuen Gesetzes zur Stärkung des Pflegepersonals. Zu Beginn des Jahres ist das Gesetz in Kraft getreten, was auch Auswirkungen auf die Sana-Kliniken in Kreis Biberach hat. So ist geplant, das Personal in der Unfallchirurgie aufzustocken. Doch ein Selbstläufer ist das nicht, weil der Arbeitsmarkt wie leer gefegt ist. Im Folgenden wichtige Fragen und Antworten:
Was hat es mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz auf sich?
Mit dem Gesetz kämpft die Bundesregierung gegen die Personalnot in der Pflege an. Ermöglicht werden mit dem Gesetz bundesweit 13 000 zusätzliche Stellen in der Altenpflege. In Krankenhäusern sollen die Krankenkassen jede aufgestockte Stelle künftig komplett bezahlen. Unterm Strich sollen die oftmals gehetzten Pfleger im Alltag entlastet werden, wovon in der Folge auch die Patienten profitieren sollen.
Welche Vorteile erhoffen sich die Sana-Kliniken im Kreis Biberach davon?
Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und eine weiterhin zukunftsfähige Patientenversorgung begrüßten die Sana-Kliniken im Landkreis Biberach ausdrücklich, wie die Sprecherin Anja Wilhelm mitteilt. Da die Lage auf dem Arbeitsmarkt aber angespannt sei, sei eine merkliche Aufstockung des Personals derzeit nicht zu erwarten. „Es ist beabsichtigt, bis zu zehn zusätzliche Einstellungen vorzunehmen“, so Wilhelm. Dies betreffe die Unfallchirurgie. Zum Jahresbeginn ist das Pflegepersonalstärkungsgesetz in Kraft getreten, was die Pfleger im Alltag mehr entlasten soll.
Wie schwierig ist es, qualifizierte Pfleger zu finden?
Bundesweit haben die Einrichtungen Schwierigkeiten, Stellen mit qualifizierten Kräften zu besetzen. Eine Entwicklung, die auch vor der Region nicht Halt macht. Deshalb kommt dem Personalmarketing eine entscheidende Rolle zu. Die Abteilung soll personell verstärkt werden, um qualifizierte Fachkräfte über Messen, Infotagen an Schulen, Medien oder Soziale Netzwerke noch gezielter anzusprechen. Gleichzeitig wollen die Sana-Kliniken unter anderem mit Tariflohn, Vereinbarkeit
von Beruf und Familie oder flexiblen Arbeitszeitmodellen bei potenziellen Bewerbern punkten. Helfen soll laut Wilhelm dabei auch der Klinikneubau im Hauderboschen: „Mit einem Klinikum der kurzen Wege und vernetzten Strukturen werden höchst attraktive Arbeitsbedingungen geschaffen.“
Welche weiteren Möglichkeiten gibt es bei der Gewinnung von Personal?
„Freie Stellen im Pflegedienst können auch durch die an der Klinik ansässige Krankenpflegeschule nachbesetzt
werden“, teilt Wilhelm mit. So hätten die Kliniken im vergangenen Jahr allen erfolgreichen Absolventen, die sich auf eine Weiterbeschäftigung beworben hatten, eine Stelle angeboten. Zudem würden auf den Stationen Gesundheits- und Krankenpflegehelfer zur Unterstützung der Fachkräfte beschäftigt. Des Weiteren würden ausländische Pfleger eingestellt. Ab diesem Jahr beteiligten sich die Kliniken zum Beispiel an einem Programm zur Vermittlung von Pflegepersonal aus dem Ausland an deutsche Arbeitgeber („Triple Win“).
Inwiefern werden die Ausbildungsplätze aufgestockt?
Nach Auskunft der Sprecherin ist eine Aufstockung der Ausbildungsplätze im Bereich der Gesundheitsund Krankenpflege derzeit nicht geplant. Vielmehr liege der Fokus darauf, die vorhandenen 30 Plätze jährlich gut zu besetzen und den Schülern eine qualifizierte Ausbildung zu bieten. Um junge Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, nutzt die Klinik auch den Bundesfreiwilligendienst beziehungsweise das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). 19 Teilnehmer nahmen im Herbst ihren Dienst auf.
Welche Vakanzen beziehungsweise zusätzlichen Stellen gibt es bei den Ärzten in diesem Jahr?
Derzeit fehlen noch zwei Assistenzärzte, was an der Erweiterung des medizinischen Leistungsspektrums sowie dem Ausbau der Fachbereiche liegt. „Hier laufen aber bereits die entsprechenden Besetzungsverfahren“, so Wilhelm. Insbesondere im ländlichen Raum sei es schwieriger geworden, zeitnah Ärzte zu gewinnen. Helfen soll dabei, dass das Biberacher Klinikum ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm ist. Die ärztlichen Stellen könnten in der Regel über alle Fachgebiete hinweg besetzt werden, erläutert die Sprecherin weiter. Zur Unterstützung der Ärzte werde es künftig auch verstärkt alternative Berufsfelder geben. So bilden die Sana-Kliniken beispielsweise seit 2018 auch einen Physician Assistant aus. Der Physician Assistant ist ein akademischer medizinischer Beruf (Bachelorabschluss). Medizinassistenten, so eine mögliche deutsche Bezeichnung, sollen die Ärzte beispielsweise bei der Dokumentation, Sprechstunde oder Visite unterstützen.