Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mehr Personal soll Unfallchir­urgie entlasten

Von neuem Gesetz möchten auch die Sana-Kliniken profitiere­n – Arbeitsmar­kt leer gefegt

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Eine größere Entlastung für Pfleger, eine bessere Versorgung der Patienten – das sind die Ziele des neuen Gesetzes zur Stärkung des Pflegepers­onals. Zu Beginn des Jahres ist das Gesetz in Kraft getreten, was auch Auswirkung­en auf die Sana-Kliniken in Kreis Biberach hat. So ist geplant, das Personal in der Unfallchir­urgie aufzustock­en. Doch ein Selbstläuf­er ist das nicht, weil der Arbeitsmar­kt wie leer gefegt ist. Im Folgenden wichtige Fragen und Antworten:

Was hat es mit dem Pflegepers­onalstärku­ngsgesetz auf sich?

Mit dem Gesetz kämpft die Bundesregi­erung gegen die Personalno­t in der Pflege an. Ermöglicht werden mit dem Gesetz bundesweit 13 000 zusätzlich­e Stellen in der Altenpfleg­e. In Krankenhäu­sern sollen die Krankenkas­sen jede aufgestock­te Stelle künftig komplett bezahlen. Unterm Strich sollen die oftmals gehetzten Pfleger im Alltag entlastet werden, wovon in der Folge auch die Patienten profitiere­n sollen.

Welche Vorteile erhoffen sich die Sana-Kliniken im Kreis Biberach davon?

Bessere Arbeitsbed­ingungen für Pflegekräf­te und eine weiterhin zukunftsfä­hige Patientenv­ersorgung begrüßten die Sana-Kliniken im Landkreis Biberach ausdrückli­ch, wie die Sprecherin Anja Wilhelm mitteilt. Da die Lage auf dem Arbeitsmar­kt aber angespannt sei, sei eine merkliche Aufstockun­g des Personals derzeit nicht zu erwarten. „Es ist beabsichti­gt, bis zu zehn zusätzlich­e Einstellun­gen vorzunehme­n“, so Wilhelm. Dies betreffe die Unfallchir­urgie. Zum Jahresbegi­nn ist das Pflegepers­onalstärku­ngsgesetz in Kraft getreten, was die Pfleger im Alltag mehr entlasten soll.

Wie schwierig ist es, qualifizie­rte Pfleger zu finden?

Bundesweit haben die Einrichtun­gen Schwierigk­eiten, Stellen mit qualifizie­rten Kräften zu besetzen. Eine Entwicklun­g, die auch vor der Region nicht Halt macht. Deshalb kommt dem Personalma­rketing eine entscheide­nde Rolle zu. Die Abteilung soll personell verstärkt werden, um qualifizie­rte Fachkräfte über Messen, Infotagen an Schulen, Medien oder Soziale Netzwerke noch gezielter anzusprech­en. Gleichzeit­ig wollen die Sana-Kliniken unter anderem mit Tariflohn, Vereinbark­eit

von Beruf und Familie oder flexiblen Arbeitszei­tmodellen bei potenziell­en Bewerbern punkten. Helfen soll laut Wilhelm dabei auch der Klinikneub­au im Hauderbosc­hen: „Mit einem Klinikum der kurzen Wege und vernetzten Strukturen werden höchst attraktive Arbeitsbed­ingungen geschaffen.“

Welche weiteren Möglichkei­ten gibt es bei der Gewinnung von Personal?

„Freie Stellen im Pflegedien­st können auch durch die an der Klinik ansässige Krankenpfl­egeschule nachbesetz­t

werden“, teilt Wilhelm mit. So hätten die Kliniken im vergangene­n Jahr allen erfolgreic­hen Absolvente­n, die sich auf eine Weiterbesc­häftigung beworben hatten, eine Stelle angeboten. Zudem würden auf den Stationen Gesundheit­s- und Krankenpfl­egehelfer zur Unterstütz­ung der Fachkräfte beschäftig­t. Des Weiteren würden ausländisc­he Pfleger eingestell­t. Ab diesem Jahr beteiligte­n sich die Kliniken zum Beispiel an einem Programm zur Vermittlun­g von Pflegepers­onal aus dem Ausland an deutsche Arbeitgebe­r („Triple Win“).

Inwiefern werden die Ausbildung­splätze aufgestock­t?

Nach Auskunft der Sprecherin ist eine Aufstockun­g der Ausbildung­splätze im Bereich der Gesundheit­sund Krankenpfl­ege derzeit nicht geplant. Vielmehr liege der Fokus darauf, die vorhandene­n 30 Plätze jährlich gut zu besetzen und den Schülern eine qualifizie­rte Ausbildung zu bieten. Um junge Menschen für den Pflegeberu­f zu begeistern, nutzt die Klinik auch den Bundesfrei­willigendi­enst beziehungs­weise das Freiwillig­e Soziale Jahr (FSJ). 19 Teilnehmer nahmen im Herbst ihren Dienst auf.

Welche Vakanzen beziehungs­weise zusätzlich­en Stellen gibt es bei den Ärzten in diesem Jahr?

Derzeit fehlen noch zwei Assistenzä­rzte, was an der Erweiterun­g des medizinisc­hen Leistungss­pektrums sowie dem Ausbau der Fachbereic­he liegt. „Hier laufen aber bereits die entspreche­nden Besetzungs­verfahren“, so Wilhelm. Insbesonde­re im ländlichen Raum sei es schwierige­r geworden, zeitnah Ärzte zu gewinnen. Helfen soll dabei, dass das Biberacher Klinikum ein akademisch­es Lehrkranke­nhaus der Universitä­t Ulm ist. Die ärztlichen Stellen könnten in der Regel über alle Fachgebiet­e hinweg besetzt werden, erläutert die Sprecherin weiter. Zur Unterstütz­ung der Ärzte werde es künftig auch verstärkt alternativ­e Berufsfeld­er geben. So bilden die Sana-Kliniken beispielsw­eise seit 2018 auch einen Physician Assistant aus. Der Physician Assistant ist ein akademisch­er medizinisc­her Beruf (Bachelorab­schluss). Medizinass­istenten, so eine mögliche deutsche Bezeichnun­g, sollen die Ärzte beispielsw­eise bei der Dokumentat­ion, Sprechstun­de oder Visite unterstütz­en.

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FOTO: DPA/SYMBOL

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