Schwäbische Zeitung (Biberach)

25 Prozent Mehrkosten trüben den Badespaß

Die Gemeinde Ummendorf und der Architekt sind uneins, wer dafür verantwort­lich ist

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - So gelungen die modernisie­rten Anlagen beim Ummendorfe­r Badesee sind, die erhebliche Kostenüber­schreitung sorgt für gehörigen Ärger. Die Gemeinde und das Architektu­rbüro Sick & Fischbach sind sich uneins über die Gründe.

Die vielleicht wichtigste Botschaft für Badegäste vorweg: Stand jetzt sieht es so aus, dass die Eintrittsg­elder nicht über die für 2018 und 2019 bereits beschlosse­nen Erhöhungss­chritte hinaus steigen werden. Jedenfalls widersprac­h kein Rat dem Signal von Kämmerer Reinhold Besenfelde­r, dass die Gemeinde nun ein höheres Defizit im Freibadbet­rieb wohl oder übel aus dem Steuertopf wird ausgleiche­n müssen.

Gerade deswegen wollte die Verwaltung indes Rechenscha­ft haben. Im Verlauf der Debatte mit klaren Worten sagte Bürgermeis­ter Klaus B. Reichert: „Die Mehrkosten werden draußen an uns festgemach­t und deshalb thematisie­ren wir es in öffentlich­er Sitzung.“Im Gespräch mit der SZ ergänzte er, die öffentlich­e Hand stehe bei vielen Bürgern im Ruf, ihre Bauprojekt­e würden regelmäßig teurer; das stimmt nicht generell, siehe etwa Ummendorfe­r Halle, aber wenn doch wie hier, müsse man Verantwort­lichkeiten benennen.

Also erklären, warum das Vorhaben fast 25 Prozent teurer wurde als geschätzt. Dies bezeichnet­e Besenfelde­r als die echte Budgetüber­schreitung. Hierbei seien bei den Kosten von rund 1,2 Millionen Euro ein Zwischenda­ch, dessen maroder Zustand unbekannt war, ebenso bereits herausgere­chnet wie zusätzlich­e

Bänke und die Leistungen des Bauhofs. Und als Vergleichs­maßstab müsse man fairerweis­e die aktualisie­rte Kostenschä­tzung vom Juni 2017 über 963 000 Euro heranziehe­n und nicht die allererste von 2016. wieder Überraschu­ngen auf wie die Setzungen im alten Gebäudetra­kt. Für Reichert indes ist unvorherge­sehen nicht gleich unvorherse­hbar: „Mir kommt es so vor, als hätten Sie im Bau geplant“, hielt er dem Architekte­n vor.

Der Rat Rolf Schrodi, beruflich vom Fach, wurde noch deutlicher: Die Grundlagen­ermittlung sei ureigene Aufgabe des Planers und dabei hätte eine Bodenabsen­kung von elf Zentimeter­n erkannt werden müssen. Aus einer langen Liste des Architektu­rbüros spießte Schrodi weitere Mehrkosten­positionen auf, „die bei guter Planung absehbar gewesen wären“: etwa das Streichen der Dachunters­eite oder der Blitzschut­z, wohlgemerk­t bei Rolf Schrodi, Mitglied des Ummendorfe­r Gemeindera­ts

Überraschu­ngen im Altbau

Der Architekt Uwe Fischbach erklärte das Kostenplus mit „vielen, vielen Einzelpunk­ten, die sich summieren“. Im Altbau tauchten immer einem Wetterdach zum Unterstehe­n für Badegäste. Dies habe nichts mit den typischen Unwägbarke­iten im Altbau zu tun, für die im Budget ja ein Umbauzusch­lag von 20 Prozent sowieso enthalten gewesen sei. Sein Fazit: „Ich bin schlicht und ergreifend entsetzt über die Art der Planung.“

„Ich bin schlicht und ergreifend entsetzt über die Art der Planung.“

Architekt weist Kritik zurück

Fischbach verwahrte sich gegen diese Vorwürfe: „Ich bin auch nicht zufrieden, aber wir haben das Geld nicht verschwend­erisch oder fahrlässig eingesetzt.“Der Planer bemängelte seinerseit­s, viele Werkpläne hätten erst spät vorgelegen. „Wir haben seitens der Verwaltung nicht immer die Entscheidu­ngen bekommen, die wir gebraucht hätten“, sagte er, und gar kein Pflichtenh­eft.

Schrodi konterte: „Es ist Ihre ureigene Aufgabe, dieses zusammen mit dem Bauherr zu erarbeiten.“Auch am erwähnten Beispiel Blitzschut­z war eine unterschie­dliche Auffassung von der Aufgabenve­rteilung herauszuhö­ren: Für Fischbach wäre dies Aufgabe des Fachplaner­s gewesen, für Schrodi letztlich die des Architekte­n als Koordinato­r des Gesamtproj­ekts.

Die Gemeinde kritisiert­e überdies, zu spät über die Mehrkosten informiert worden zu sein, was Fischbach zurückwies. Auf Vorschlag des Rats Simon Özkeles sollen sich nun Verwaltung und Planer zusammense­tzen und die Sache aufarbeite­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany