Schwäbische Zeitung (Biberach)
25 Prozent Mehrkosten trüben den Badespaß
Die Gemeinde Ummendorf und der Architekt sind uneins, wer dafür verantwortlich ist
UMMENDORF - So gelungen die modernisierten Anlagen beim Ummendorfer Badesee sind, die erhebliche Kostenüberschreitung sorgt für gehörigen Ärger. Die Gemeinde und das Architekturbüro Sick & Fischbach sind sich uneins über die Gründe.
Die vielleicht wichtigste Botschaft für Badegäste vorweg: Stand jetzt sieht es so aus, dass die Eintrittsgelder nicht über die für 2018 und 2019 bereits beschlossenen Erhöhungsschritte hinaus steigen werden. Jedenfalls widersprach kein Rat dem Signal von Kämmerer Reinhold Besenfelder, dass die Gemeinde nun ein höheres Defizit im Freibadbetrieb wohl oder übel aus dem Steuertopf wird ausgleichen müssen.
Gerade deswegen wollte die Verwaltung indes Rechenschaft haben. Im Verlauf der Debatte mit klaren Worten sagte Bürgermeister Klaus B. Reichert: „Die Mehrkosten werden draußen an uns festgemacht und deshalb thematisieren wir es in öffentlicher Sitzung.“Im Gespräch mit der SZ ergänzte er, die öffentliche Hand stehe bei vielen Bürgern im Ruf, ihre Bauprojekte würden regelmäßig teurer; das stimmt nicht generell, siehe etwa Ummendorfer Halle, aber wenn doch wie hier, müsse man Verantwortlichkeiten benennen.
Also erklären, warum das Vorhaben fast 25 Prozent teurer wurde als geschätzt. Dies bezeichnete Besenfelder als die echte Budgetüberschreitung. Hierbei seien bei den Kosten von rund 1,2 Millionen Euro ein Zwischendach, dessen maroder Zustand unbekannt war, ebenso bereits herausgerechnet wie zusätzliche
Bänke und die Leistungen des Bauhofs. Und als Vergleichsmaßstab müsse man fairerweise die aktualisierte Kostenschätzung vom Juni 2017 über 963 000 Euro heranziehen und nicht die allererste von 2016. wieder Überraschungen auf wie die Setzungen im alten Gebäudetrakt. Für Reichert indes ist unvorhergesehen nicht gleich unvorhersehbar: „Mir kommt es so vor, als hätten Sie im Bau geplant“, hielt er dem Architekten vor.
Der Rat Rolf Schrodi, beruflich vom Fach, wurde noch deutlicher: Die Grundlagenermittlung sei ureigene Aufgabe des Planers und dabei hätte eine Bodenabsenkung von elf Zentimetern erkannt werden müssen. Aus einer langen Liste des Architekturbüros spießte Schrodi weitere Mehrkostenpositionen auf, „die bei guter Planung absehbar gewesen wären“: etwa das Streichen der Dachunterseite oder der Blitzschutz, wohlgemerkt bei Rolf Schrodi, Mitglied des Ummendorfer Gemeinderats
Überraschungen im Altbau
Der Architekt Uwe Fischbach erklärte das Kostenplus mit „vielen, vielen Einzelpunkten, die sich summieren“. Im Altbau tauchten immer einem Wetterdach zum Unterstehen für Badegäste. Dies habe nichts mit den typischen Unwägbarkeiten im Altbau zu tun, für die im Budget ja ein Umbauzuschlag von 20 Prozent sowieso enthalten gewesen sei. Sein Fazit: „Ich bin schlicht und ergreifend entsetzt über die Art der Planung.“
„Ich bin schlicht und ergreifend entsetzt über die Art der Planung.“
Architekt weist Kritik zurück
Fischbach verwahrte sich gegen diese Vorwürfe: „Ich bin auch nicht zufrieden, aber wir haben das Geld nicht verschwenderisch oder fahrlässig eingesetzt.“Der Planer bemängelte seinerseits, viele Werkpläne hätten erst spät vorgelegen. „Wir haben seitens der Verwaltung nicht immer die Entscheidungen bekommen, die wir gebraucht hätten“, sagte er, und gar kein Pflichtenheft.
Schrodi konterte: „Es ist Ihre ureigene Aufgabe, dieses zusammen mit dem Bauherr zu erarbeiten.“Auch am erwähnten Beispiel Blitzschutz war eine unterschiedliche Auffassung von der Aufgabenverteilung herauszuhören: Für Fischbach wäre dies Aufgabe des Fachplaners gewesen, für Schrodi letztlich die des Architekten als Koordinator des Gesamtprojekts.
Die Gemeinde kritisierte überdies, zu spät über die Mehrkosten informiert worden zu sein, was Fischbach zurückwies. Auf Vorschlag des Rats Simon Özkeles sollen sich nun Verwaltung und Planer zusammensetzen und die Sache aufarbeiten.