Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mit Filmen die Vergangenheit bewahren
Langenenslinger Heimatverein lässt Zeitzeugen zu Wort kommen
LANGENENSLINGEN (mbu) - Geschichten von früher will der Langenenslinger Heimatverein „ALB-HAT“für die nachfolgenden Generationen bewahren. Zeitzeugen aus allen Teilgemeinden erzählen aus ihrem Leben und von Ereignissen im Dorf. Mittels einer professionellen Medienagentur entstehen Videos, die die Geschichten dokumentieren. „So wird mit modernen Mitteln die Vergangenheit bewahrt“, sagt Walter Wachter, einer der Vorsitzenden des Heimatvereins.
Früher gab es wenig Leute im Dorf, die eine Filmkamera hatten. Und wenn gefilmt wurde, war das meistens auf privaten Veranstaltungen – Hochzeit, Taufe, Kommunion. Einer der wenigen, der auch das Dorf und das damalige Leben im Film festhielt, war Philipp Käppeler. Er filmte auch mal einen Landwirt bei der Arbeit, war im Dorf und auf dem Feld unterwegs und bannte das Leben in den Sechzigern auf Schmalfilm – in Schwarz-Weiß und ohne Ton. „Wie das damals so war“, sagt Wachter. Käppelers Sohn Konrad habe ihm solch einen Film überlassen. Wachter ließ ihn digitalisieren und zeigte ihn bei einer Veranstaltung in Langenenslingen. Zu sehen sind Ausschnitte aus dem Dorfleben – wie auf dem Feld Kartoffeln gelesen werden, ein Kuhgespann und Szenen aus der damaligen Fasnet. Wachter selbst findet sich in dem Film als 16-Jähriger wieder. Die Zuschauer seien ganz begeistert gewesen. „Das war die Initialzündung für die Zeitzeugen-Interviews“, sagt der Vorsitzende des Heimatvereins. Im Vorstand fand die Idee, ältere Mitbürger zu interviewen, Gefallen. Man wollte das im Verein selbst machen. Mittels einer Spende der VolksbankRaiffeisenbank Riedlingen wurde eine kleine Kamera angeschafft und das erste Interview gedreht.
Als zweiten Zeitzeugen guckte sich Wachter den Langenenslinger Friseur Bernhard Blum aus. Als Wachter zum abgesprochenen Termin im Friseurladen die Tür aufmachte, traute er seinen Augen kaum. „Ich dachte, ich bin in Hollywood“, erzählt er lachend, denn im Laden waren mehrere Kameras und Mikrofone aufgebaut. Schnell war erklärt, woher das kam. Blums Sohn Bernd hat eine Medienagentur und weil er selbst seinen Vater schon immer mal filmen wollte, hatte er sein Equipment aufgebaut. So sei man mit Bernd Blum zusammengekommen, sagt Wachter.
Nach Gesprächen mit der Verwaltung trage die Gemeinde die Hälfte der Kosten der professionellen Filme, die von Blum nicht nur aufgenommen, sondern auch bearbeitet und geschnitten werden. Aufbewahrt werden die Filme im Zentralarchiv der Gemeinde. Bei Gelegenheiten will der Heimatverein sie der Öffentlichkeit zeigen.
Das Anliegen des Vereins ist es, nicht nur Personen des öffentlichen Lebens zu filmen. Der Verein denkt an Menschen, die zwischen 80 und 100 Jahre alt sind und erzählen können. Durch die Video-Interviews müssen die Geschichten nicht aufgeschrieben werden. Mittels der modernen Technik könne man Geschichte bewahren und so für Geschichtsunterricht aus dem Dorf sorgen. Drei bis vier Personen sollen im Jahr interviewt werden – auch in den Teilgemeinden. Vier Interviews sind mittlerweile im Kasten. Weitere werden folgen.