Schwäbische Zeitung (Biberach)
Viele Fragezeichen vor Prüfungsbeginn
Biberacher Gymnasien blicken gespannt auf die neue Vergabe der Abi-Aufgaben
BIBERACH - Die Aufregung vor den Abiturprüfungen, die Ende April in Baden-Württemberg beginnen, kommt dieses Jahr früher als sonst – die Biberacher Schulleiter bleiben aber gelassen. Warum? Anstatt wie gewohnt, bereits ausgedruckt und Tage zuvor, sollen die Prüfungsaufgaben in diesem Jahr per USB-Stick an die Schulen kommen. Diese können erst am Prüfungstag vom Kollegium entschlüsselt und gedruckt werden. Ob das Kultusministerium sich und den Schulen damit einen Gefallen getan hat? Die Biberacher Schulleiter äußern sich zum Thema.
„Es wird einfach viel Arbeit und Aufwand“, sagt Christoph Götz, stellvertretender Schulleiter des Pestalozzi-Gymnasiums (PG). Die USB-Sticks sollen bereits Tage zuvor an die Schule geschickt werden und erst am Morgen des Prüfungstags um 6 Uhr kommt dann das Passwort. Trotz der gut 100 Schüler seien die Kapazitäten am PG dafür vorhanden, meint er und bezieht sich damit aufs Ausdrucken der Aufgaben. „Machbar sollte das schon sein. Die Frage ist nur, ob es ein Plus an Sicherheit ist oder nur mehr Stress für die Lehrer.“Weder das Wieland-Gymansium noch das Pestalozzi-Gymnasium oder das Bischof-Sproll-Bildungszentrum in Rißegg waren bisher bei den Testschulen dabei, doch noch vor der Fasnet soll es an allen Schulen im Land Tests geben.
„Die Bedenken, die von den Verbänden vorgetragen werden, sind schon gerechtfertigt“, sagt Ralph Lange, Schulleiter des WielandGymnasiums (WG). „Bei 100 Schülern kommt da schon Stress ins System, denn das ist schon ein großer Pack an Aufgaben, der richtig gedruckt und geklammert werden muss.“Bei den Testschulen schien es geklappt zu haben, „deshalb verschließen wir uns dem Stand der Technik da auch nicht“. Trotzdem blicke Lange der Methode gespannt entgegen. Dennoch glaube er nicht, „dass es für Biberach ein Problem werden sollte“.
„Mich hat es etwas gewundert, dass die Aufregung jetzt so groß ist“, sagt Günter Brutscher, Schulleiter am Gymnasium des Bischof-SprollBildungszentrums (BSBZ). Denn vom Kultusministerium sei das neue Verfahren schon vor längerer Zeit bekannt gegeben worden. Mit 45 Schülern sei sein Jahrgang auch überschaubar. Im vergangenen Jahr hatten sie bereits ungewollt einen kleinen Testlauf wegen versagender Technik, erzählt er. „Vor der Prüfung mussten noch Aufgaben über das Regierungspräsidium geändert werden. Es war nur so, dass bei uns das Internet ausgefallen war und wir die neu zugesendeten Aufgaben nicht abrufen konnten. Deshalb mussten die dann im Pestalozzi-Gymnasium gedruckt werden.“Für ihn stelle sich deshalb die Frage, ob auch bei der Übermittlung des Passworts am Morgen alles gut gehe, „oder ob wir das dann auch per Telefon erfragen können.“Da es unter den Biberacher Schulen so kollegial zugehe, könne er sich auch bei Schwierigkeiten an einer Schule nicht vorstellen, dass die Prüfung schiefgehe.
Dass die Schüler erst um 9 Uhr schreiben, könnte einigen Schülern wohl gut gefallen, meint Lange vom WG. „Allerdings hängt die halbe Stunde dann hinten dran.“Und da sei dann Mittagspause, wo es gerne mal lauter werde. Auch im BSBZ könnte das für Ablenkung sorgen, wenn die restlichen Schüler in die Mensa gehen. „Die Mitarbeiter dort sorgen aber sicher für Ruhe“, sagt Brutscher.
Für ihn sei das Öffnen der Aufgaben Günter Brutscher, Schulleiter am Bischof-Sproll-Bildungszentrum und spontane Änderungen am Morgen der Prüfungen schon immer aufregend gewesen. „Dadurch, dass wir sie jetzt auch ausdrucken müssen, wird es also nicht weniger spannend“, sagt er. Außerdem würden sich neue Tücken ergeben. „Hat der Stick eine Macke? Kommt das Passwort an oder spinnt das System mal wieder?“
Es sei wohl das Beste, es auszuprobieren und danach zu entscheiden – da sind sich die drei Schulleiter einig. In den anderen Bundesländern gebe es unterschiedliche Verfahren. „Wie in Bayern noch auf Papier oder per Online-Terminal. Nach den Tests soll sich für das beste Beispiel entschieden werden“, sagt Ralph Lange.
„Ich glaube nicht, dass die Schüler davon etwas merken werden“, sagt Christoph Götz vom PG. „Wichtig ist doch, dass die Schüler ihre Prüfung schreiben können. Das wird mit beiden Methoden funktionieren – die Frage ist nur, welche sich mehr lohnt.“
„Dadurch, dass wir sie jetzt auch ausdrucken müssen, wird es also nicht weniger spannend.“