Schwäbische Zeitung (Biberach)

Spätromant­ische Musik fasziniert Zuhörer

Das Orchester der Universitä­t Ulm gastierte unter Leitung von Burkhard Wolf im Bräuhaussa­al in Ochsenhaus­en

- Von Günter Vogel

OCHSENHAUS­EN - Das Ulmer Universitä­tsorcheste­r hat am Sonntag ein Konzert im Bräuhaussa­al in Ochsenhaus­en gegeben und die Zuhörer mit spätromant­ischer Musik begeistert. Die wichtigste­n Elemente der romantisch­en Musik sind die Betonung des gefühlvoll­en Ausdrucks, die Auflösung klassische­r Formen, die Erweiterun­g und auch Überschrei­tung der traditione­llen Harmonik. Eine farbige Orchesterp­alette erweckt Stimmungen, malt Bilder, entführt in Fantasierä­ume. Das gilt beispielha­ft für die beiden gespielten Werke.

Mit 18 Jahren schrieb Richard Strauss 1882 sein erstes Hornkonzer­t, das mit dem Hornisten Thomas Bierfeld, Solohornis­t des Orchesters des Theaters Ulm, das Konzert eröffnete. Das Werk war das am häufigsten gespielte Hornkonzer­t des 19. Jahrhunder­ts. Die drei Sätze Allegro, Andante, Allegro werden attacca gespielt. Der romantisch­e Stil zeigt Einflüsse von Mendelssoh­n und Richard Wagner. Nach einem einzigen starken Akkord für das Orchester beginnt der Solist ein heroisches Thema auf Basis steigender und fallender Arpeggios. Lyrisch frühlingsh­aft geht es weiter; das Allegro ist eher ein flottes Andante. Der langsame zweite Satz ist wie eine Vorankündi­gung dafür, dass der junge Tonsetzer ein großer Opernkompo­nist werden sollte, wenngleich erst zehn Jahre nach dem Hornkonzer­t dessen erste Oper „Guntram“entstand.

Aber schon im Hornkonzer­t erzählt Strauss eine fiktive Handlung, baut er harmonisch­e Architektu­ren, malt Bilder. Die Streicher nehmen im Andante die Arpeggios des ersten Allegros auf, der Solist spielt ein sanft fließendes Thema. Große lyrische Linien weisen bereits hier auf die Verehrung, ja Liebe hin, die Strauss dem Werk Richard Wagners lebenslang entgegenbr­ingt. Sie sind eine tiefe Verbeugung etwa vor dem 30 Jahre zuvor entstanden­en „Lohengrin.“Bis heute ist das Hornkonzer­t Nr. 1 von Richard Strauss eines der Repertoire­werke der Hornvirtuo­sen, bietet dem Solisten zahlreiche Möglichkei­ten, seine musikalisc­he und technische Brillanz zu zeigen. Thomas Bierfeld hat die Bewegungen und Harmonien wunderbar herausgear­beitet, die Feinheiten der Partitur bildhaft zum Klingen gebracht. Der Solist, das Orchester und der Dirigent erzeugten puren Wohlklang.

Edward Elgar war der erste herausrage­nde in England wirkende Komponist seit Georg Friedrich Händel, gilt als bedeutende­r Vertreter der musikalisc­hen Spätromant­ik. Die Enigma-Variatione­n entstanden 1898, als Elgar eine zufällige Melodie auf dem Klavier spielte, die seiner Frau Alice gefiel. Die Enigma-Variatione­n machten Elgar internatio­nal bekannt. Die 14 Variatione­n beschreibe­n Menschen aus seinem Umfeld.

Dazu Elgar selbst: „Ich habe einen Satz von Variatione­n über ein eigenes Thema skizziert. Die Variatione­n haben mir Spaß gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde überschrie­ben habe.“Wie Strauss war auch Elgar ein großer Verehrer von Richard Wagner. In seiner Chromatik und in seinen harmonisch­en Bewegungen ist der Einfluss des sächsische­n Genies unüberhörb­ar. Im zuerst vorgestell­ten Grundthema kann man ein kurzes Zitat des Tristan-Motivs erahnen.

Stilistisc­h und dynamisch dekliniert Elgar nahezu alle kompositor­ischen Möglichkei­ten durch. Schnelle Wechsel der Register sind eines der Kennzeiche­n des Werks. Die Tempi reichen vom aufwühlend­en Presto bis zum Adagio mit gehörigen Gefühlsauf­wallungen. Lyrische Elemente, auch ein fein tönendes CelloSolo, stehen neben rhythmisch strengen und marscharti­gen Streicher-Figuren. Eine großtonige Schlussapo­theose beendet eine ungemein phantasiev­olle Variatione­nfolge. Als Zugabe hörte man noch einmal das anfänglich­e Grundthema.

Die mehr als 80 Musiker und ihr Leiter Burkhard Wolf machten mit sowohl zierlichen als auch großtonige­n, ja dramatisch­en Streicherf­iguren, mit charakterv­ollen Bläsersätz­en, mit der ausgewogen gestaffelt­en Dynamik die Musik zu einem wunderbare­n Hörerlebni­s.

 ?? FOTO: GÜNTER VOGEL ?? Hornsolist Thomas Bierfeld (l.) eröffnete das Konzert des Universitä­tsorcheste­rs unter der Leitung von Burkhard Wolf (r.).
FOTO: GÜNTER VOGEL Hornsolist Thomas Bierfeld (l.) eröffnete das Konzert des Universitä­tsorcheste­rs unter der Leitung von Burkhard Wolf (r.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany