Schwäbische Zeitung (Biberach)
Fußgänger sollen sicherer vorankommen
Neues Zielkonzept sieht mehrere Verbesserungen in Biberach vor.
BIBERACH - Der Großteil der Biberacher kann schon heute innerhalb einer halben Stunde zu Fuß das Zentrum erreichen. Doch nicht immer ist der Gang bequem. Damit neben den Bedürfnissen von Rad- und Autofahrern auch jene der Fußgänger bei Straßenbauprojekten ins Blickfeld rücken, gibt es ein sogenanntes Fußverkehrskonzept. Jetzt wird das Papier neu aufgelegt.
„Seit 2007 haben wir viele Hausaufgaben gemacht, aber es gibt auch noch einiges zu tun“, erläuterte Elke Fischer vom Stadtplanungsamt den Mitgliedern des Bauausschusses. Zuletzt wurde das Fußverkehrskonzept im Jahr 2007 fortgeschrieben. Ziel ist es, das Fußverkehrsnetz in Biberach so aufzuwerten, dass möglichst viele Menschen zu Fuß gehen. Beim Binnenverkehr in der Stadt beträgt der Anteil des Fußverkehrs etwa 27 Prozent, wie eine Messung zeigt.
Ob jemand aufs Auto verzichtet, hängt von mehreren Faktoren ab. So spielen unter anderem die Breite von Wegen, Querungshilfen, die Aufenthaltsqualität und die Pflege der Anlagen eine Rolle. Elke Fischer zählte hierbei eine ganze Reihe an Projekten auf, die in den vergangenen zwölf Jahren realisiert wurden. Beispiele sind unter anderem die Museumsstraße, die Pfluggasse „Scharfes Eck“oder der Lückenschluss „Braithweg – Felsengartenstraße“.
Trotz einer Vielzahl an Verbesserungen bleiben Unfällen aber nicht aus. Laut Statistik des Polizeipräsidiums Ulm ereigneten sich in den Jahren 2010 bis 2018 zwischen 14 und 25 Unfälle jährlich mit Fußgängern. Den einen Schwerpunkt gibt es dabei nicht, die Unfälle passierten sowohl auf Hauptstraßen als auch in Wohngebieten. Spitzenreiter sind der Marktplatz mit fünf Unfällen im gesamten Zeitraum, der Holzmarkt mit drei Unfällen und einige Fußgängerüberwege.
Besonders sticht der Zebrastreifen beim Viehmarktplatz mit fünf Unfällen heraus, wobei hier besonders Kinder unter 15 Jahren verwickelt waren. „Viele Unfälle passieren auf Zebrastreifen“, sagte Fischer. Fußgänger sollten sich immer vergewissern, ob Autofahrer auch tatsächlich stoppen. Senioren waren dagegen im Umfeld des Bürgerheims und am Marktplatz vermehrt betroffen. Neben der Herstellung von fehlenden Fußwegeverbindungen sieht das überarbeitete Zielkonzept auch punktuelle Verbesserungen an neuralgischen Kreuzungen vor:
Kreuzung Waldseer Straße/Kolpingstraße/Königsbergallee: Mittelbis langfristig soll die derzeitige nicht behindertengerechte Unterführung durch ebenerdige Übergänge ersetzt werden. Laut Konzept ist zu prüfen, ob der Knoten insgesamt zu einem Kreisverkehr umgestaltet werden kann.
Rißegger Knoten: In Höhe der Einmündung der Rißegger Straße in die Waldseer Straße ist keine direkte Querung an der Ampel möglich. Hier kommt es immer wieder zu gefährlichen Momenten, was langfristig durch Querungshilfen verbessert werden soll.
Rollinstraße/Adenauerallee: Der stark frequentierte Fußweg entlang des Ratzengrabens wird an der Rollinstraße mit Hochborden unterbrochen. Mittelfristig könnte der bestehende, südliche Fußgängerüberweg im Zuge einer Straßen- beziehungsweise Brückensanierung der Rollinstraße weiter nach Norden verlegt werden. Alternativ könnte der Straßenbereich zwischen Adenauerallee und Zeppelinring in die Umgestaltung des Rings mit einbezogen werden, sodass Fußgängerüberwege überflüssig werden.
ZOB/Bahnhof: Hier fehlt ein behindertengerechter Treppenaufgang an der Bahnhofsunterführung auf der Seite „Freiburger Straße“, was mittelfristig angegangen werden soll. Langfristig soll ein neuer Fußweg in Verlängerung der nördlichen Bahnunterführung zum Rißuferweg entstehen.
Kreuzung Ulmer/Memminger/
Bergerhauser Straße: Mittelfristig soll geprüft werden, ob eine Mittelinsel in Höhe Steigstraße entstehen könnte.
Das Zielkonzept sieht eine ganze Reihe an Maßnahmen vor, die in einem Zeitraum von ein bis zehn Jahren umgesetzt werden sollen. Wie schnell einzelne Verbesserungen kommen, hängt aber auch von anderen Straßenbauprojekten ab. So könnten beispielsweise verkehrslenkende Maßnahmen am Zeppelinring – von denen dann auch Fußgänger profitieren – erst kommen, wenn der B30-Aufstieg gebaut ist, wie Biberachs Baubürgermeister Christian Kuhlmann erläuterte. Zudem müssten die Interessen der Fußgänger immer gegenüber denen der Rad- oder Autofahrer abgewogen werden.
Die Mitglieder des Bauausschusses lobten das Papier überwiegend, wobei mancher Stadtrat noch aus seiner Sicht wichtige Punkte einbrachte. Das zog die Aussprache im Bauausschuss in die Länge, was Alfred Braig (FDP) kritisierte: „Das Konzept ist ein Zielkonzept.“Aus Gründen der Sitzungsökonomie habe er kein Verständnis dafür, dass jetzt schon über jede Einzelmaßnahme diskutiert werde.