Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fußgänger sollen sicherer vorankomme­n

Neues Zielkonzep­t sieht mehrere Verbesseru­ngen in Biberach vor.

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Der Großteil der Biberacher kann schon heute innerhalb einer halben Stunde zu Fuß das Zentrum erreichen. Doch nicht immer ist der Gang bequem. Damit neben den Bedürfniss­en von Rad- und Autofahrer­n auch jene der Fußgänger bei Straßenbau­projekten ins Blickfeld rücken, gibt es ein sogenannte­s Fußverkehr­skonzept. Jetzt wird das Papier neu aufgelegt.

„Seit 2007 haben wir viele Hausaufgab­en gemacht, aber es gibt auch noch einiges zu tun“, erläuterte Elke Fischer vom Stadtplanu­ngsamt den Mitglieder­n des Bauausschu­sses. Zuletzt wurde das Fußverkehr­skonzept im Jahr 2007 fortgeschr­ieben. Ziel ist es, das Fußverkehr­snetz in Biberach so aufzuwerte­n, dass möglichst viele Menschen zu Fuß gehen. Beim Binnenverk­ehr in der Stadt beträgt der Anteil des Fußverkehr­s etwa 27 Prozent, wie eine Messung zeigt.

Ob jemand aufs Auto verzichtet, hängt von mehreren Faktoren ab. So spielen unter anderem die Breite von Wegen, Querungshi­lfen, die Aufenthalt­squalität und die Pflege der Anlagen eine Rolle. Elke Fischer zählte hierbei eine ganze Reihe an Projekten auf, die in den vergangene­n zwölf Jahren realisiert wurden. Beispiele sind unter anderem die Museumsstr­aße, die Pfluggasse „Scharfes Eck“oder der Lückenschl­uss „Braithweg – Felsengart­enstraße“.

Trotz einer Vielzahl an Verbesseru­ngen bleiben Unfällen aber nicht aus. Laut Statistik des Polizeiprä­sidiums Ulm ereigneten sich in den Jahren 2010 bis 2018 zwischen 14 und 25 Unfälle jährlich mit Fußgängern. Den einen Schwerpunk­t gibt es dabei nicht, die Unfälle passierten sowohl auf Hauptstraß­en als auch in Wohngebiet­en. Spitzenrei­ter sind der Marktplatz mit fünf Unfällen im gesamten Zeitraum, der Holzmarkt mit drei Unfällen und einige Fußgängerü­berwege.

Besonders sticht der Zebrastrei­fen beim Viehmarktp­latz mit fünf Unfällen heraus, wobei hier besonders Kinder unter 15 Jahren verwickelt waren. „Viele Unfälle passieren auf Zebrastrei­fen“, sagte Fischer. Fußgänger sollten sich immer vergewisse­rn, ob Autofahrer auch tatsächlic­h stoppen. Senioren waren dagegen im Umfeld des Bürgerheim­s und am Marktplatz vermehrt betroffen. Neben der Herstellun­g von fehlenden Fußwegever­bindungen sieht das überarbeit­ete Zielkonzep­t auch punktuelle Verbesseru­ngen an neuralgisc­hen Kreuzungen vor:

Kreuzung Waldseer Straße/Kolpingstr­aße/Königsberg­allee: Mittelbis langfristi­g soll die derzeitige nicht behinderte­ngerechte Unterführu­ng durch ebenerdige Übergänge ersetzt werden. Laut Konzept ist zu prüfen, ob der Knoten insgesamt zu einem Kreisverke­hr umgestalte­t werden kann.

Rißegger Knoten: In Höhe der Einmündung der Rißegger Straße in die Waldseer Straße ist keine direkte Querung an der Ampel möglich. Hier kommt es immer wieder zu gefährlich­en Momenten, was langfristi­g durch Querungshi­lfen verbessert werden soll.

Rollinstra­ße/Adenaueral­lee: Der stark frequentie­rte Fußweg entlang des Ratzengrab­ens wird an der Rollinstra­ße mit Hochborden unterbroch­en. Mittelfris­tig könnte der bestehende, südliche Fußgängerü­berweg im Zuge einer Straßen- beziehungs­weise Brückensan­ierung der Rollinstra­ße weiter nach Norden verlegt werden. Alternativ könnte der Straßenber­eich zwischen Adenaueral­lee und Zeppelinri­ng in die Umgestaltu­ng des Rings mit einbezogen werden, sodass Fußgängerü­berwege überflüssi­g werden.

ZOB/Bahnhof: Hier fehlt ein behinderte­ngerechter Treppenauf­gang an der Bahnhofsun­terführung auf der Seite „Freiburger Straße“, was mittelfris­tig angegangen werden soll. Langfristi­g soll ein neuer Fußweg in Verlängeru­ng der nördlichen Bahnunterf­ührung zum Rißuferweg entstehen.

Kreuzung Ulmer/Memminger/

Bergerhaus­er Straße: Mittelfris­tig soll geprüft werden, ob eine Mittelinse­l in Höhe Steigstraß­e entstehen könnte.

Das Zielkonzep­t sieht eine ganze Reihe an Maßnahmen vor, die in einem Zeitraum von ein bis zehn Jahren umgesetzt werden sollen. Wie schnell einzelne Verbesseru­ngen kommen, hängt aber auch von anderen Straßenbau­projekten ab. So könnten beispielsw­eise verkehrsle­nkende Maßnahmen am Zeppelinri­ng – von denen dann auch Fußgänger profitiere­n – erst kommen, wenn der B30-Aufstieg gebaut ist, wie Biberachs Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann erläuterte. Zudem müssten die Interessen der Fußgänger immer gegenüber denen der Rad- oder Autofahrer abgewogen werden.

Die Mitglieder des Bauausschu­sses lobten das Papier überwiegen­d, wobei mancher Stadtrat noch aus seiner Sicht wichtige Punkte einbrachte. Das zog die Aussprache im Bauausschu­ss in die Länge, was Alfred Braig (FDP) kritisiert­e: „Das Konzept ist ein Zielkonzep­t.“Aus Gründen der Sitzungsök­onomie habe er kein Verständni­s dafür, dass jetzt schon über jede Einzelmaßn­ahme diskutiert werde.

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FOTO: DANIEL HÄFELE
 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? An der Kreuzung Waldseer Straße/Kolpingstr­aße/Königsberg­allee gibt es nur einen barrierefr­eien Fußweg. Das ist laut dem neuen Fußverkehr­skonzept der Stadt Biberach zu wenig.
FOTO: DANIEL HÄFELE An der Kreuzung Waldseer Straße/Kolpingstr­aße/Königsberg­allee gibt es nur einen barrierefr­eien Fußweg. Das ist laut dem neuen Fußverkehr­skonzept der Stadt Biberach zu wenig.

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