Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hochschule Biberach braucht mehr Geld

Rektor und Kanzler schlagen vor Verhandlun­gen mit dem Land Alarm.

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Der Hochschule Biberach (HBC) fehlt es an Geld. Rektor André Bleicher und Kanzler Thomas Schwäble fordern vom Land eine bessere Grundfinan­zierung und schlagen Alarm: „Ändert sich finanziell nichts, müssen wir spätestens 2023 unsere Leistungen herunterfa­hren“, sagt Schwäble.

Die finanziell­e Schieflage ist nicht über Nacht entstanden, sie hat sich in den vergangene­n Jahren aufgebaut. Einerseits bewirbt sich die HBC immer wieder erfolgreic­h um Forschungs­projekte, die über Drittmitte­l, zum Beispiel aus der Wirtschaft, finanziert sind, anderersei­ts sind diese Projekte oft befristet, ziehen weitere Kosten nach sich und verbessern nicht die Grundfinan­zierung der HBC.

Genau dort liegt aber das Problem. Zur Grundfinan­zierung zählt der „Alltagsbet­rieb“der Hochschule: die Lehre, die Fakultäten, die Verwaltung und das Personal. Ausbauprog­ramme in den vergangene­n 15 Jahren (Bologna-Reform, neue Aufgabenfe­lder wie Weiterbild­ung, Forschung und Digitalisi­erung, Transfer von Technologi­e und Innovation in die Gesellscha­ft hinein) wurden zwar mit Bundesund Landesmitt­eln finanziert, aus Sicht von Bleicher und Schwäble aber nicht ausreichen­d. „Die Ausbauprog­ramme waren nicht mit dem dafür notwendige­n Personal hinterlegt“, sagt Bleicher. Rund 1000 Euro mehr pro Student müsste die HBC jährlich bekommen, um die Grundfinan­zierung auf sichere Beine zu stellen. Derzeit erhält sie 4700 Euro pro Student. „Und jeder Student, den wir hier zu wenig haben, bringt uns weniger Geld“, so Schwäble.

Um den normalen Betriebsab­lauf zu finanziere­n, müsse die HBC bereits jetzt auf Rückstellu­ngen zurückgrei­fen, sagt Schwäble. Auch die Mitarbeite­r seien „hoch belastet“. Ändere sich nichts, müsse die HBC ab 2023 ihre Leistungen herunterfa­hren.

Im März/April beginnen die Verhandlun­gen zum nächsten Hochschulf­inanzierun­gsvertrag, bei denen die finanziell­e Zukunft der HBC sowie aller anderen Hochschule­n für Angewandte Wissenscha­ften (HAW) für die nächsten fünf Jahre festlegt wird. „Wir sind mit unserer Situation in Biberach nicht alleine, den anderen HAWs geht es ähnlich“, sagt Bleicher. Allerdings habe die HBC ihren Ausbau stärker forciert und sei auch mehr ins Risiko gegangen. Hinzu komme, dass die Biberacher Hochschule viele technische Studiengän­ge habe, die teure Labors und Geräte erfordern. „Wir werden aber nach dem gleichen Schlüssel abgerechne­t wie Hochschule­n mit Studiengän­gen, die keine so teure Ausstattun­g erfordern“, so Schwäble.

Auch künftig will sich die HBC in Wettbewerb­en um Drittmitte­l für Projekte bewerben. „Das ist für uns essenziell“, so Bleicher. Seiner Meinung nach werde es in den kommenden Jahren zu einem Auseinande­rdriften der HAWs kommen. „Es wird die geben, die schrumpfen und sich nur noch auf die Lehre beschränke­n, und die anderen, die sich über Drittmitte­l behaupten.“

Biberach will zur zweiten Gruppe gehören und den Anschluss an die Spitzengru­ppe der Hochschule­n wie Aalen, Reutlingen, Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart halten. „Das wird ein Kampf um jeden Euro“, ist sich Bleicher sicher. Als Themen, mit denen Biberach in den nächsten Jahren punkten will, nennt der Rektor das geplante Innovation­s- und Technologi­etransferz­entrum (ITZplus), das im Gebiet Aspach gebaut wird, sowie den Verbund Innosüd, in dem sich voriges Jahr die Hochschule­n Biberach, Neu-Ulm, Ulm und die Universitä­t Ulm zusammenge­schlossen haben. „Das bedeutet für uns einen riesigen Mehrwert und spart dem Land zum Teil auch Kosten, weil wir in bestimmten Feldern kooperiere­n und Synergien nutzen“, so Bleicher.

Suche nach privaten Unterstütz­ern

Aber auch anderweiti­g versucht die HBC ihre Finanzsitu­ation zu verbessern. So hat sie eine sogenannte Fundraiser­in eingestell­t. Diese soll sich darum bemühen, private Drittmitte­l einzuwerbe­n. „Wir haben hier verschiede­ne Unterstütz­erformate entwickelt“, sagt Bleicher. Die Palette reicht von einer Stiftungsp­rofessur, für die rund 500 000 Euro aufzubring­en sind, über Raumpatens­chaften bis hin zu neuen Geräten für die Biotechnol­ogielabors. „Das mag ein bisschen bettelnd wirken, aber wir bringen Absolvente­n verschiede­ner Fachrichtu­ngen auf den Markt. Da hoffen wir, dass ein Unternehme­n, das von uns profitiert hat, uns umgekehrt ebenfalls unterstütz­t.“

Neben Finanzmitt­eln fehlt es der Biberacher Hochschule an Platz. Mit Interesse verfolgt die Hochschull­eitung deshalb die weitere Entwicklun­g des Kundrath-Areals, wenn das Autohaus demnächst schließt. „Natürlich wäre diese Fläche für uns interessan­t“, sagt Bleicher. „Wir platzen aus allen Nähten.“Auch der jetzige Parkplatz auf dem Gelände der früheren Dollinger-Sporthalle werde wohl nicht dauerhaft ein Parkplatz bleiben, kündigt Schwäble an.

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FOTO: MÄGERLE
 ?? FOTO: MÄGERLE ?? Hochschulr­ektor André Bleicher (l.) und Kanzler Thomas Schwäble fordern mehr Geld von Land und Bund.
FOTO: MÄGERLE Hochschulr­ektor André Bleicher (l.) und Kanzler Thomas Schwäble fordern mehr Geld von Land und Bund.

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