Schwäbische Zeitung (Biberach)

Der weiche Brexit

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Der Holländer oder Niederländ­er, wie es politisch korrekt heißen müsste, hat einen recht entspannte­n Umgang mit dem allerorten grassieren­den Populismus entwickelt. Der eine oder andere erinnert sich gewiss noch an das herrliche Windmühlen-Video, das kurz nach Donald Trumps Amtseinfüh­rung für Furore sorgte: „America First, Netherland­s Second“heißt es da – und die kurz zuvor noch von Trumps Gebrüll geschockte Welt konnte plötzlich wieder lachen.

Ähnliches geschieht nun mit den Engländern – Pardon! – den Briten. Tatsächlic­h wurde der Brexit in den vergangene­n Wochen und Monaten von Tag zu Tag immer noch härter. Nicht einmal die sonst so schwarzhum­origen Insulaner selbst können darüber noch lachen. Doch Hollands Antwort auf den mittlerwei­le betonharte­n Brexit ist flauschig, blau und knuddelig. Während abermillio­nen Kontinenta­leuropäer bangend und bibbernd darauf warten, dass künftig wieder Zölle auf englische Leckereien wie Nierenpast­etchen, Pfeffermin­zsoße oder bittere Orangenmar­melade erhoben werden, lacht sich Hollands Außenminis­ter Stef Blok kaputt. Gestern präsentier­te er in einem Tweet samt Foto das BrexitMons­ter – blauhaarig, frisiert wie Boris Johnson, ebenso dickköpfig und gekleidet mit einem T-Shirt, auf dem in roten Großbuchst­aben BREXIT steht. Es liegt vor Blok auf dem Schreibtis­ch, und er schrieb dazu: „Stellt sicher, dass der Brexit euch nicht im Weg steht – oder liegt.“

Keine Frage: Kinder werden den weichen Kuschel-Brexit lieben! Schade, dass er keine Ohren hat. Sonst könnte man endlich einen Knopf dranmachen und ihn bei Steiff in Serie produziere­n. (jos)

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FOTO: AFP

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