Schwäbische Zeitung (Biberach)
Straßenbauer denken an künftigen Bahnhalt
In Ummendorf soll die Brücke als Fußgängerüberführung für S-Bahn-Fahrgäste dienen
UMMENDORF - Wenn der Haltepunkt Ummendorf der geplanten Regio-S-Bahn Donau-Iller kommt, soll die vorhandene Straßenbrücke über die Bahnlinie als Fußgängerüberführung genutzt werden: Vom anvisierten Park-and-Ride-Platz sollen die Fahrgäste über den Gehweg entlang der Kreisstraße sowie Treppen oder einen Aufzug zum Bahnsteig in Fahrtrichtung Aulendorf gelangen. Bei der dieses Jahr vorgesehenen Sanierung der Brücke werden diese Pläne berücksichtigt.
Die Brücke gehört zur Kreisstraße 7502 zwischen Rißegg-Halde und dem westlichen Ortseingang von Ummendorf. Der Landkreis Biberach will das Bauwerk 2019 sanieren lassen. Dabei wird der existierende Gehweg auf 1,20 Meter verbreitert. Obendrein haben Kreis, Gemeinde und der Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller (RSB-DI) festgelegt, beim Brückengeländer an künftige Aussparungen für Treppenabgänge und Aufzugtüren zu denken: Es wird so gestaltet, dass Segmente in entsprechender Breite später ohne allzu großen Aufwand entfernt werden könnten. „Das wird dem Passanten gar nicht auffallen“, sagt Oliver Dümmler, Geschäftsführer des Vereins RSB-DI, kann aber in Zukunft Kosten sparen.
Aufzug ist Zukunftsmusik
Dies ist kein definitiver Beschluss über den im Regionalplan verankerten Bahnhalt in Ummendorf. Es werden jetzt auch noch keine Treppen und Fundamente für einen Aufzug, der Sache der Bahn wäre, geplant. Aktuell geht es nur darum, dass die Bauarbeiter an der Brücke nichts machen, was diesen Überlegungen im Weg stünde. Oder wie Bernd Schwarzendorfer, Pressesprecher des Landratsamts, es ausdrückt: „Wenn der Bahnhalt kommt, wäre die Brücke dafür gerichtet.“
Genau darin sieht Dümmler eine wichtige Aufgabe des Vereins RSBDI: „Wir verstehen uns als Anwalt der Kommunen im Projektbereich.“Er achte darauf, dass nichts gebaut wird, „was später hinderlich für die Regio-S-Bahn sein könnte“. Schon vor Beginn der Elektrifizierung der Südbahn hat der Verein Gutachten in Auftrag gegeben, müssen doch für eine S-Bahn „viele eisenbahntechnische Abhängigkeiten wie die Lage von Signalanlagen und Weichen berücksichtigt werden“. Dabei haben die Ingenieure die Lage eines Bahnhalts Ummendorf festgezurrt, weiter nördlich als in früheren Überlegungen: „Wenn er kommt, soll er da hin.“Daten aus dieser Expertise gehen jetzt ans Straßenamt des Kreises.
Die Kosten für die Sanierung der Brücke belaufen sich nach Auskunft Schwarzendorfers auf rund eine Million Euro. Das Land hat Zuschüsse in Höhe von 324 000 Euro zugesagt, die Deutsche Bahn übernimmt 53 000 Euro und die Gemeinde 6000 Euro. Am Landkreis bleibt ein Nettokostenanteil von 627 000 Euro hängen.
Vorhaben benötigen langen Atem
Die Brücke ist nur ein Mosaikstein im Gesamtvorhaben Bahnhalt Ummendorf, das seit 20 Jahren verfolgt wird. Schon vor etlichen Jahren hat die Gemeinde „mit viel Glück“, so Bürgermeister Klaus B. Reichert, ein Grundstück bei der Grüngut-Annahmestelle erworben: Dort sollen Parkplätze sowie Fahrradständer für SBahnreisende entstehen. Über eine Rampe wäre der Zugang zum Bahnsteig in Richtung Biberach/Ulm gut zu sichern. Im Linienkonzept ist Ummendorf als Endpunkt einer S 1 vorgesehen, die hier über ein Wendegleis kehrtmachen und zurück nach Biberach und Ulm fahren soll. Gedacht ist aber auch an eine S 7, die auf der Südbahnstrecke weiter Richtung Bad Schussenried und Aulendorf fahren soll.
Reichert sieht dem Bahnhalt in Ummendorf mit großen Erwartungen entgegen, sagt aber: „Das wird nicht von heute auf morgen kommen.“Realistisch sei wohl ein Zeithorizont bis 2025. „Aber die Weichen sind gestellt. Das ist eine Perspektive, ein Stück vom Autoverkehr wegund hin zu mehr Nahverkehr auf der Schiene zu kommen.“Wenn es dann auch noch gelänge, den Schienennahverkehr mit dem Bus zu verknüpfen, „wäre das eine runde Geschichte“, sagt Reichert. Das ist ein Wunsch, darüber seien aber noch keine Gespräche mit dem Landratsamt geführt worden. Hier schließt sich der Kreis: Halten müssten die Busse wohl auf oder bei der K-7502Brücke, wenn sie weiterhin ihren Takt einhalten sollen.
„Das wird nicht von heute auf morgen kommen. Aber die Weichen sind gestellt.“Klaus Bernd Reichert