Schwäbische Zeitung (Biberach)
Das Buhlen der Schulen
Kinder sind derzeit in Biberach besonders begehrt, vor allem wenn sie die vierte Klasse besuchen. Das zumindest ist mein Eindruck, wenn ich mir gerade so die Zeitung durchlese. Die weiterführenden Schulen in der Stadt liefern sich nämlich aktuell wieder einen Wettbewerb um die offenbar rarer werdenden potenziellen Fünftklässler.
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine weiterführende Schule über ein tolles Projekt, eine neue Theateraufführung oder andere Aktivitäten berichtet, um beim Nachwuchs und dessen Eltern in möglichst positivem Licht zu erscheinen. Schließlich stehen demnächst die Anmeldetermine für die neuen „Fünfer“an. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieses Buhlen der Schulen um Aufmerksamkeit von Jahr zu Jahr zunimmt, seit die Empfehlung der Grundschule nicht mehr bindend ist. Einfach nur mit gutem Unterricht im Schulalltag scheint man heutzutage bei Eltern nicht mehr punkten zu können. Es muss im Zweifel das Besondere sein.
Dabei fehlt es so manchem Schüler, der später ins Berufsleben will, oft an grundlegenden Dingen wie korrekter Rechtschreibung, fundierten Kenntnissen in Grammatik und Mathematik. Das hört man zumindest, wenn man mit Personalchefs spricht. Nicht an (Hoch-)Schülern, sondern am Geld fehlt es der Biberacher Hochschule. Man mag es kaum glauben in einer Stadt, in der Geld normalerweise eher eine untergeordnete Rolle spielt. Nun wird die Hochschule aber nicht von der Stadt finanziert, sondern vor allem aus Mitteln von Land und Bund. Die scheinen aber wohl schon länger nicht mehr auszureichen, um all das zu finanzieren, was die Hochschule leisten soll. Vielleicht sollte man diese Botschaft auch dem nächsten Politiker mitgeben, wenn er oder sie in einer Sonntagsrede mal wieder die starke Region Biberach preist. Denn dieser Erfolg wächst ja nicht einfach so auf Bäumen.
Ach ja: Post habe ich diese Woche auch bekommen – vom Schemmerhofer Bürgermeister Mario Glaser. Vergangenen Samstag hatte ich die jungen Leute gelobt, die jetzt mit einer eigenen Liste für den Kreistag kandidieren wollen. „Ich freue mich riesig, dass sich auch endlich junge Menschen im Kreistag engagieren wollen“, schreibt Mario Glaser. „Ganz ehrlich hoffe ich auch, dass viele junge Menschen nicht nur kandidieren, sondern auch gewählt werden. Schon aus dem Grund, dass ich dann nicht mehr zu den Jüngsten gehöre, was mit nun 40 ja auch schon etwas eigentümlich ist.“
Nur in dem Punkt, dass diese jungen Leute ohne parteipolitische Bindung seien, wie ich vorige Woche behauptet habe, gibt mir der Bürgermeister nicht recht: „Tatsächlich finden sich dort nur aktive Mitglieder der Jungen Union, und die ist nun halt doch parteipolitisch nicht so ganz ohne Bindung.“Nun ja, ich kann ihn da schlecht widerlegen, weil ich keinen nach seinem Parteibuch gefragt habe. Warten wir’s ab, wo sich die jungen Leute politisch einsortieren, sollten sie in den Kreistag gewählt werden.
Schönes Wochenende!
Euer Marktplatz-Esel