Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bauwagen bietet Waldbibern Schutz
Waldkindergarten freut sich über erfolgreiches Crowdfunding – Viele rechtliche Hürden
METTENBERG - Am Anfang stand eine Idee, jetzt ist es Realität: Das Crowdfundingprojekt des Vereins „Waldbiber – Waldkindergarten Biberach“mit der Volksbank Ulm-Biberach hat mehr Unterstützer gefunden als erwartet. 5795 Euro kamen für die Anschaffung eines beheizbaren Bauwagens zusammen, der nicht nur Wärme an frostigen Wintertagen verspricht.
Von außen betrachtet sieht der Bauwagen in der Nähe des Hochstetterhofs bei Mettenberg vergleichsweise groß aus. Doch wer ihn betritt, stellt schnell fest: Hier wurde jeder Quadratzentimeter ausgenutzt, um alles Notwendige unterzubringen. So findet sich zum Beispiel über einem Teil der Sitzgruppen eine Empore, auf welcher sich die Sprösslinge ausruhen können.
In der kompakten Küchenzeile kann warmer Tee zubereitet werden, sollte nach dem Toben im Schnee jemand frösteln. Ein WC sowie ein Garderobenbereich runden die Einrichtung ab. Eine Fotovoltaikanlage sorgt für Elektrizität, damit es auch Licht in dunklen Jahreszeiten gibt. Das Konzept erinnert an sogenannte Tiny houses, die in Zeiten von steigenden Mieten und einem wachsenden Umweltbewusstsein auch in Deutschland an Popularität gewinnen.
Mindestbetrag übertroffen
Die Realisierung des Projekts war für die Waldbiber mit manch spannendem Augenblick verbunden. So musste der Verein das Geld für das knapp 73 000 Euro teure Vorhaben zusammenbekommen, weil ein Eigenanteil von 15 Prozent zu stemmen war. Die restlichen 85 Prozent übernimmt die Stadt Biberach. Einen Partner hierfür fand der Verein in der Volksbank Ulm-Biberach. Gemeinsam brachten sie ein Crowdfundingprojekt auf den Weg, um das noch fehlende Geld zu sammeln. „Wir haben ständig gespannt verfolgt, wie sich die Spendensumme entwickelt“, schildert Vereinsvorsitzende Anna Schaut.
Bei einem Crowdfunding wird über eine Plattform im Internet zu Spenden aufgerufen. Sollte der Zielbetrag – beim Waldkindergarten waren es 5000 Euro – nicht erreicht werden, erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück. „Wir sind alle glücklich darüber, dass es so nicht gekommen ist“, sagt Dietmar Patent von der Volksbank Ulm-Biberach. 5795 Euro standen am Ende der Aktion auf der Habenseite, wovon das Kreditinstitut 940 Euro in Form eines Co-Fundings einbrachte. Als Geschenk gab es zudem noch ein paar Malbücher für manch nasse Tage.
Neben der Finanzierung stellten auch rechtliche Hürden die Waldbiber vor eine Herausforderung. So ist zum Beispiel ein zweiter Fluchtweg aufgrund des Brandschutzes notwendig, zumal dort mit Gas geheizt und gekocht wird. „Es gab gewisse baurechtliche Vorgaben, bei denen wir ohne fachmännische Unterstützung wohl an unsere Grenzen gestoßen wären“, sagt Anna Schaut, die aber auch betont, wie wichtig die Erfüllung der Vorgaben sei, weil es um die Sicherheit der Kinder ginge. Apropos Sicherheit: Die Kinder wärmen sich in dem Bauwagen nicht nur auf, sondern finden dort auch Unterschlupf, sollte draußen ein schweres Gewitter oder ein starker Sturm wütet. Bei leichtem Niederschlag können die Sprösslinge auch in ein TipiZelt ausweichen.
Trotz des neuen Bauwagens verbringen die Kinder den Tag größtenteils in der Natur, so wie es eben das Konzept eines Waldkindergartens vorsieht. Derzeit besuchen zehn Kinder die Einrichtung, die überwiegend aus Biberach stammen. „In den nächsten Monaten kommen nach und nach weitere Kinder hinzu“, sagt Anna Schaut. Für bis zu 20 Kinder ist die Einrichtung, die im September vergangenen Jahres gestartet war, ausgelegt: „Wir haben sogar schon eine Anmeldung für 2021.“Der Nachwuchs bei den Waldbibern scheint also gesichert.