Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bauwagen bietet Waldbibern Schutz

Waldkinder­garten freut sich über erfolgreic­hes Crowdfundi­ng – Viele rechtliche Hürden

- Von Daniel Häfele

METTENBERG - Am Anfang stand eine Idee, jetzt ist es Realität: Das Crowdfundi­ngprojekt des Vereins „Waldbiber – Waldkinder­garten Biberach“mit der Volksbank Ulm-Biberach hat mehr Unterstütz­er gefunden als erwartet. 5795 Euro kamen für die Anschaffun­g eines beheizbare­n Bauwagens zusammen, der nicht nur Wärme an frostigen Wintertage­n verspricht.

Von außen betrachtet sieht der Bauwagen in der Nähe des Hochstette­rhofs bei Mettenberg vergleichs­weise groß aus. Doch wer ihn betritt, stellt schnell fest: Hier wurde jeder Quadratzen­timeter ausgenutzt, um alles Notwendige unterzubri­ngen. So findet sich zum Beispiel über einem Teil der Sitzgruppe­n eine Empore, auf welcher sich die Sprössling­e ausruhen können.

In der kompakten Küchenzeil­e kann warmer Tee zubereitet werden, sollte nach dem Toben im Schnee jemand frösteln. Ein WC sowie ein Garderoben­bereich runden die Einrichtun­g ab. Eine Fotovoltai­kanlage sorgt für Elektrizit­ät, damit es auch Licht in dunklen Jahreszeit­en gibt. Das Konzept erinnert an sogenannte Tiny houses, die in Zeiten von steigenden Mieten und einem wachsenden Umweltbewu­sstsein auch in Deutschlan­d an Popularitä­t gewinnen.

Mindestbet­rag übertroffe­n

Die Realisieru­ng des Projekts war für die Waldbiber mit manch spannendem Augenblick verbunden. So musste der Verein das Geld für das knapp 73 000 Euro teure Vorhaben zusammenbe­kommen, weil ein Eigenantei­l von 15 Prozent zu stemmen war. Die restlichen 85 Prozent übernimmt die Stadt Biberach. Einen Partner hierfür fand der Verein in der Volksbank Ulm-Biberach. Gemeinsam brachten sie ein Crowdfundi­ngprojekt auf den Weg, um das noch fehlende Geld zu sammeln. „Wir haben ständig gespannt verfolgt, wie sich die Spendensum­me entwickelt“, schildert Vereinsvor­sitzende Anna Schaut.

Bei einem Crowdfundi­ng wird über eine Plattform im Internet zu Spenden aufgerufen. Sollte der Zielbetrag – beim Waldkinder­garten waren es 5000 Euro – nicht erreicht werden, erhalten die Unterstütz­er ihr Geld zurück. „Wir sind alle glücklich darüber, dass es so nicht gekommen ist“, sagt Dietmar Patent von der Volksbank Ulm-Biberach. 5795 Euro standen am Ende der Aktion auf der Habenseite, wovon das Kreditinst­itut 940 Euro in Form eines Co-Fundings einbrachte. Als Geschenk gab es zudem noch ein paar Malbücher für manch nasse Tage.

Neben der Finanzieru­ng stellten auch rechtliche Hürden die Waldbiber vor eine Herausford­erung. So ist zum Beispiel ein zweiter Fluchtweg aufgrund des Brandschut­zes notwendig, zumal dort mit Gas geheizt und gekocht wird. „Es gab gewisse baurechtli­che Vorgaben, bei denen wir ohne fachmännis­che Unterstütz­ung wohl an unsere Grenzen gestoßen wären“, sagt Anna Schaut, die aber auch betont, wie wichtig die Erfüllung der Vorgaben sei, weil es um die Sicherheit der Kinder ginge. Apropos Sicherheit: Die Kinder wärmen sich in dem Bauwagen nicht nur auf, sondern finden dort auch Unterschlu­pf, sollte draußen ein schweres Gewitter oder ein starker Sturm wütet. Bei leichtem Niederschl­ag können die Sprössling­e auch in ein TipiZelt ausweichen.

Trotz des neuen Bauwagens verbringen die Kinder den Tag größtentei­ls in der Natur, so wie es eben das Konzept eines Waldkinder­gartens vorsieht. Derzeit besuchen zehn Kinder die Einrichtun­g, die überwiegen­d aus Biberach stammen. „In den nächsten Monaten kommen nach und nach weitere Kinder hinzu“, sagt Anna Schaut. Für bis zu 20 Kinder ist die Einrichtun­g, die im September vergangene­n Jahres gestartet war, ausgelegt: „Wir haben sogar schon eine Anmeldung für 2021.“Der Nachwuchs bei den Waldbibern scheint also gesichert.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Sie freuen sich über einen erfolgreic­hen Abschluss des Crowdfundi­ngprojekts (von links): Dietmar Patent (Volksbank Ulm-Biberach), Michaela Rieber (Spendenbea­uftragte im Vereinsvor­stand), Anna Schaut (Vorsitzend­e), Roswitha Erasmy (stellvertr­etende Vorsitzend­e), Andrew Jones (Waldkinder­gartenleit­er) und Albert Ederle (Volksbank Ulm-Biberach).
FOTO: DANIEL HÄFELE Sie freuen sich über einen erfolgreic­hen Abschluss des Crowdfundi­ngprojekts (von links): Dietmar Patent (Volksbank Ulm-Biberach), Michaela Rieber (Spendenbea­uftragte im Vereinsvor­stand), Anna Schaut (Vorsitzend­e), Roswitha Erasmy (stellvertr­etende Vorsitzend­e), Andrew Jones (Waldkinder­gartenleit­er) und Albert Ederle (Volksbank Ulm-Biberach).

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