Schwäbische Zeitung (Biberach)
Biberacher setzen Zeichen gegen Gewalt
„One Billion Rising“lockt mehr als 300 Menschen auf den Biberacher Marktplatz
BIBERACH - Mehr als 300 Menschen haben sich am Sonntagnachmittag auf dem Biberacher Marktplatz zusammengetan, um ein Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen zu setzen. Bei der weltweiten Aktion „One Billion Rising“(übersetzt: „Eine Milliarde erhebt sich“) tanzten mehr als 100 Frauen und einige wenige Männer gemeinsam zum Lied „Break the chain“. Die Form des Streiks ist ein einstudierter Tanz zum Song „Break the chain“. Die Biberacher Arbeitsgruppe „Geschlechter gerecht“der Lokalen Agenda 21 hat die Tanzdemonstration in Biberach gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern bereits zum fünften Mal organisiert.
Damit die Choreografie auch sitzt, hatten die Tanztrainerinnen Bettina Löhle und Erika Hermann im Vorfeld Trainingseinheiten angeboten. Und auch am Sonntag stehen sie vor der Menge und zeigen auch denen, die nicht mittrainiert haben, wie die Choreografie funktioniert. „Es geht nicht darum, dass jede Bewegung perfekt sitzt“, sagt Maria Willburger vom Organisationsteam. „Es geht hier um den Spaß und die gemeinsame Sache.“
Mehr als 170 Städte in Deutschland und viele Länder weltweit beteiligen sich jedes Jahr an der Protestaktion, die eigentlich am 14. Februar stattfindet. In Biberach wird der TanzFlashmob immer sonntags veranstaltet. „Ich bin total beeindruckt, wie viele Menschen auch dieses Jahr wieder gekommen sind“, freut sich auch Tanztrainerin Bettina Löhle. „Dieser Tanz verbindet, er ist für all die vielen Mädchen und Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. Er soll den Betroffenen Mut machen, sich zu wehren, sich jemandem anzuvertrauen, dass so etwas nie wieder passiert.“
„Jede dritte Frau hat in ihrem Leben bereits Gewalt erfahren“, sagt Sigrid Arnold, Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Biberach. „Das geht durch alle sozialen Schichten und passiert an allen Orten.“2015 seien allein in Europa 215 000 sexuelle Gewaltverbrechen registriert worden. „90 Prozent der Opfer waren weiblich.“Am Tag von „One Billion Rising“gehe es aber auch darum, dass Männern keine Gewalt widerfahre. „Keiner soll das erleben.“
Einer der Kooperationspartner ist auch der Weiße Ring. Außenstellenleiter Hans Birkle berichtet auf dem Biberacher Marktplatz von seiner Arbeit. „Wir sind direkt in Kontakt mit den Opfern“, sagt er. Was ihn am meisten ärgert: „Den Tätern wird immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet als den Opfern.“Das müsste sich schnell ändern. Er appelliert an alle Menschen, die Augen aufzumachen und einzuschreiten, „denn Gewalt ist alltäglich und mitten unter uns“.
Weitere Bilder vom TanzFlashmob auf dem Biberacher Marktplatz gibt es online unter: www.obr-bc.de