Schwäbische Zeitung (Biberach)
Funkelndes Silber und feinstes Porzellan
Katharina Fürstin von Hohenzollern eröffnet „Glanzstücke“-Ausstellung auf dem Schloss
SIGMARINGEN - Wahre Glanzstücke der fürstlichen Tafel können Besucher des Sigmaringer Hohenzollernschlosses bestaunen. In der neuen Sonderausstellung von Katharina Fürstin von Hohenzollern dreht sich alles um funkelndes Silber, leuchtendes Gold und feinstes Porzellan. „Die Ausstellung, die meine Frau zusammen mit der Schlossführerin Carmen Ziwes und Anette Hähnel, der Leiterin der Bibliothek und der fürstlichen Sammlungen, zusammengestellt hat, ist wirklich etwas Besonderes“, betonte Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern bei der Präsentation der neuen Ausstellung.
Im Speisesaal ist für die Schau ein historischer Esstisch, ein Meisterwerk der Tischlerkunst aus dem 19. Jahrhundert, eingedeckt und dekoriert worden. Er ist sieben Meter lang und zeigt, wie prachtvoll und üppig die fürstlichen Tafeln früher ausgestattet waren und es bis heute sind. Denn der Großteil der Exponate ist noch immer bei privaten Galadinners auf dem Schloss im Einsatz. Die Ausstellungsstücke stammen allesamt aus den fürstlichen Sammlungen und sind im Rahmen der Sonderschau, die bis Oktober geöffnet ist, zum ersten Mal öffentlich zu sehen.
Auf der Tafel befindet sich ein 4,5 Meter langer Surtout. Das ist ein prächtiger Tischaufsatz aus Spiegeln und Gold, wie es im 19. Jahrhundert Mode war. Eingedeckt ist mit Kurland-Service mit rosa Rand. Es handelt sich dabei um eine Sonderanfertigung der Königlichen Porzellanmanufaktur in Berlin für die Sigmaringer Hohenzollern. Dass sich die Tischsitten im Laufe der Zeit doch etwas geändert haben, wird anhand kleiner, silberner Salzgefäße ersichtlich, die neben jedem Teller stehen. „Salz war früher teuer. Jedem Gast ein eigenes Salzgefäß zur Verfügung
zu stellen, drückte die Anerkennung ihm gegenüber aus“, erläuterte Anette Hähnel.
Zudem gewährt die Fürstin einen Blick hinter die Kulissen: Zum ersten Mal und einmalig ist die Porzellanund Glaskammer des Schlosses für Besucher geöffnet. Die raumhohen Geschirrschränke enthalten überwiegend Porzellan aus Meißen oder von Villeroy und Boch. Außerdem zeigt die Fürstin zeitgenössisches Porzellan, wie sie es täglich auf Schloss Josefslust benutzt. „Unser Tisch daheim ist jeden Tag anders gedeckt“, sagte sie. Nur Messer und Gabel würden gleich bleiben. Im Frühling benutzt die Fürstin am liebsten ihr Maiglöckchenservice von Dior, das derzeit Teil der Ausstellung ist. „Wenn Gäste kommen, decke ich mit meinem französischen Drachenservice ein und beim Skifahren in der Schweiz habe ich wieder ein anderes Porzellan“, verriet sie. „Wenn ich in Paris oder Florenz bin, muss ich oft Porzellan mitbringen. Ich komme einfach nicht daran vorbei“. Frische Blumen gehören für sie
zu einem schön gedeckten Tisch genauso wie geschmackvolles Service. „Im Sommer sind es die Blumen aus unserem Garten“, sagt sie.
Prunkpokal mit Drachentöter
Im Roten Salon stehen Vitrinen voller Prunkstücke: Unter ihnen ein Tafelaufsatz, der 1867 in London von Hancock, der ersten Adresse für Gold- und Silberarbeiten, gefertigt worden ist – im Auftrag des Fürstenpaars Carl Anton und Josefine von Hohenzollern. Auf dem Deckel des Prunkpokals ist der heilige Georg, Drachentöter und Schutzpatron des Adels, zu sehen. Ferner können die Besucher ein Necessaire aus Mahagoniholz bestaunen, das mit rotem Samt ausgekleidet ist und Nagelfeilen, Korkenzieher für Parfümfläschchen sowie Schatullen für Seifen und Salben enthält. Die Truhe gehörte Stefanie Prinzessin von Hohenzollern, der späteren Königin von Portugal.
Außerdem sind zwei hohle Pferdeskulpturen aus vergoldetem Silber zu sehen, deren Kopf man abschrauben
kann. Sie sind um 1580 in Nürnberg gefertigt und wurden bei Trinkspielen als Becher benutzt. „Früher müssen wir an die 40 solcher Pferde auf dem Schloss gehabt haben“, erläuterte der Fürst. Denn die Figuren seien mit Nummern versehen. In den 1980er-Jahren habe sich ein als Besucher getarnter Dieb über Nacht im Schloss einschließen lassen und die Pferde am nächsten Tag unter seinem Mantel hinausgeschmuggelt. „Sie sind erst Jahre später in Linz wieder aufgetaucht, wo die Polizei einem Kunstdieb auf die Schliche gekommen ist.“
Ein Video zur Ausstellung sehen Sie unter schwäbische.de/ eroeffnung-glanzstuecke
Die Glanzstücke-Ausstellung ist Teil der regulären Schlossführung. Sonderführungen, die sich auf die neue Schau beschränken, finden am 25. Juni und am 29. August, jeweils um 18 Uhr, statt.