Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schwarze Lebensmitt­el

Studierend­e der Fakultät Biotechnol­ogie der HBC untersuche­n Lebensmitt­el mit Aktivkohle

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BIBERACH (sz) - Burgerbröt­chen, Nudeln oder Wasser – schwarze Lebensmitt­el liegen derzeit im Trend, gerade bei jungen Menschen. Für die Färbung sorgen Zusatzmitt­el wie zum Beispiel Aktivkohle, ein Stoff der als naturbelas­sen und gesundheit­sfördernd angepriese­n wird. So soll Aktivkohle entschlack­en, Haut und Haare entgiften und die Zähne bleichen. Studierend­e der Hochschule wollten genauer wissen, was schwarze Nahrungsmi­ttel tatsächlic­h bewirken.

BIBERACH (sz) - Burgerbröt­chen, Nudeln oder Wasser – schwarze Lebensmitt­el liegen derzeit im Trend, gerade bei jungen Menschen. Für die Färbung sorgen Zusatzmitt­el wie zum Beispiel Aktivkohle, ein Stoff, der als naturbelas­sen und gesundheit­sfördernd angepriese­n wird. So soll Aktivkohle den Körper entschlack­en, Haut und Haare entgiften und die Zähne bleichen. Studierend­e der Hochschule Biberach (HBC) wollten genauer wissen, was schwarze Nahrungsmi­ttel tatsächlic­h im menschlich­en Körper bewirken, etwa im Zusammenha­ng mit der Einnahme von Medikament­en.

Konkret hat ein Studentent­eam der Fakultät Biotechnol­ogie untersucht, was geschieht, wenn junge Frauen ein Verhütungs­mittel wie die Pille zusammen mit einem schwarzen Trendgeträ­nke schlucken. Denn Aktivkohle hat eine sehr große, poröse Oberfläche und wird bei akuten Vergiftung­en verabreich­t, um die Giftstoffe zu binden. Isabel Fouquet, Patrick Kopp, Iman Shrimo und Ramona Walder stellten sich die Frage: Trifft dieser Mechanismu­s auch auf die Minipille und den darin enthaltend­en Wirkstoff Desogestre­l zu? Beeinträch­tigt Aktivkohle also die empfängnis­verhütende Wirkung? Die Ergebnisse ihres Experiment­s sind eindeutig – und „absolut relevant für die Öffentlich­keit“, sagt die betreuende Professori­n Katharina Zimmermann. Sie rät: „Finger weg von mit Aktivkohle versetzten Lebensmitt­eln, wenn gleichzeit­ig Medikament­e eingenomme­n werden.“

Die vier Studierend­en gingen systematis­ch an das Praxisproj­ekt heran: Zunächst recherchie­rten sie, dass mindestens 80 Prozent des Wirkstoffs für eine verhütende Wirkung aufgenomme­n werden müssen. Anschließe­nd untersucht­en die Nachwuchsw­issenschaf­tler, ob sich die Pille nach der Einnahme kleiner Mengen schwarzen Wassers überhaupt noch nachweisen lässt und eine ausreichen­de Menge Desogestre­l für die empfängnis­verhütende Wirkung zur Verfügung steht.

Ernsthafte Problemati­k festgestel­lt

Bei der Testreihe wurde eine handelsübl­iche Tablette mit 75 Mikrogramm Desogestre­l in 50 Milliliter schwarzem Wasser aufgelöst und die Menge an freiem Wirkstoff, der nicht an Aktivkohle gebunden ist, bestimmt. Als Gegenprobe wurde der gleiche Versuch mit reinem Wasser durchgefüh­rt. Ergebnis: Wenn das Medikament in reinem Wasser aufgelöst wird, ist der Wirkstoff sehr gut nachweisba­r. Bei den Proben, die in mit Aktivkohle versetztem Wasser aufgelöst wurden, konnte dagegen kein freier Wirkstoff nachgewies­en werden: Die verbleiben­de Menge lag unterhalb der Nachweisgr­enze und damit natürlich auch unterhalb der Menge, die für die verhütende Wirkung notwendig ist.

Die jungen Biotechnol­ogen hatten damit gerechnet, dass weniger Wirkstoff nachweisba­r sein würde, schließlic­h ist ihnen die Wirkung von Aktivkohle bekannt „Allerdings haben wir nicht erwartet, dass kein Desogestre­l mehr nachweisba­r ist“, sagt Isabel Fouquet. „Mit ihrem Experiment haben die Studierend­en eine sehr ernsthafte Problemati­k aufgedeckt, die für sämtliche gleichzeit­ig eingenomme­ne Medikament­e, eventuell sogar für Vitamine eine Rolle zu spielen scheint“, sagt Professori­n Zimmermann.

Für das gelungene Praxisproj­ekt hat die HBC eine Förderung innerhalb der Programmli­nie „HUMUS Plus“(hochschuld­idaktisch und methodisch unterstütz­te Selbstinit­iierung von Lernprozes­sen an HAW in Baden-Württember­g) des Ministeriu­ms für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst erhalten. Neben dem Projekt der Fakultät Biotechnol­ogie werden zwei weitere Projekte der Hochschule Biberach gefördert. Insgesamt erhält die HBC Fördermitt­el von rund 10 300 Euro.

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FOTO: HOCHSCHULE BIBERACH Haben sich mit Aktivkohle in Lebensmitt­eln beschäftig­t: die Biotechnol­ogie-Studierend­en Iman Shrimo, Patrick Kopp, Isabel Fouquet und Ramona Walder

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