Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ravensburg bemüht sich um billigere Wohnungen
Bündnis für Wohnraum nimmt Fahrt auf – Mehr Sozialwohnungen geplant
RAVENSBURG - Auf einem guten Weg sieht sich die Stadt Ravensburg beim 2016 beschlossenen Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, das die überhöhten Mietpreise zumindest teilweise deckeln soll. Auch in den Kauf und Bau von Sozialwohnungen für Menschen mit (noch) weniger Geld will die Verwaltung verstärkt einsteigen.
Die neuen Mehrfamilienhäuser, die derzeit am Goetheplatz in der Ravensburger Südstadt entstehen, werden 2020 die ersten Gebäude sein, die im Rahmen des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum etwas günstigere Mieten im überhitzten Ravensburger Immobilienmarkt anbieten sollen. Das Bündnis, 2016 von den Städten Ravensburg und Weingarten mit Vertretern der Bauwirtschaft, Sozialträgern und Kirchen unterzeichnet, hat im Kern folgenden Inhalt: Bei Bauvorhaben mit mehr als zehn Wohneinheiten müssen künftig 20 Prozent der Wohnungen mindestens 14 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen – und das über einen Zeitraum von 15 Jahren.
Neben dem Goetheplatz sind vier weitere Projekte im Rahmen des Bündnisses „am Schreibtisch fertiggestellt“, wie Michael Griebe, stellvertretender Leiter des Stadtplanungsamts, sagt. Die Arbeiten für 40 weitere Wohnungen seien in der Umsetzung, die Planungen für zehn Arbeiten könnten vonseiten der Verwaltung noch in diesem Sommer fertiggestellt werden. Rund 50 BündnisWohnungen sollen allein im RinkerAreal entstehen. Am Goetheplatz als erstem Projekt sind es sechs.
Bau- und Umweltbürgermeister Dirk Bastin hat das Ziel, dass langfristig 200 bis 400 Wohnungen entstehen, die unter dem gewöhnlichen Marktwert in Ravensburg vermietet werden können. „Die Mieten in Ravensburg sind in den vergangenen Jahren exorbitant gestiegen“, sagt Bastin. Gleichzeitig habe es kaum sozialen Wohnungsbau gegeben. Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum soll vor allem der Mittelschicht dienen, die häufig heute auch schon Probleme hat, die hiesigen Marktpreise zu bezahlen.
„Durchmischung soll stimmen“
Für die sozial schwächeren Mitbürger soll es weitere Sozialwohnungen geben. Zwar hat die Stadt Ravensburg 400 Sozialwohnungen im Angebot, doch das reicht bei Weitem nicht aus. „Diese Zahl müssen wir, ganz unabhängig vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, deutlich erhöhen“, meint der Baubürgermeister. Deutlich heißt nach seiner Ansicht: um mindestens 50 Prozent. Um das zu bewerkstelligen, will die Verwaltung einen neuen Eigenbetrieb Städtisches Wohnen gründen. Der neu gewählte Gemeinderat soll darüber im September befinden.
„Wichtig ist mir, dass in den Quartieren der Stadt die Durchmischung weiterhin stimmt“, sagt Dirk Bastin. Vereinfacht übersetzt: Es sollen in Ravensburg alle Menschen einen Wohnplatz finden können und nicht nur die, die einen dicken Geldbeutel haben. Dafür sei viel Überzeugungsarbeit nötig, denn Nachverdichtung und Großbaustellen direkt nebenan würden viele alteingesessene Nachbarn nicht gerne sehen. Dennoch, so der Bürgermeister, sei es wichtig, hier anzusetzen. Denn: Ravensburg benötige dringend (bezahlbaren) Wohnraum, man wolle dadurch auch den Verkehr durch Pendlerströme aus dem Umland begrenzen, weil das nicht nur dem Klima schade und die Menschen belaste. Sondern weil man als Stadt die Möglichkeit schaffen wolle, nicht nur attraktive Arbeitsplätze anzubieten, sondern auch kurze Wege – zum Job, zur Kita, zum Einkaufen. Daher sei es wichtig, Flächen in der Innenstadt für Wohnbau zu nutzen – darüber hinaus aber in der Planung dennoch weiterhin Möglichkeiten beizubehalten für das beliebte Häuschen am Stadtrand.