Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ravensburger Stadtrat fordert Baustopp
Bürgermeister widerspricht: Kein unnötiges Risiko durch E-Ladestationen in Tiefgarage
RAVENSBURG - Einen vorübergehenden Baustopp für die Ravensburger Marienplatztiefgarage hat Stadtrat Rolf Engler (CDU) gefordert. Er verlangt wenige Tage vor der Kommunalwahl weitere Informationen über das Sicherheitskonzept der Garage, weil er die Gefahr eines neuerlichen Brandes sieht, ausgelöst durch Ladestationen für Elektroautos. Die Stadtverwaltung sieht dieses Risiko nicht.
Bereits im April hatte Engler Bedenken vorgebracht, weil in der sanierten Tiefgarage zunächst 16 Elektroladestationen eingebaut werden sollen, bei entsprechender Nachfrage auch mehr. Der Hintergrund: Nach Aussagen von Fachleuten seien Elektrofahrzeuge viel schwieriger zu löschen als andere Autos.
Ein Grund sind die hohen Temperaturen, die bei einem Batteriebrand entstehen, ein weiterer die hochtoxischen Gase, die dabei freigesetzt werden. Im konkreten Fall befürchtet der CDU-Stadtrat, dass der Zugang zu einem möglichen Brandherd in einer Tiefgarage die Löscharbeiten für die Feuerwehr deutlich erschwert – durch niedrige Decken oder aufgrund fehlender passender Einsatzfahrzeuge für die Enge in der Garage.
Laut Engler empfehle die Fachwelt daher, Elektrofahrzeuge nicht in einem geschlossenen Raum aufzuladen. Beim geplanten Einbau von Ladestationen in der Marienplatzgarage gehe man daher ein unnötiges Risiko ein. „Das Parkdeck Oberamtei ist offen“,
sagt der Stadtrat, „es wäre also der viel bessere Standort für E-Ladestationen.“Für die Marienplatztiefgarage fordert er „im Prinzip einen Baustopp, bis die Dinge geregelt und die offenen Fragen beantwortet sind“. Engler will ein Sicherheitskonzept und einen Vor-Ort-Termin des Gemeinderats mit einem externen Experten.
Die von Engler beschriebenen Sorgen teilt Bürgermeister Dirk Bastin
nicht. Denn: Grundsätzlich könne ein Defekt an einem Akku zu jeder Zeit entstehen, ganz unabhängig, ob das EFahrzeug gerade geladen werde oder nicht: „Auch ohne Aufbau von Ladeinfrastruktur wird in Zukunft eine hohe Anzahl an Fahrzeugen mit mittelgroßen bis großen Batterien in allen möglichen Garagen parken.“Da es „eher unwahrscheinlich“sei, dass ein Brand beim Aufladen der Akkus entsteht, erhöhe sich die Gefahr durch
diese Ladestationen nicht.
In einem Schreiben weist Bastin darauf hin, dass die Stadt am Marienplatz „weit über dem gesetzlichen Sicherheitsstandard“baue. Dazu gehören Sprinkleranlagen in allen Geschossen oder eine Funkanlage auf allen Ebenen zur schnelleren Kommunikation der Einsatzkräfte. Zudem sollen die Ladestationen nur in den oberen beiden der vier Ebenen eingebaut werden.