Schwäbische Zeitung (Biberach)
Der Steg verschwindet, allerdings nicht ganz
Abrissarbeiten in Memmingen starten im Juni – Kosten haben sich mehr als verdoppelt
MEMMINGEN - Das Datum steht fest: Ab Dienstag, 25. Juni, wird der Eiserne Steg am Memminger Bahnhof abgerissen – aber nicht so ganz. Einige Wochen, bevor es losgeht, ist auf Nachfrage bei Deutscher Bahn (DB) und Stadt nämlich Überraschendes zu erfahren: Ein Teil des Stegs, dessen Ursprünge ins Jahr 1889 zurückreichen, bleibt erhalten. Zudem haben die Gesamtkosten einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht: War in der Vorlage für den Bausenat im November von 728 000 Euro die Rede – der Anteil der Stadt wurde mit etwa 57 Prozent angegeben –, so beziffert sie DB-Sprecher Franz Lindemair nun mit 1,9 Millionen Euro.
Der Grund dafür lässt sich Lindemair zufolge mit einem Wort fassen: Baukonjunktur. Zweimal hat die Bahn laut dem Sprecher für Großprojekte in Bayern das Vorhaben ausgeschrieben, ohne dass sich ein Unternehmen gemeldet hätte. „Nur zu diesem Preis ist es uns dann überhaupt gelungen, eine Firma zu finden.“Auch die Stadt, die gemäß Kreuzungsvereinbarung mit einem Anteil von über 50 Prozent an den Gesamtkosten beteiligt ist, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Dies bestätigt Hauptamtsleiter Michael Birk. Schwerer wiegt nach seinen Worten in der Abwägung jedoch die Überlegung, das Elektrifizierungsprojekt in seiner Gesamtheit nicht zu gefährden beziehungsweise zurückzuwerfen. Zudem sei es zweifelhaft, ob am Ende einer weiteren Ausschreibung ein besseres Ergebnis gestanden hätte. Für die Tatsache, dass der Erhalt eines alten Steg-Teils keine Erwähnung fand, gibt es vonseiten der Stadt keine Erklärung. Nicht demontiert wird laut Birk der Abschnitt, der mit dem Aufgang an der Bahnhofstraße beginnend den Einfahrtsbereich zum Zentralen Omnibusbahnhof überspannt. Er geht über in die neue Fußgängerbrücke. Direkt vom Bahnsteig aus führt zu dieser ein weiterer Aufgang, der im Zuge der Arbeiten geschaffen wird.
Demontage bis Ende Juli
Der geplante Ablauf sieht laut Lindemair Folgendes vor: Im ersten Schritt muss bis 8. Juli die alte Fußgängerbrücke weichen, in einem zweiten Abschnitt werden von 9. bis 31. Juli die Träger entfernt. Die Basis für die neue Brücke wird zwischen August und September beziehungsweise Oktober geschaffen: In dieser Zeit ist der Neubau der Fundamente und Stützen vorgesehen. Dabei wird sich das bisherige Bild verändern – künftig gibt es nur noch zwei Stützen auf der linken und rechten Seite der Gleise sowie zwei weitere für die Treppenzugänge.
Die neue Fußgängerbrücke aus Fachwerk-Stahlträgern führt auf einer Länge von mehr als 40 Metern über die fünf Gleise und verläuft in einer Höhe von 6,50 Metern. Bei der alten Konstruktion waren es laut Tiefbauamtsleiter Gernot Winkler nur fünf Meter gewesen: nicht genug für die Anforderungen, die sich durch die Elektrifizierung ergeben. Zudem hat die Brücke Lindemair zufolge nun eine Breite von 2,50 Meter. Ihre Teile werden Ende Oktober geliefert und eingehoben. Es schließen sich Arbeiten an Geländern und Treppen an. Ende November soll das Bauwerk für die Fußgänger freigegeben werden.