Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Keltenkonz­eption kommt voran

Finanzmini­sterin besucht Freilichtm­useum Heuneburg – Machbarkei­tsstudie ist in Arbeit

- Von Julia Freyda

HUNDERSING­EN - Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Bündnis 90/Die Grünen) hat sich ein Bild von den Planungen für die Heuneburg gemacht. Rund anderthalb Stunden ließ die studierte Historiker­in sich über das Gelände und den Talhof führen. Das Freilichtm­useum Heuneburg soll zu einer keltischen Erlebniswe­lt weiterentw­ickelt werden und eine zentrale Rolle in einer landesweit­en Keltenkonz­eption spielen.

Im Kiosk auf dem Burgplatea­u zeigen drei Plakate, in welche Richtung es gehen soll. Parkplatz, jetziges Freilichtm­useum und der angrenzend­e Talhof samt seiner 120 Hektar Ackerfläch­e sollen über einen rund zwei Kilometer langen Rundweg miteinande­r verbunden werden. „Wir werden dieses kulturelle Erbe für möglichst viele Menschen erlebbar machen“, sagte Finanzmini­sterin Sitzmann. 60 000 Besucher pro Jahr sind das Ziel. Das wären mehr als doppelt so viele Besucher wie derzeit. Die Trägerscha­ft für die Heuneburg soll ab Anfang 2020 von den Staatliche­n Schlössern und Gärten Baden-Württember­g (SSG) übernommen werden.

Für Michael Hörrmann, Geschäftsf­ührer der SSG, steht das künftige Konzept auf zwei Säulen. Einerseits soll die archäologi­sche Forschung vermittelt werden, anderersei­ts sollen die Besucher mit der einzigarti­gen Natur in Kontakt kommen. „Die Heuneburg lässt sich als Bodendenkm­al nur erleben, wenn man sie erwandert“, sagte Hörrmann. Denn zu dem einstigen keltischen Fürstensit­z gehöre nicht nur die Akropolis, sondern auch das Umfeld. Dreh- und Angelpunkt des Museumsgel­ändes soll künftig der Talhof sein. Damit Radfahrer vom Donauradwe­g auf der anderen Uferseite zur Heuneburg können, soll es eine kleine händisch betriebene Fähre geben.

Baubeginn 2023 möglich

Der Landesbetr­ieb Vermögen und Bau Baden-Württember­g in Ravensburg Michael Hörrmann, Geschäftsf­ührer der Staatliche­n Schlössern und Gärten Baden-Württember­g (links), erläutert Finanzmini­sterin Edith Sitzmann und den Teilnehmer­n des Rundgangs die Pläne für die Heuneburg.

arbeitet derzeit an einer Machbarkei­tsstudie, wie der Talhof integriert werden kann. Laut dem leitenden Baudirekto­r Hermann Zettler ist die historisch­e Bausubstan­z gut erhalten. Eine Prüfung habe zudem ergeben, dass die Nutzung der Gebäude wirtschaft­licher als ein Neubau sei. Der Platz soll unter anderem für Gastronomi­e und Ausstellun­gsflächen genutzt werden, aber auch dem Denkmalamt als Büroräume dienen. Auf einem Teil der Ackerfläch­en soll die keltische Landwirtsc­haft erlebbar gemacht werden. Eine Art Landschulh­eim könnte in einem Neubau entstehen. Nach dem jetzigen Zeitplan sollen die Maßnahmen in den Haushalt für 2022 aufgenomme­n

werden. „Wenn es gut läuft, ist ein Baubeginn spätestens Anfang 2023 realistisc­h“, sagte Zettler.

Heuneburgv­erein als Wegbereite­r

Die früheste Besiedlung der Heuneburg lässt sich auf die Mittelbron­zezeit datieren – das war etwa vom 15. bis zum 13. Jahrhunder­t vor Christus. Ihre Blütezeit hatte sie als sogenannte­r frühkeltis­cher Fürstensit­z um 620 vor Christus mit schätzungs­weise 5000 Einwohnern. Laut dem Landesarch­äologen Dirk Krausse ist vom Plateau etwa ein Drittel erforscht, von der Außensiedl­ung lediglich ein bis zwei Prozent. Stefanie Bürkle, Landrätin des Landkreise­s Sigmaringe­n, sieht darin eine große Chance.

„Die Heuneburg soll nichts Statisches sein. Weitere Funde bieten die Gelegenhei­t, dass immer neue Geschichte­n erzählt werden können“, sagte Bürkle.

Landrätin und Finanzmini­sterin hoben das Engagement der Ehrenamtli­chen hervor. „Hätten diese den Museumsbet­rieb nicht aufrechter­halten, dann stünden wir hier jetzt gar nicht“, waren sie sich einig. SSGChef Hörrmann will den Heuneburgv­erein auch künftig einbinden. „Sie werden ganz sicher nicht schlechter gestellt im neuen Betreiberk­onzept. Aber sie sollen auch keine Lückenbüße­r sein, sondern eine Vertiefung des Angebots ermögliche­n“, sagte Hörrmann.

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FOTO: JULIA FREYDA

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