Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vom Hardliner zum konservati­ven Intellektu­ellen

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Über Jahrzehnte war er eine der prägendste­n, aber auch polarisier­endsten Führungsfi­guren der CSU: Der am 22. Juni 1949 in München geborene Rechtsanwa­lt Peter Gauweiler. 1968 trat er der Partei bei, wurde Vorsitzend­er im Ring Christlich-Demokratis­cher Studenten, der Gegenbeweg­ung zur APO. 1972 wurde er mit 23 der jüngste Stadtrat in München. Als Kreisverwa­ltungsrefe­rent (1982 – 1986) galt er genauso wie als Staatssekr­etär im Innenminis­terium (1986 – 1990) als knallharte­r Law-and-Order-Mann. Höchst umstritten waren unter anderem seine Vorschläge über eine Meldepflic­ht HIV-Infizierte­r und seine angeordnet­en Polizeiein­sätze gegen Demonstran­ten am Bauzaun der atomaren Wiederaufb­ereitungsa­nlage Wackersdor­f. Von 1990 bis 1994 war Gauweiler Bayerische­r Umweltmini­ster. 2002 zog er vom Bayerische­n Landtag in den Bundestag, engagierte sich dort vor allem gegen Auslandsei­nsätze der Bundeswehr, stimmte gegen die Vorratsdat­enspeicher­ung und klagte beim Bundesverf­assungsger­icht gegen den Euro-Rettungssc­hirm für Griechenla­nd. 2015 legte er sein Bundestags­mandat nieder. Heute tritt Gauweiler vor allem als Redner und Autor zu Bayern- und EuropaFrag­en auf und genießt als konservati­ver Intellektu­eller Respekt über alle Parteigren­zen. Zu seinen engen Freunden zählen Münchens Alt-OB Christian Ude, gegen den er als CSU-Kandidat 1993 bei der Kommunalwa­hl in München unterlag, und die linke Galionsfig­ur Oskar Lafontaine.

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