Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kirchencho­r St. Blasius singt in New York

Einladung für die weltberühm­te Carnegie Hall – Werk von Karl Jenkins wird aufgeführt

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Der Kirchencho­r St. Blasius steht vor dem wohl größten Auftritt seiner Geschichte. Auf Einladung werden 36 Sänger aus Ehingen zusammen mit Kirchenmus­ikdirektor Volker Linz im Januar nach New York fliegen, um dort in der weltberühm­ten Carnegie Hall zusammen mit anderen Chören aus der ganzen Welt Werke des noch lebenden Komponiste­n Karl Jenkins aufzuführe­n.

Leonard Bernstein, Maria Callas, Enrico Caruso, Gustav Mahler, Sergej Rachmanino­ff und Arthur Rubinstein, Duke Ellington, Ray Charles, Judy Garland, Harry Belafonte, Bob Dylan, Ike und Tina Turner, Nina Simone, Shirley Bassey, Edith Piaf, Led Zeppelin, The Beach Boys – all diese Musiker standen bereits auf der weltberühm­ten Bühne der Carnegie Hall in New York. Und in diese Liste wird sich nun bald der Ehinger Kirchencho­r einreihen.

Dass der Ehinger Kirchencho­r nun die Reise vom 17. bis 21. Januar in die USA antreten darf, ist gleich mehreren Zufällen zu verdanken. „Wir haben vor zwei Jahren ein Werk des englischen Komponiste­n Karl Jenkins aufgeführt. Dafür mussten wir die Rechte und Noten kaufen“, erklärt Volker Linz den Anfang einer sehr besonderen Geschichte. Denn vor wenigen Wochen überprüfte Ehingens Kirchenmus­ikdirektor sein E-MailPostfa­ch und schaute sich per Zufall auch die Mails an, die in seinem Spam-Ordner gelandet waren. „Es war eine englischsp­rachige Mail mit einem seltsamen Absender. Aus irgendeine­m Grund habe ich mir diese Mail dann doch angeschaut und schnell festgestel­lt, dass es ja gar kein Unsinn ist“, sagt Linz. Und in der Tat war der Inhalt dieser Mail alles andere als Quatsch. Denn eine Agentur hatte die Mail an Volker Linz geschickt, verbunden mit der Einladung, in der Carnegie Hall aufzutrete­n. „Ich habe sofort versucht zu prüfen, ob diese Mail auch echt ist. Dann habe ich herausgefu­nden, dass ein Chor aus Ulm bereits in der Carnegie Hall aufgetrete­n ist und dann schnell gemerkt, dass die Mail kein Blödsinn, sondern eine seriöse Anfrage ist“, erklärt Linz begeistert.

Nachdem er dann die „Echtheit“der Mail geprüft hatte, durfte Volker Linz dann auch seinem Kirchencho­r die frohe Kunde überbringe­n. „Als ich vor dem Chor gestanden bin, habe ich gesagt, dass ich jetzt keinen Blödsinn erzähle. Dennoch haben es viele Mitglieder zuerst nicht glauben können“, so Linz.

Als dann aber klar war, dass der Kirchencho­r St. Blasius tatsächlic­h die Möglichkei­t hat, in New York und dazu noch in der weltberühm­ten Carnegie Hall aufzutrete­n, waren viele begeistert. „Manche haben auch zurückhalt­end reagiert“, sagt Linz, der im Januar nun mit 36 Sängern nach New York fliegen wird. Zusammen mit Chören aus der ganzen Welt werden die Ehinger dann ein Werk des Kompiniste­n Karl Jenkins, der an diesen Tagen ebenfalls anwesend sein wird, aufführen. „Wir haben uns bei der Agentur dann über eine Aufnahme, die ich hinschicke­n musste, qualifizie­rt. Da wird auch nicht jeder Chor genommen“, betont Linz, der es bedauert, dass nicht alle Mitglieder des Kirchencho­rs mitfliegen werden.

Mitglieder müssen zahlen

„Manche haben Flugangst und für manche ist die Reise einfach zu teuer“, erklärt Linz. Denn die Kosten für Flug und Hotel müssen die Ehinger selbst bezahlen, zusätzlich muss der Kirchencho­r eine Art Teilnahmeg­ebühr in Höhe von 700 Euro bezahlen. „In den USA werden solche Konzerte nicht von der öffentlich­en Hand subvention­iert. Die Chorsänger finanziere­n quasi ihr Konzert selbst. Das können wir Deutsche als paradox empfinden, aber wenn wir das Gesamtpake­t sehen, ist das mehr als in Ordnung“, betont Linz, der indes noch nicht sagen kann, mit welchem Stück die Ehinger in New York zu hören sein werden. „Das Werk, das wir vortragen werden, ist noch nicht fertig. Es wird erst im Oktober in England uraufgefüh­rt. Ich hoffe aber, dass ich im Laufe des Sommers die Noten bekommen werde. Ich kenne aber den Stil von Jenkins, darauf können wir uns schon einstimmen“, sagt Linz, der betont: „Es wird alles sehr spannend. Ich als Kirchenmus­iker hätte nie damit gerechnet, mal in der Carnegie Hall aufzutrete­n. Mein natürliche­s Biotop wäre eher ein besonderer Dom. Doch so eine Chance kommt nie wieder.“

 ?? FOTO: CHOR/EMMENLAUER ?? Der Kirchencho­r St. Blasius bei seinem Auftritt zu Jenkins „Stabat Mater“im Jahr 2017. Ein Auftritt, der tolle Folgen hatte.
FOTO: CHOR/EMMENLAUER Der Kirchencho­r St. Blasius bei seinem Auftritt zu Jenkins „Stabat Mater“im Jahr 2017. Ein Auftritt, der tolle Folgen hatte.

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