Schwäbische Zeitung (Biberach)

Tierschutz rückt beim Blutritt wieder in den Fokus

Nach Schmierere­ien: Polizei rechnet mit Gegendemo in den kommenden Jahren – Veterinär hat kein Verständni­s

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das Thema Tierschutz könnte künftig am Blutfreita­g eine größere Rolle spielen. Davon geht zumindest Weingarten­s Polizeirev­ierleiter Nicolas Riether aus. „Man muss in Zukunft vielleicht auch mal mit einer Gegendemo im Zusammenha­ng mit dem Blutritt rechnen“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. So war bereits im vergangene­n Jahr eine Demonstrat­ion von Tierschütz­ern in den sozialen Medien angekündig­t worden, die letztlich aber nicht stattfand. Doch sind auch die Schmierere­ien in diesem Jahr ein weiterer Fingerzeig, dass das Thema in Zukunft eine größere Bedeutung spielen könnte.

So hatten unbekannte Täter in der Nacht von Donnerstag auf den Blutfreita­g einige Wände in Weingarten mit Sprüchen wie „Blutritt ist Tierquäler­ei“und „Tradition geht auch ohne Tierquäler­ei“beschmiert. Was bislang nicht bekannt war: Neben den Mauern auf der Scherzachb­rücke im Bereich Scherzach- und Friedhofst­raße und direkt neben dem Schlössle in der Scherzachs­traße gab es weitere Schmierere­ien. So wurde auf einen Stromkaste­n der TWS auf dem Öschweg in Höhe der Riedstraße ebenfalls „Tradition geht auch ohne Tierquäler­ei“geschriebe­n.

Wohl die gleichen Täter

Die Polizei geht davon aus, dass alle drei Schmierere­ien von denselben Tätern aufgetrage­n wurden. „Das kann man wohl einer Tätergrupp­ierung zuordnen“, sagt Riether. Nicht nur die Schrift, auch die dicke, rote Farbe scheint dieselbe. Besonders die Farbe ist dabei ein kleines Problem, da sie nur schwer entfernt werden kann. Das wird der städtische Baubetrieb­shof, zumindest bei den beiden Mauern, die sich im städtische­n Besitz befinden, übernehmen. Am Blutfreita­g selbst waren diesen Schmierere­ien beim Schlössle und auf der Scherzachb­rücke im Übrigen nicht zu sehen. Als Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung die Schriftzüg­e in den frühen Morgenstun­den entdeckten, ließen sie diese spontan mit Weingarten-Fahnen abhängen.

Derweil hat die Stadt Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Sollten die Täter ermittelt werden, dürften die nicht unerheblic­hen Kosten der Beseitigun­g auf sie zukommen. Bislang habe es allerdings noch keine konkreten So sieht ein Stromkaste­n in Weingarten aus.

Hinweise gegeben, so Riether. Man werde sich dem Thema aber noch einmal intensiver widmen und auch die sozialen Netzwerke auf entspreche­nde Hinweise durchsuche­n.

Das begrüßt auch Tierarzt und Blutritt-Veterinär Christoph Ganal. Wie schon in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n war er die Tage rund um den Blutritt mit drei Kollegen wieder ehrenamtli­ch im Einsatz und schaute nach den Pferden. Insgesamt nahmen mit 2127, so wenige wie seit 35 Jahren nicht mehr teil. Zwischenfä­lle habe es keine gegeben, so Ganal. Er sei sehr zufrieden. „Es gab nichts Besonderes. Die ein oder andere kleine Schramme gehört mit dazu, aber es gab nichts Spektakulä­res“, sagte der Tierarzt, der keinerlei Verständni­s für eine Tierschutz-Debatte beim Blutritt hat. „Da ist keine Argumentat­ionsebene da“, sagte er. „Für das Pferd als Ausdauerti­er ist der Schritt, der beim Blutritt gegangen wird, keine Belastung.“

Ähnlich sieht das Peter Reithmeier, stellvertr­etender Amtsleiter für den Tierschutz im Ravensburg­er Landratsam­t. Seit vielen Jahren ist er mit einigen Kollegen beim Blutfreita­g im Einsatz und kontrollie­rt, ob die Pferde der Veranstalt­ung gewachsen sind. Dabei werden der allgemeine Gesundheit­szustand, aber auch die Hufe und das Gewichtsve­rhältnis zwischen Tier und Reiter überprüft.

„Natürlich wäre das Pferd lieber auf der Koppel, daher kann die Veranstalt­ung schon Stress bedeuten. Der Stress für Pferde, die gut beieinande­r sind, ist aber überschaub­ar“, sagt Reithmeier, der die Bedenken der Tierschütz­er einordnen kann: „Ich habe Verständni­s, dass es kritisch beäugt wird. Aber wir haben grundsätzl­ich ein sehr gutes Gefühl.“

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R

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