Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tierschutz rückt beim Blutritt wieder in den Fokus
Nach Schmierereien: Polizei rechnet mit Gegendemo in den kommenden Jahren – Veterinär hat kein Verständnis
WEINGARTEN - Das Thema Tierschutz könnte künftig am Blutfreitag eine größere Rolle spielen. Davon geht zumindest Weingartens Polizeirevierleiter Nicolas Riether aus. „Man muss in Zukunft vielleicht auch mal mit einer Gegendemo im Zusammenhang mit dem Blutritt rechnen“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. So war bereits im vergangenen Jahr eine Demonstration von Tierschützern in den sozialen Medien angekündigt worden, die letztlich aber nicht stattfand. Doch sind auch die Schmierereien in diesem Jahr ein weiterer Fingerzeig, dass das Thema in Zukunft eine größere Bedeutung spielen könnte.
So hatten unbekannte Täter in der Nacht von Donnerstag auf den Blutfreitag einige Wände in Weingarten mit Sprüchen wie „Blutritt ist Tierquälerei“und „Tradition geht auch ohne Tierquälerei“beschmiert. Was bislang nicht bekannt war: Neben den Mauern auf der Scherzachbrücke im Bereich Scherzach- und Friedhofstraße und direkt neben dem Schlössle in der Scherzachstraße gab es weitere Schmierereien. So wurde auf einen Stromkasten der TWS auf dem Öschweg in Höhe der Riedstraße ebenfalls „Tradition geht auch ohne Tierquälerei“geschrieben.
Wohl die gleichen Täter
Die Polizei geht davon aus, dass alle drei Schmierereien von denselben Tätern aufgetragen wurden. „Das kann man wohl einer Tätergruppierung zuordnen“, sagt Riether. Nicht nur die Schrift, auch die dicke, rote Farbe scheint dieselbe. Besonders die Farbe ist dabei ein kleines Problem, da sie nur schwer entfernt werden kann. Das wird der städtische Baubetriebshof, zumindest bei den beiden Mauern, die sich im städtischen Besitz befinden, übernehmen. Am Blutfreitag selbst waren diesen Schmierereien beim Schlössle und auf der Scherzachbrücke im Übrigen nicht zu sehen. Als Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Schriftzüge in den frühen Morgenstunden entdeckten, ließen sie diese spontan mit Weingarten-Fahnen abhängen.
Derweil hat die Stadt Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Sollten die Täter ermittelt werden, dürften die nicht unerheblichen Kosten der Beseitigung auf sie zukommen. Bislang habe es allerdings noch keine konkreten So sieht ein Stromkasten in Weingarten aus.
Hinweise gegeben, so Riether. Man werde sich dem Thema aber noch einmal intensiver widmen und auch die sozialen Netzwerke auf entsprechende Hinweise durchsuchen.
Das begrüßt auch Tierarzt und Blutritt-Veterinär Christoph Ganal. Wie schon in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war er die Tage rund um den Blutritt mit drei Kollegen wieder ehrenamtlich im Einsatz und schaute nach den Pferden. Insgesamt nahmen mit 2127, so wenige wie seit 35 Jahren nicht mehr teil. Zwischenfälle habe es keine gegeben, so Ganal. Er sei sehr zufrieden. „Es gab nichts Besonderes. Die ein oder andere kleine Schramme gehört mit dazu, aber es gab nichts Spektakuläres“, sagte der Tierarzt, der keinerlei Verständnis für eine Tierschutz-Debatte beim Blutritt hat. „Da ist keine Argumentationsebene da“, sagte er. „Für das Pferd als Ausdauertier ist der Schritt, der beim Blutritt gegangen wird, keine Belastung.“
Ähnlich sieht das Peter Reithmeier, stellvertretender Amtsleiter für den Tierschutz im Ravensburger Landratsamt. Seit vielen Jahren ist er mit einigen Kollegen beim Blutfreitag im Einsatz und kontrolliert, ob die Pferde der Veranstaltung gewachsen sind. Dabei werden der allgemeine Gesundheitszustand, aber auch die Hufe und das Gewichtsverhältnis zwischen Tier und Reiter überprüft.
„Natürlich wäre das Pferd lieber auf der Koppel, daher kann die Veranstaltung schon Stress bedeuten. Der Stress für Pferde, die gut beieinander sind, ist aber überschaubar“, sagt Reithmeier, der die Bedenken der Tierschützer einordnen kann: „Ich habe Verständnis, dass es kritisch beäugt wird. Aber wir haben grundsätzlich ein sehr gutes Gefühl.“