Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hitzefrei? Theoretisc­h ja, praktisch eher schwierig

Wie die Biberacher Grundschul­en sich für die kommenden heißen Tage wappnen

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BIBERACH (gem) - Für die zweite Wochenhälf­te prophezeie­n Wetterexpe­rten Temperatur­en nahe an der 40-Grad-Marke. Da hofft so mancher Schüler auf hitzefrei, während die Eltern eher hoffen, dass das Kind an der Schule gut versorgt ist. Gerade an den städtische­n Grundschul­en ist das Thema hitzefrei deshalb nicht so einfach zu handhaben, wie Robert Barthold, Rektor der Mittelberg­Grundschul­e und geschäftsf­ührender Schulleite­r der Biberacher Schulen erläutert.

Ja, das klassische „Hitzefrei“gibt es noch. Die Kriterien dafür sind in einer Bekanntmac­hung des Kultusmini­steriums aus dem Jahr 1975 mit dem Titel „Ausfall des Unterricht­s an besonders heißen Sommertage­n“festgelegt. Diese lauten: Die Außentempe­ratur beträgt um 11 Uhr mindestens 25 Grad Celsius im Schatten. In der Bekanntmac­hung von 1975 ist als Uhrzeit zwar 10 Uhr genannt, hier gilt es jedoch die 1980 eingeführt­e Sommerzeit zu berücksich­tigen. „Hitzefrei“gibt es frühestens nach der vierten Stunde vom allgemeine­n Unterricht­sbeginn der Schule an gerechnet.

Benachbart­e Schulen stimmen sich ab und entscheide­n möglichst gleichmäßi­g. Die Entscheidu­ng an der einzelnen Schule obliegt dem Schulleite­r. Schülern, die auf den Schulbus angewiesen sind, müssen auch bei „Hitzefrei“bis zur Heimfahrt Aufenthalt­sräume zur Verfügung stehen. Hitzefrei gibt es nicht für die berufliche­n Schulen und nicht für die gymnasiale Oberstufe.

Soweit die Theorie aus dem Jahr 1975. In den vergangene­n 44 Jahren haben sich allerdings einige Dinge verändert. „Beispielsw­eise haben wir an den innerstädt­ischen Grundschul­en die verlässlic­he Grundschul­e eingeführt“, so Barthold. „Das bedeutet, dass auf jeden Fall vier Zeitstunde­n an Unterricht abgehalten sein müssen.“Beginne dieser um 7.30 Uhr, könne er frühestens ab 11.30 Uhr hitzefrei geben, so der Schulleite­r. „Wenn aber Mama oder Papa bis 12.30 Uhr berufstäti­g sind, finden sie es vermutlich nicht lustig, wenn das Kind schon um 11.30 Uhr vor der Haustür steht.“

An einer einzügigen Land-Grundschul­e, wo der Rektor die Familienve­rhältnisse seiner Schüler kenne, sei die Entscheidu­ng, hitzefrei zu geben, vielleicht auch heute noch problemlos möglich. „An der Mittelberg-Grundschul­e geben wir in der Regel kein Hitzefrei, sondern achten darauf, wie wir unter den gegebenen Umständen vernünftig­en Unterricht gestalten“, sagt Barthold. Vermieden werden sollen in dieser Zeit sportliche Höchstleis­tungen oder Dinge, die eine hohe Konzentrat­ion erfordern. „Wir setzen da eher auf musisch-ästhetisch­e Themen“, sagt Barthold. Außerdem versuche man auf Räume auszuweich­en, in denen es nicht so heiß werde. „Wir haben beispielsw­eise im Keller ein Atelier, das kühl ist, und das man für den Unterricht an heißen Tagen gut nutzen kann.“Es spreche auch nichts gegen ein schattiges Plätzchen im Schulhof. „Man muss da einfach ein bisschen erfinderis­ch sein“, sagt er.

Gut klimatisie­rte Schulgebäu­de

Barthold will das Thema „Hitzefrei“diese Woche auch mit den anderen Schulleite­rn in Biberach nochmals besprechen. Sinnvoll wäre für ihn eine möglichst einheitlic­he Regelung, auch wenn die Ausgangsbe­dingungen unter Umständen ganz unterschie­dlich sind. „Natürlich weiß ich auch, dass die Hitze in neueren Schulgebäu­den mit gut klimatisie­rten Räumen möglicherw­eise gar kein großes Problem darstellt.“

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FOTO: SEBASTIAN KAHNERT Hitzefrei: So mancher Schüler spekuliert in dieser Woche darauf. Die Schulleite­r versuchen den hohen Temperatur­en allerdings auch mit anderen Mitteln zu begegnen.
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FOTO: PR Robert Barthold

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