Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kampfansage an Europa
Was die Basketballer des FC Bayern nach ihrer Titelverteidigung im Schnellverfahren jetzt vorhaben
MÜNCHEN - Etwa eine Viertelstunde nach der Schlusssirene bemühte Marko Pesic ein Zitat des großen Fußball-Philosophen Oliver Kahn. Was der FC Bayern denn in diesem Spiel gehabt habe, wurde der Manager der Münchner Basketballer gefragt. Pesic stand da, triefend nass von den unzähligen Weißbierduschen, die sich bereits über ihn ergossen hatten, und sagte: „Eier. Wir hatten richtig Eier.“Anders ausgedrückt: Die Bayern zeigten neben einer grandiosen kämpferischen Leistung den unbedingten Willen, die Finalserie um die Deutsche Meisterschaft gegen Alba Berlin bereits im dritten Spiel zu entscheiden und nicht am Dienstag wieder nach Berlin fahren zu müssen.
15 Punkte hatten die Gäste zwischenzeitlich geführt, auch vor dem letzten Viertel lagen sie noch elf Punkte vorne. Doch am Ende drehten die Bayern in einem dramatischen Schlussspurt die Partie, erzwangen die Verlängerung und setzten sich dort schließlich mit 93:88 durch. Den Berlinern blieben nur Frust und Ernüchterung – und die Erkenntnis, dass sich der FC Bayern nach der erfolgreichen Titelverteidigung anschickt, als Seriensieger auch in den kommenden Jahren den Basketball in Deutschland zu dominieren. So wie in dieser Spielzeit.
Gute alte Balkan-Basketballschule
Frei nach dem großen englischen Fußball-Philosophen Gary Lineker: Basketball ist eine Sportart mit zehn Spielern und zwei Körben und am Ende gewinnt der FC Bayern.
31 Siege aus 34 Spielen in der Hauptrunde, dazu ungeschlagen in den drei Play-off-Duellen gegen Braunschweig, Vechta und Berlin. Macht ganze drei Niederlagen in 43 Partien. Einzig Alba erwies sich in den drei Finalspielen als halbwegs ernstzunehmender Konkurrent, alle drei Spiele waren bis zum Schluss eng. Hoch spannende, hoch interessante Begegnungen der beiden besten deutschen Mannschaften, mit dem Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Spielsysteme und Philosophien. Dort der wilde ungezähmte Offensivdrang der Berliner, die von ihrer spanischen Trainerlegende Aito Garcia Reneses (72) viele Freiheiten bekommen, von einem Coach, der auf Spielfreude, Kreativität und Intuition baut. Geht’s raus und spielt Basketball. Und hier die Münchner mit einer überragenden Abwehr, mit einer nach guter alter Balkan-Basketballschule kompromisslosen Defensivtaktik des montenegrinischen Bayern-Trainers Dejan Radonjic. Letztlich aber war dieses große Spiel am Sonntagabend nicht geprägt von taktisch strategischen Ausrichtungen, es war einfach nur großes Drama.
Natürlich denkt man beim FC Bayern nach dem zweiten Titel in Serie nun auch schon daran, sich langfristig in Europas Spitze zu etablieren. In dieser Saison verpasste man in der Euroleague, dem Pendant zur Champions League im Fußball, mit 14 Siegen aus 30 Spielen noch knapp die Viertelfinal-Play-offs. Das soll sich jetzt ändern, noch am Sonntagabend gab Präsident Uli Hoeneß das Erreichen der K.o.-Runde für nächste Saison als Ziel aus.
In zwei Jahren schließlich, wenn die Bayern-Basketballer 2021 ihre neue Halle für 11 500 Zuschauer im Olympiapark eröffnen, gemeinsam gebaut mit den Eishockeyspielern des EHC Red Bull München und größtenteils finanziert vom österreichischen Brause-Hersteller, wollen sie sich dann festgesetzt haben in den europäischen Play-offs mit dem langfristigen Ziel, im Endspielturnier der Final Four auch einmal um den Titel zu spielen.
Kader soll zusammenbleiben
Manager Pesic kündigte bereits an, den Etat von bislang gut 20 Millionen Euro weiter aufzustocken. Dazu soll der Kader nun weitestgehend zusammenbleiben mit einzelnen punktuellen Verstärkungen, einen großen Umbruch wird es aber nicht geben. Als sei die Titelverteidigung nur ein erster Schritt auf dem Weg zu großen Erfolgen, wie auch Bayerns Kapitän Danilo Barthel ankündigte: „Wir wollen hier eine Ära prägen.“Eine Ära mit vielen Titeln, in Deutschland und Europa.
Als die Feierlichkeiten in der Halle allmählich ein Ende nahmen und die Spieler sich anschickten, das Bier nicht mehr über, sondern am späteren Abend in sich zu schütten, erklärte Marko Pesic noch, befragt nach seinem Ziel für kommende Saison: „Wir wollen noch besser werden.“Es klang wie eine Kampfansage an Europa. Und eine Drohung für die Bundesliga.