Schwäbische Zeitung (Biberach)
Obermarchtaler laden zum 100. Peter- und Paul-Fest
Ein Blick zurück zu den Anfängen
OBERMARCHTAL (sz) - Vom 28. bis 30. Juni wird dieses Jahr das 100. Peterund Paul-Fest in Obermarchtal gefeiert. Doch die Geschichte eines der ältesten Heimatfeste der Region beginnt bereits vor mehr als 100 Jahren. Die beiden Weltkriege führten jedoch zur zeitweiligen Unterbrechung der Tradition, weshalb auch erst dieses Jahr das 100. Heimatfest gefeiert wird. Den alten Schriften der Gemeinde und der Musikkapelle Obermarchtal zufolge ist das Kirchenpatrozinium Peter und Paul bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Hochfest der Obermarchtaler. Der 29. Juni war über Jahrzehnte sogar arbeitsfreier Feiertag in Obermarchtal.
Wie auch heute noch läutete die Musikkapelle schon damals mit der Tagwache den Festtag ein, bevor sich die Vereine und Bürger zum gemeinsamen Kirchgang versammelten. Nach dem Festgottesdienst wurde beim anschließenden Frühschoppen im Schlosshof gefeiert. Die musikalische Umrahmung übernahmen auch hier die Musikanten der ansässigen Musikkapelle. Später lud die Musikkapelle sogar zum Konzert am Nachmittag ein. Seitdem hat sich das Gesicht des Festes maßgeblich verändert. Während 1971 die örtliche Gastronomie für die Bewirtung zuständig war, kam im Jahr 1972 eine Änderung: „Einmal [ist es] wieder endlich so weit, dass die Musikkapelle ein größeres Fest auf die Bahn bringen konnte“, wie im Schriftführerbuch zu lesen ist.
Gut zwei Wochen nach dem Kirchenpatrozinium veranstaltete die Musikkapelle ein „Musikertreffen mit Zeltbetrieb und Vergnügungspark“. Während das ganze Wochenende durch die Musikkapellen aus der Region gestaltet wurde, wurde für Sonntagabend zum „Großen Tanzabend“geladen. In den kommenden Jahren stiegen die Besucherzahlen beim von nun an von der Musikkapelle Obermarchtal ausgerichteten Heimatfest stetig an. Vom Schlosshof zog man 1979 hinter die Turnhalle, wo neben dem Zelt auch der Vergnügungspark mit Kettenkarussell und Boxautos genügend Platz fand. Mit bestem Blick auf das heutige Münster entwickelte sich das Fest zu überregionaler Größe mit buntem Programm, vor allem auch für Kinder und Jugendliche. Programmpunkte wie Fallschirmspringer, die im Tandemsprung direkt neben dem Festgelände landeten, oder ein Ballonstart auf demselben Platz sind den Besuchern bis heute in Erinnerung.
Früher Lehrgeld bezahlt
1996 zog es die Organisatoren wieder näher vor das Kloster. Bei einer italienischen Open-Air-Nacht mussten die Musiker allerdings Lehrgeld bezahlen, da der Abend buchstäblich ins Wasser fiel. Dennoch blieb man im Grundsatz dem neuen Veranstaltungskonzept treu und konnte an frühere Erfolge anknüpfen. 2008 erhielt das Heimatfest mit der Wiederbelebung des Marktrechts aus dem Jahr 1810 eine erneute Aufwertung: Bereits der erste Kunst- und Handwerkermarkt lockte zahlreiche Besucher. Da man sich weiter vom Wetter unabhängig machen wollte, beschloss man, zum 190-jährigen Bestehen der Musikkapelle im Jahr 2014 ein großes Festzelt aufzustellen – das Fest erhielt sein heutiges Gesicht.