Schwäbische Zeitung (Biberach)
Weitere Betten für Corona-Patienten im Kreis
Welche Szenarien geplant sind, wenn die Plätze in der Biberacher Klinik nicht mehr ausreichen
BIBERACH/RIEDLINGEN (mbu/sz) Die Zahl an positiv getesteten Corona-Patienten im Landkreis Biberach steigt täglich. Während die Erkrankung bei vielen milde verläuft, gibt es auch Patienten, die auf eine stationäre Betreuung angewiesen sind. Darauf bereiten sich der Klinikbetreiber Sana, der Landkreis und das DRK im Koordinierungsstab vor. Nun stehen weitere Bettenkapazitäten zur Verfügung.
„Wir machen die Biberacher Klinik zur Corona-Klinik“, sagt Dr. Ulrich Mohl, Ärztlicher Direktor der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH. Sollten die Plätze in Biberach für Corona-Patienten allerdings nicht mehr ausreichen, könnten in den Rehakliniken in Bad Buchau und im Riedlinger Krankenhaus leichtere Fälle behandelt werden. In der Laupheimer Klinik werden keine isolationspflichtigen Covid-19-Patienten behandelt. Das teilte das Landratsamt Biberach auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit.
Man habe in Biberach alle planbaren Operationen abgesagt, so Mohl. „Normalerweise gibt es sechs Beatmungsplätze. Wir haben mittlerweile 21 intensivmedizinische Beatmungsplätze geschaffen. Die medizinische Betreuung dieser Plätze erfordert ein Höchstmaß an Wissen und Können von den Ärzten und Pflegern. Dasselbe gilt für die Behandlung von bis zu 100 Patienten in Isolierzimmern, im Regelfall haben wir im Klinikum Biberach lediglich fünf Isolierzimmer.“
Weitere 150 Betten sowie 28 Überwachungsbetten stehen uneingeschränkt für die Behandlung aller anderen Patienten, die nicht an Covid-19 leiden, zur Verfügung. Auch in der Sana Klinik in Laupheim werden die Abteilungen für Innere Medizin und Chirurgie weiterhin betrieben. In Laupheim sollen aber keine isolationspflichtigen Covid-19-Fälle behandelt werden. „Für alle anderen Patienten sind wir genauso verantwortlich. Wegen Covid-19 dürfen sie keinen Schaden erleiden. Bei allen weiteren Überlegungen ist der limitierende Faktor das Personal“, sagt Mohl.
Für den Fall, dass die in Biberach zur Verfügung stehenden Betten nicht ausreichen, sollen dann die Rehakliniken in Bad Buchau und das Krankenhaus in Riedlingen in Anspruch genommen werden. Dieses Vorgehen entspricht der Bitte und der Empfehlung des Sozialministeriums Baden-Württemberg. Gespräche zwischen Sana, Federseeklinik, DRK und dem Landkreis haben dazu bereits stattgefunden. „Wir können dadurch weitere 320 Betten für behandlungsbedürftige Menschen schaffen. In der Federseeklink Bad Buchau rechnen wir mit bis zu 200 Betten, weitere 70 bietet die Schlossklinik in Bad Buchau und in der Riedlinger Klinik gibt es mindestens 50 zusätzliche Betten“, heißt es vom Ärztlichen Direktor Mohl und Landrat Heiko Schmid. In Bad Buchau und Riedlingen sollen vor allem Patienten behandelt werden, die nur leicht erkrankt sind, sich aber bereits dadurch nicht mehr selbst versorgen können und deshalb eine stationäre, in erster Linie pflegerische Betreuung benötigen. „Wir sprechen in diesem Zusammenhang aktuell von Genesungskliniken und nicht von akutstationärer Behandlung“, so Mohl.
Die Federseeklinik und die Schlossklinik hätten den Vorteil, dass es dort Personal gebe, das einen pflegerischen Hintergrund hat. „Davon unabhängig sind wir auf das Engagement von vielen helfenden Händen von praktizierenden Ärzten, Pflegern und ehrenamtlichen Kräften angewiesen. Die dazu notwendigen Strukturen bauen wir gerade mit Hochdruck auf “, so Schmid und Mohl. „Wir sind dankbar, dass wir dabei mit dem DRK, Dr. Frank Nebbe als Vertreter der Spezialisierten Ambulanten Palliativen Versorgung
„Bei allen weiteren Überlegungen ist der limitierende Faktor das Personal.“
Biberach und Dr. Christopher Maier, DRK-Kreisverbandsarzt und Vertreter der Hausärzte, starke Partner an unserer Seite haben. Alleine können wir das nicht schaffen.“Das Klinikgebäude in Riedlingen habe wiederum den Vorteil, dass hier eine räumliche Krankenhaus-Infrastruktur bestehe mit SauerstoffWandanschlüssen. Die Entscheidung, in welcher Struktur der einzelne an Covid-19 erkrankte Patient versorgt wird – Biberach, Bad Buchau, Riedlingen – werde jeweils individuell festgelegt.
Pflegekräfte, Fachkräfte mit Erfahrungen in der Intensivmedizin, sonstiges medizinisches Fachpersonal und Ärzte, die derzeit nicht (mehr) praktizieren, sowie Medizinstudenten, die Kapazitäten anbieten können, sind aufgerufen, mitzuhelfen. Deshalb bitten die Kliniken, die Rettungsdienste und der Landkreis Biberach alle, die in dieser Ausnahmesituation helfen können und wollen, sich bei der Personalabteilung der Sana Kliniken Landkreis Biberach zu melden. Diese ist unter den Telefonnummern 07351/ 55-3036 oder 07351/55-3068 von Montag bis Freitag von 7.30 bis 17 Uhr zu erreichen; zusätzlich rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen
Dr. Ulrich Mohl, Ärztlicher Direktor
der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH
unter der E-Mail-Adresse martin.eberle@sana.de. Die Personalabteilung der Sana Kliniken hat ein Koordinierungsteam eingerichtet, das die Angebote entgegennimmt und die Vermittlung steuert. Es informiert und berät auch bei allen weiterführenden Fragen, die in diesem Zusammenhang stehen, wie zum Beispiel die konkrete Art der Tätigkeit, fachliche Anleitung, persönliche Schutzausrüstung und Versicherung.
Riedlingens Bürgermeister Marcus Schafft hatte bereits bevor Sana die Schließungspläne für die Internistische Abteilung bekannt gegeben hatte, an das Sozialministerium wegen einer möglichen Weiternutzung des Krankenhauses Riedlingen während der Corona-Krise geschrieben.
Der Brief ging am 18. März an Sozialminister Manne Lucha. Schafft erklärt darin, dass im Zusammenhang mit der Diskussion um eine Reaktivierung des 14-Nothelfer-Krankenhauses in Weingarten auch eine Umnutzung der Riedlinger Klinik denkbar wäre.
Insgesamt stünden vier Stockwerke mit 100 Betten zur Verfügung. Laut Aussage eines Internisten könnte dies für leichtere bis mittelschwere Fälle Sinn machen. Schafft bot Unterstützung an, soweit es in der Macht der Stadt stünde, und bat um Rückmeldung, ob und wie Sozialminister Lucha das Riedlinger Krankenhaus in seinen Planungen berücksichtige. Eine Antwort hat Schafft allerdings nicht bekommen.