Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Die Kirche ist ja nicht abgeschafft“
Welche Möglichkeiten des Betens die Konfessionen in Biberach in Corona-Zeiten anbieten
BIBERACH - Es naht der Sonntag, es nahen vor allem auch die Karwoche und das Osterfest. Eine Zeit, in der die Kirchen in Biberach und in ganz Oberschwaben traditionell gut besucht sind. Aufgrund von Corona werden die Kirchen jedoch leer bleiben. Die beiden Biberacher Stadtpfarrer Stefan Ruf (katholisch) und Ulrich Heinzelmann (evangelisch) bedauern dies zwar, haben sich aber Möglichkeiten überlegt, wie kirchliches Leben stattfinden kann.
„Es ist auch für uns emotional nur schwer zu verkraften, die schönen Gottesdienste in der Osterzeit nun nicht mit den Gläubigen feiern zu können“, sagt Heinzelmann. „Ich vermisse das schmerzlich“, sagt Ruf. Trotzdem sei die Stadtpfarrkirche geöffnet, um dort einzeln in Stille beten zu können. „Ich sehe den ganzen Tag über einzelne Menschen, die in den Bänken sitzen und beten“, sagt Heinzelmann. Er und Ruf kommen tagsüber selbst immer mal wieder zum stillen Gebet in die Kirche. Auch das tägliche Läuten der Glocken um 6, 12 und 18 Uhr (St. Josef um 19 Uhr) sowie sonntags um 10 Uhr könne jeder nutzen, um zu beten, sagt Ruf.
Inzwischen gehen beide Konfessionen auch digitale Wege. Seit Freitag ist auf der Internetplattform YouTube der Kanal „Kirche für Biberach“ eingerichtet. Dort kann man sich derzeit einen katholischen Sonntagsgottesdienst mit Pfarrer Ruf von voriger Woche ansehen, außerdem kleine Videos mit Impulstexten von Pfarrern und kirchlichen Mitarbeitern beider Konfessionen. Weitere Videos werden dort in den nächsten Tagen folgen. Das könne zwar kein wirklicher Ersatz für einen gemeinsamen Gottesdienst sein, helfe aber, diese schwere Zeit zu überbrücken, so Ruf, denn: „Die Kirche ist ja nicht abgeschafft, nur die gemeinsamen Gebetszeiten zusammen in der Kirche müssen im Moment ruhen.“
Für alle Gläubigen, die keinen Internetzugang haben oder sich mit der Nutzung schwer tun, gibt es im Eingangsbereich
der Martinskirche eine Stellwand mit Impulstexten. Diese liegen auch auf einem Tisch davor zum Mitnehmen bereit. Auch in den Schaukäste nan den anderen Kirchen gibt es zum Teil Aushänge mit geistlichen Impulstexten.
Verteilt werden sollte dieser Tage eigentlich auch der evangelische Kirchenbote, der dreimal jährlich erscheint. Dies wolle man den Ehrenamtlichen derzeit aber nicht zumuten. Wer ein gedrucktes Exemplar haben möchte, kann sich dies aber in der Stadtpfarrkirche oder Friedenskirche abholen. Beide Kirchen sind tagsüber geöffnet. Außerdem wird der Kirchenbote als PDF-Datei auf der Internetseite evangelisch-in-biberach.de veröffentlicht.
Der Kontakt mit den Seelsorgern zur Krankenhaus- und Altenheimseelsorge wird in nächster Zeit überwiegend telefonisch erfolgen. Dies gilt momentan selbst für Trauergespräche. Erreichbar sind die Pfarrer auf katholischer Seite unter 07351/ 1814-0, auf evangelischer Seite unter 07351/159420, die Diakonische Bezirksstelle Biberach hat die Nummer 07351/150210.
Welche technischen Möglichkeiten es gibt, das Osterfest unter Beachtung der Auflagen zu begehen, wollen Ruf und Heinzelmann in nächster Zeit besprechen und dann über die Medien bekanntgeben.
Den Gläubigen wünschen die beiden Pfarrer, dass sie in dieser schweren Zeit den Mut nicht verlieren. „Die Grundbotschaft des Evangeliums ist eine Botschaft des Vertrauens“, sagt Heinzelmann. „Die Natur erblüht, der Frühling kommt – das ist ein Hoffnungszeichen“, so Ruf. Er und sein Kollege freuen sich bereits auf den ersten Gottesdienst nach der CoronaKrise. „Den werden wir in ökumenischer Tradition gemeinsam feiern.“
Die Videos von Gottesdiensten und Impulsen findet man auf der Internetplattform YouTube, wenn man „Kirche für Biberach“ins Suchfeld eingibt.