Schwäbische Zeitung (Biberach)
Kreuzfahrt endet im ersten Hafen
Biberacher wollte Geburtstag in Südsee feiern, doch andere Passagiere erkrankten an Corona
BIBERACH - Eigentlich hätte die Reise bis nach Ostern dauern sollen. Die Biberacher Stefan und Irmgard Rasser hatten für dieses Frühjahr eine Südseekreuzfahrt auf der MS Artaria gebucht. Jetzt sind sie jedoch schon wieder zurück in Biberach. Aufgrund des Coronavirus musste ihre Kreuzfahrt abgebrochen werden.
„Ich versuche immer, das Positive zu sehen oder eben das Negative zu verdrängen und es war ja nicht alles schlecht“, sagt Stefan Rasser. Dieses Jahr wollte er seinen 75. Geburtstag in der Südsee feiern. Aber das Kreuzfahrtschiff lief nie wirklich aus. „Wir haben dann eben auf dem Weg von Sydney nach Fremantle gefeiert und das war auch wunderschön, die Mannschaft hat gesungen und es gab eine Torte.
Die Reise hätte in Sydney starten sollen und dann über Neuseeland in die Südsee führen sollen. Letztendlich fuhr das Schiff jedoch nur nach Fremantle.
Am zweiten Abend in Sydney sei das Angebot gekommen, sofort wieder nach Deutschland zurückzukehren oder auf dem Schiff zu bleiben, erzählt Irmgard Rasser. Nach der Entscheidung, auf dem Schiff zu bleiben, sei die Nachricht gekommen, einer der zurückgekehrten Reisenden sei an Corona erkrankt. „Danach gab es regelmäßige Temperaturmessungen“, erzählt Irmgard Rasser. „Und auf dem Weg nach Fremantle wurden die ersten Passagiere positiv auf Corona getestet.“Im Hafen
von Fremantle sei es den Passagieren an einem Tag noch erlaubt gewesen, zeitversetzt auf Deck zu gehen, um etwas frische Luft zu schnappen. „Dann mussten wir wirklich in der Kabine bleiben und durften nicht mehr raus, weil zu viele krank geworden sind“berichtet Irmgard Rasser. In gewisser Weise hätten sie Glück gehabt, erklärt sie, weil eine Kabine mit Balkon freigeworden war. „Wir konnten ja dann so noch raus.“
Es sei nicht nur schwer für die Passagiere gewesen, sagt sie. Auch für die Besatzung war die Situation nicht einfach. „Es hat sich gezeigt, wie sich Menschen entwickeln können. Die Crew hat getan, was sie konnte, und ist doch oft auf Unverständnis bei den Passagieren gestoßen“, erzählt die Biberacherin.
Zum Beispiel sei am Anfang das Ausgangsverbot teilweise ignoriert worden, oder die festgelegte Zeit, die im Internet verbraucht werden durfte, wurde überschritten. „Der Mensch ist sich dann eben doch der Nächste und eher auf sich selbst fokussiert.“
„Die Reederei hat sich dann mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung gesetzt“, erzählt Stefan Rasser. Vor der Busfahrt, die zum Flughafen in Perth ging, seien alle Passagiere mit Mundschutz versehen worden. „Wie der Präsident sind wir dann zum Flughafen, mit Polizeieskorte, Blaulicht und allen Ampeln auf Grün.“
Er habe einiges gelernt auf dieser Reise, sagt der Biberacher. „Es ist wichtig, Geduld zu haben und Rücksicht auf seine Mitmenschen zu nehmen. Und natürlich keine Hände mehr zu schütteln.“