Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ushirika baut und baut und baut
Die vom Uttenweiler Verein unterstützte handwerkliche Schule platzt aus allen Nähten
BIBERACH/UTTENWEILER (sz) Zahlreiche Leser haben in der Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“der Schwäbischen Zeitung die Projekte des Vereins Ushirika unterstützt. Dadurch habe der Uttenweiler Verein, der in Biberach viele Mitglieder hat, im kenianischen Msulwa einige Ziele erreichen können, teilt der Verein mit. So habe die Msulwa Youth Polytechnic (MYP), eine handwerkliche Schule, enormen Zuwachs an Schülerinnen und Schülern erfahren, so der Verein. 2019 absolvierten 76 Schüler eine Ausbildung zum Maurer, Schreiner, Schneiderin, Elektriker, Metallfacharbeiter und Flaschner. Derzeit ist die Schule allerdings wegen der Corona-Krise geschlossen.
Die Ausbildung zum Flaschner wurde dabei als neues Berufsfeld im Januar 2019 eingeführt. Ein vom Verein finanzierter Ausbilder konnte im Februar eingestellt werden.
Da die handwerkliche Schule aus allen Nähten platzt, musste die Schule mithilfe des Vereins die Gebäude umorganisieren. Die Schweißer konnten schon 2018 in ihre neue Werkstatt umziehen. Sie ist von drei Seiten offen, damit die beim Schweißen entstehenden Abgase gut entweichen können. Im vergangenen Jahr erhielten die Schweißer zudem einen neuen Metalltisch mit zwei Schraubstöcken.
Dadurch haben die Elektriker jetzt den notwendigen Platz. Sie haben zurzeit 16 Azubis, darunter auch eine Schülerin und die Abteilung wächst weiter. Die Schule baute schon 2010 eine Kibanda (ein offenes, mit Palmwedeln bedecktes Gebäude), die zur Küche umfunktioniert wurde. Jetzt soll die MaurerAbteilung dahin umziehen. Sie haben bis jetzt eine Werkstatt mit den Schreinern geteilt, was sich als sehr unpraktisch erwies.
Deshalb hat der Verein Ushirika begonnen, eine Schulküche zu bauen. Bis jetzt war die Küche in der Kibanda.
Sie wurde bis Ende November fertiggestellt und ist innen und außen verputzt. Schüler und Ausbilder haben zusammen einen Lehmofen gebaut. Es ist ein ganz einfaches Prinzip und kostet fast gar nichts, denn die Materialien können vom Schulgrundstück besorgt werden. Die Schüler haben den Ofen ihren Eltern vorgeführt und Ushirika wird jeder Familie, die einen solchen Ofen nachbaut, einen Satz Töpfe schenken. Vor allem die Frauen könnten von diesen Öfen profitieren, denn normalerweise atmen sie tagein tagaus den giften Rauch von den offenen Kochstellen ein und werden dadurch lungenkrank.
Dank der Spende der „Schwäbischen Zeitung“konnte der Verein im März damit beginnen, die Küche mit Wasser zu versorgen. Hierfür wurden neue Dachrinnen an der Rückseite der Gebäude angebracht, die dann einen neuen 10 000-Liter-Wassertank mit Regenwasser versorgen. Von dort aus führt eine Wasserleitung in die Küche.
Im Februar und März waren zwei Vereinsmitglieder, Kathy McMillan und Gottfried Veihelmann, vor Ort und konnten die Umsetzung dieser Kleinprojekte miterleben. Zuerst wurde ein stabiles Fundament für den neuen Tank gebaut und die Dachrinnen wurden anmontiert. Leider mussten die Vereinsmitglieder vorzeitig wegen der Corona-Krise abreisen und die Schule wurde am 19. März geschlossen. Sie wird voraussichtlich Anfang Mai wieder eröffnen. Dann können die Dachrinnen an den Tank angeschlossen und eine Wasserleitung zur neuen Küche gelegt werden.
Außerdem wird eine Wasserleitung vom neuen Tank zu den Toiletten geführt, damit die Schüler ihre Hände waschen können. Da das Dach des ersten, 2009 erbauten Gebäudes rostet, hat man Farbe besorgt und die Schüler haben begonnen, es zu streichen.
Für die Bauarbeiten stand ein großer alter Baum im Weg. Der Verein Ushirika hat schnell reagiert und dafür gesorgt, dass das Holz nun der Schreinerabteilung zur Verfügung steht. Daraus sollen Stühle und Tische für die wachsende Schülerzahl hergestellt werden. Ushirika hat einen zweiten Ausbilder für die Schreiner in Teilzeit eingestellt, damit eine kleine Produktionsstätte erstehen kann. Ferner werden Stühle und Tische für den Verkauf hergestellt, um die Schulkasse aufzustocken. Es fallen immer Kosten an, etwa Fahrt- und Verpflegungsgeld für ein Sportturnier. Ushirika sucht hier zudem händeringend nach Sporttrikots für zwei Schulmannschaften, damit sie nicht immer ausgeliehen werden müssen, was zusätzliche Kosten verursacht.
Ferner sucht Ushirika weiterhin Schulpaten. Die Kosten pro Monat haben sich auf 550 Euro erhöht, da der
Verein inzwischen die Gehälter für fünf Ausbilder stemmen muss. Die kenianische Regierung finanziert vier Gehälter. Eine Ausbildung kostet 250 bis 300 Euro für zwei Jahre und dazu kommen noch Materialkosten. Weil die handwerkliche Schule gut ausgestattet ist, sind auch die Prüfungsergebnisse ausgezeichnet. Die Prüfungsgebühren sind sehr hoch (50 Euro pro Prüfung plus Materialien über 25 Euro), die sich die Schüler oft nicht leisten können. Daher übernimmt Ushirika seit 2016 alle Prüfungskosten.
Spendenkonto: Volksband-Raiffeisenbank Riedlingen, IBAN: DE37 6549 1510 0021 8240 02. Kontakt: Telefon 07374/9205894. Aktuelle Fotos der Hilfsprojekte finden sich auf Facebook unter Ushirika e.V. oder Msulwa Youth Polytechnic.