Schwäbische Zeitung (Biberach)
Hilfe kommt mit 51 Lastwagen
Ein Trucker der Johanniter-Weihnachtsaktion erzählt von der Tour nach Osteuropa
BAD SCHUSSENRIED (sz) - Lastwagen beladen mit Weihnachtspaketen für Bedürftige schicken die Johanniter seit Jahren bei ihrer WeihnachtstruckerAktion auf den Weg nach Osteuropa. Für die Lastwagenfahrer ist es immer wieder ein emotionales Erlebnis, wenn sie die Pakete ans Ziel bringen und die Freude der Menschen erleben. Markus Sonntag ist einer der Trucker. Auf Einladung der Bad Schussenrieder und Leutkircher Johanniter-Ortsbeauftragten Hans Klein und Robert Lohr hat er von seinen langjährigen Erfahrungen berichtet.
Die Weihnachtstrucker sind über die Jahre zu einer großen Aktion geworden. 1993 rollte ein Lastwagen mit 500 Paketen für bedürftige Menschen nach Rumänien. „Im vergangenen Jahr fuhren 51 Lastwagen mit 64 400 Paketen in fünf Länder“, erzählte Markus Sonntag.
Seit 2013 ist der 47-Jährige einer der vielen Fahrer, die in der Weihnachtszeit mit ihren Lkw-Konvois unzählige Päckchen nach Albanien, BosnienHerzegowina, Nord- und Zentral-Rumänien, in die Ukraine und nach Bulgarien bringen. Dort werden die Pakete in Schulen, Kinder-, Senioren- und Behinderteneinrichtungen, direkt an sozial schwache und kinderreiche Familien, Waisen, Kindergarten- und Schulkinder, Senioren, Menschen mit Behinderung oder Besucher von Armenküchen verteilt.
Von Anfang an haben es Markus Sonntag die Menschen in Albanien angetan. Mit sechs 40-Tonnern und jeweils zwei Fahrern samt Begleitfahrzeugen startete der Albanienkonvoi im vergangenen Jahr.
Die zentrale Abfahrt für die Weihnachtstrucker-Aktion erfolgte am 26. Dezember im Beisein von Peter Maffai in Landshut. Jeder der 51 Lkw sei geschmückt gewesen, erinnerte sich Sonntag. „Es ist ein richtiger Wettbewerb unter den Fahrern. Fahrer aus ganz Deutschland sind dabei“, berichtete Sonntag. Dass der Konvoi vom Regionalverband Oberschwaben-Bodensee der stärkste gewesen sei, habe ihn besonders gefreut. Eine riesige Besuchermenge verabschiedete die Trucker,
die unterstützt von der Polizei losfuhren.
Der Albanien-Konvoi gelte als der „Sunshine Konvoi“, sagte Sonntag. „Wenn die anderen Fahrer Bilder vom Aufziehen ihrer Schneeketten auf verschneiten Straßen schickten, dann hatten wir Sonne und Meer.“Aber ranhalten mussten auch sie sich. „Unser Ziel in Albanien ist das Kloster in Podgorica, das vor Ort die Verteilung der Pakete organisiert“, berichtete Sonntag. „Wir kennen die Leute seit Jahren und sie uns“, so Sonntag. Nach Möglichkeit geht die Fahrt direkt in die betreffenden Orte, wenn nicht, muss in bereitstehende Fahrzeuge umgeladen werden. Zur Not auch auf Pferde, um die Bergdörfer zu erreichen.
Schon bevor der Konvoi ankommt, wird vieles organisiert. „Überhaupt ist es diese Freude, diese vielen schönen Begegnungen und die Wiedererkennung in der Bevölkerung, das ist Lohn für alles“, sagte Sonntag. „Und wenn man diese Fotos sieht, weiß jeder, wie wichtig diese Aktion immer wieder ist.“
Auf der Rückfahrt über Montenegro, Kroatien sind die Trucker nachdenklich. „Die ersten 600 Kilometer sind wir fertig. Keiner spricht, jeder hängt seinen Gedanken nach. Dann, später erst, beginnt der Weihnachtsurlaub“,
erzählte Sonntag. 51 Lastwagen und mehr als 100 Fahrer sind im Einsatz gewesen. 3000 Kilometer hat jeder Lkw zurückgelegt, zusammen sind das 150 000 Kilometer. Circa 50 000 Liter Diesel waren nötig, nennt Sonntag Zahlen. Ist das umweltfreundlich? Ist das wirtschaftlich? Sonntags Antwort ist eindeutig Ja. „Wir beziehen unsere Luxusgüter das ganze Jahr über aus der ganzen Welt. Und hier kommt einmal im Jahr ein Paket zum Überleben.“
Robert Lohr dankte Fahrern, Begleitern sowie Unterstützern, Schülern, Firmen, Vereinen, Kirchengemeinden und Konfirmanden. In Oberschwaben sei es das zweite Jahr mit einer sehr großen Anzahl an Päckchen gewesen. Nach den Sommerferien wollen die Johanniter Schulen und Firmen für die Aktion 2020 ansprechen, so Lohr. Eine wissenschaftliche Untersuchung habe erwiesen: Ein Geschenk zu packen mache genauso viel Freude wie eins zu bekommen, sagte er. Markus Sonntag hatte da noch einen Tipp. „Viele Pakete sind in Geschenkpapier eingepackt, was große Freude auslöst. Leider wird durch das Laden und Verrutschen auf dem Laster das Papier oft beschädigt. Besser wäre es, die Pakete zu bemalen. Auch Weihnachtsgrüße, egal welche Sprache, sind etwas ganz Besonderes.“