Schwäbische Zeitung (Biberach)
Landesakademie im Dornröschenschlaf
Kursangebote sind bis Mitte Juni abgesagt – Akademiedirektor: „Es ist einfach nur ruhig“
OCHSENHAUSEN - „Nichts kann zum Verständnis von Musik mehr beitragen, als sich hinzusetzen und selbst Musik zu machen.“Dieses Zitat von Leonard Bernstein begrüßt die Besucher auf der Homepage der Landesakademie Ochsenhausen. Doch Musik erklingt in diesen Tagen in der Akademie keine. Weder bei Proben, noch bei Konzerten. Corona hat das sonst so bunte Treiben in den Räumen der ehemaligen Benediktinerabtei lahmgelegt. „Teilweise ist es wirklich traurig, wie ruhig es ist“, sagt Akademiedirektor Prof. Dr. Klaus K. Weigele. Voraussichtlich bis zum Ende der Pfingstferien Mitte Juni sind die Kursangebote an der Akademie ausgesetzt.
Klavierabend mit Konrad Elser, Generalprobe des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg, Abschlusskonzert der Teilnehmer des Meisterkurses Klavier: Diese drei Konzerte, die in den kommenden Tagen hätten stattfinden sollen, sind nur eine kleine Auswahl dessen, was an der Landesakademie derzeit alles ausfällt. Seit dem 16. März ist die Einrichtung für Gäste geschlossen. „Dieses Haus, das normalerweise vor Leben sprüht, ist in einen Dornröschenschlaf gefallen“, sagt Akademiedirektor Weigele. Man fühle sich in die Zeit zurückversetzt, als das Kloster aufgelöst wurde und die Mönche das historische Gemäuer verließen. „Man hört nichts, es ist einfach nur ruhig“, beschreibt Weigele die ungewöhnliche Atmosphäre.
Daran wird sich auch in den nächsten Wochen nichts ändern. Proben von Schulchören und Schulorchestern des Landes sowie Fortbildungen für Lehrer wird es bis zu den Sommerferien nicht mehr geben. Die anderen Termine des Jahresprogramms sollen – Stand jetzt – nach den Pfingstferien wieder angeboten werden. Für die Verwaltungsmitarbeiter der Akademie bedeutet dies im Gegensatz zu den Kollegen des Übernachtungs- und Verpflegungsbetriebs viel Arbeit. Alle Kurse bis Pfingsten müssen storniert, Hunderte Lehrkräfte und Teilnehmer benachrichtigt werden. „Vieles wird sich einfach um ein Jahr verschieben“, erklärt Klaus K. Weigele. Einzelne Angebote könnten auch in den Herbst gelegt werden. Der Kinderund der Jugendchor der Akademie sollen wieder proben, sobald der Schulbetrieb aufgenommen wird.
Die aktuelle Ausnahmesituation an der Landesakademie haben die Verantwortlichen genutzt, um auf den sozialen Netzwerken ein Corona-Tagebuch ins Leben zu rufen. Seit dem 16. März gibt es jeden Tag unterschiedlichste Einblicke. Von der Verarbeitung
der letzten Lebensmittel vor der Küchenschließung über Klosterführungen mit Bibliothekar Andreas Kreißig bis hin zu einem Blick ins Klopapierlager oder einem Besuch beim Gärtner, der erklärt, was in seinen Gewächshäusern heranwächst. „Wir wollen auch Dinge zeigen, die man sonst nicht so sieht“, erklärt Klaus K. Weigele.
Ergänzt werden die Inhalte durch pädagogische Aspekte, aufbereitet von den Akademiedozenten. So hat sich Christine Wetzel eine kleine Warm-up- und Mitsingübung ausgedacht, Cornelia Welzel präsentiert ihre Lieblingstänze der Saison zum Mitmachen und Barbara Comes bietet Ideen für das gemeinsame Singen mit Kindern an. Mit diesem Angebot wolle man mit den Ensembles und Gästen der Akademie in Kontakt bleiben, erklärt der Akademiedirektor. „In dieser Buntheit wollen wir auch in den kommenden Wochen weitermachen, wir haben noch zahlreiche Beiträge auf Halde.“Solange, bis diese Buntheit wieder in der Akademie Einzug hält und sie mit Leben füllt.