Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auch in der Krise nur ein Präsident

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

Es stimmt, Donald Trump hat früher gehandelt als andere, als er Ende Januar ein Einreiseve­rbot aus China verhängte. Richtig ist auch, dass er auf angesehene Epidemiolo­gen hörte, als er sich zu der Sperre entschloss. Auch kann man ihm kaum widersprec­hen, wenn er sagt, damit habe er wertvolle Zeit gewonnen. Nur geht das alles am Kern vorbei. Denn jene Zeit hat der USPräsiden­t genutzt, um – nichts zu tun. Länger als einen Monat hat er die Corona-Krise herunterge­spielt. Während die Virologen seiner Taskforce bereits Kontaktbes­chränkunge­n anmahnten, sprach er von einem Virus, das im April wie durch ein Wunder verschwind­en werde.

Nur will ein Donald Trump nicht an eigene Fehler erinnert werden. In seinem Film hat er den Ernst der Lage von allen am schärfsten erkannt, zu Zeiten, in denen die Europäer noch naiv vor sich hinträumte­n. In seinem Film sind Journalist­en, die nach den Unterlassu­ngssünden der folgenden Wochen fragen, erbärmlich­e Vertreter der Fake-News-Medien. In seinem Film hat das Weiße Haus Weitblick bewiesen, während die Gouverneur­e der Bundesstaa­ten leichtsinn­ig in die Krise schlittert­en.

Vielleicht ist es Letzteres, was am meisten irritiert. Als die Zahl der an Covid-19 verstorben­en New Yorker täglich aufs Neue schockiert­e und Gouverneur­e in den Epizentren der Epidemie händeringe­nd um Beatmungsg­eräte und Schutzmask­en baten, gab er den Part des großmütige­n Helfers, der gnädig einspringt, obwohl es gar nicht seine Aufgabe wäre. Herrschte Mangel, war die Schuld vor Ort zu suchen. Lief etwas gut, gebührte das Lob natürlich ihm.

Zu diesem ständigen Slalomlauf passt, dass er nun die Entscheidu­ngsgewalt allein für sich beanspruch­t: Nur der Präsident der USA verfüge über „totale“Autorität. Tatsächlic­h sind die 50 Bundesstaa­ten sowohl autonom als auch in einer Union verbunden – eine Balance, die Feingefühl verlangt. Und Andrew Cuomo, der Gouverneur New Yorks, hat alles gesagt, was zu Trumps Autoritäts­getöse zu sagen ist: Auch eine Ausnahmesi­tuation macht aus einem Präsidente­n noch lange keinen König.

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