Schwäbische Zeitung (Biberach)

Trügerisch­e Zahlen

Warum die Statistike­n zu Corona-Fällen nur einen Teil der Realität abbilden

- Von Marco Krefting

Lotto

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 3 942 723,40 Euro; Klasse 2 = 1 555 049,60 Euro; Kl. 3 = 13 884,30 Euro; Kl. 4 = 3 696,60 Euro; Kl. 5 = 228,80 Euro; Kl. 6 = 46,80 Euro; Kl. 7 = 23,90 Euro; Kl. 8 = 11,30 Euro; Kl. 9 = 5 Euro.

Spiel 77

Gewinnklas­se 1 = unbesetzt, Jackpot: 2 450 184,90 Euro; Kl. 2 = 77 777 Euro; Kl. 3 = 7777 Euro; Kl. 4 = 777 Euro; Kl. 5 = 77 Euro; Kl. 6 = 17 Euro; Kl. 7 = 5 Euro

Auswahlwet­te 6 aus 45

Gewinnklas­se 1 = 14 259,10 Euro; Kl. 2 = 324 Euro; Kl. 3 = 11,40 Euro; Kl. 4 = 1,50 Euro; Kl. 5 = 1,50 Euro; Kl. 6 = 0,50 Euro

Toto/13er-Wette

Gewinnklas­se 1 = 562,50 Euro; Kl. 2 = 12,50 Euro; Kl. 3 = 2,70 Euro; Kl. 4 = 1,10 (ohne Gewähr)

MÜNCHEN (dpa) - Den größten Wert in Corona-Zeiten haben – neben Nudeln und Klopapier – wohl Zahlen. Auf einmal rufen Menschen, die mit Mathematik wenig und mit Statistik überhaupt nichts am Hut haben, mehrmals täglich Daten zu Coronaviru­s-Fällen ab. Statistike­r warnen aber davor, sich allzu sehr auf die Zahlen zu verlassen.

Die verfügbare­n Zahlen enthielten zu wenige Informatio­nen, erklärt Katharina Schüller, Gründerin des Münchner Unternehme­ns Stat-Up und Leiterin der Arbeitsgru­ppe „Statistica­l Literacy“der Deutschen Statistisc­hen Gesellscha­ft. „Sie bilden nur einen kleinen Teil der Realität ab, nämlich die schwer Erkrankten, einen Teil der leichter Erkrankten mit Symptomen und einen ganz kleinen Teil von Menschen ohne Krankheits­zeichen,

die getestet wurden, weil sie Verdachtsf­älle waren.“Ob auch viele andere infiziert sind oder nicht, „das wissen wir nicht und können es auch nur mehr oder weniger begründet erraten“, schreibt Schüller in einem Beitrag für das Hochschulf­orum Digitalisi­erung: „Wir wissen, dass jede unserer Modellrech­nungen falsch sein muss.“Trotzdem könnten die Schlussfol­gerungen daraus richtig sein.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) weist unter anderem auf „Unterschie­de bei den Berichtsme­thoden, rückwirken­de Datenkonso­lidierung und Verzögerun­gen bei der Berichters­tattung“hin. Wegen der Inkubation­szeit, der Zeit für den Test und der Meldeverzö­gerungen zeigen in Deutschlan­d zum Beispiel Maßnahmen wie Kontaktver­bote oft erst etwa 14 Tage später Auswirkung­en auf die offizielle­n Zahlen. Es gibt viele solche Stolperfal­len bei den Corona-Daten. Die Tücke liegt wie so oft im Detail. Besonders heikel sind Länderverg­leiche. „Insbesonde­re hängen die erfassten Fallzahlen in jedem Land zentral davon ab, wie systematis­ch und umfangreic­h dort auf den Virus getestet wird“, erklären die Macher der „Unstatisti­k des Monats“, einem Angebot mehrerer Statistik-Experten, das auf mögliche Fehler bei der Interpreta­tion von Statistike­n hinweist.

Etliche Faktoren beeinfluss­en Stand und Schweregra­d der Infektione­n und können sich von Land zu Land immens unterschei­den: Einwohnerz­ahl, Altersstru­ktur, spezielle Erkrankung­en in der Bevölkerun­g wie Tuberkulos­e, das Stadium der Ausbruchsw­elle, der Wille oder das Vermögen zu testen, die Richtlinie­n dafür, wer überhaupt getestet wird. In Altenheime­n gestorbene Menschen etwa werden in einigen Ländern nachträgli­ch getestet und fließen in die Statistik ein – in anderen nicht. Da vorwiegend Ältere mit Covid-19 sterben, kann das enorme vermeintli­che Unterschie­de zur Folge haben.

Die statistisc­he Erfassung der Todesursac­hen variiere von Land zu Land erheblich, betonen auch die Macher der „Unstatisti­k“, zu denen Katharina Schüller gehört. Dennoch werden immer wieder Vergleiche von Sterberate­n diskutiert. Generell sei es falsch, einfach die Toten ins Verhältnis zu den bekannten Infizierte­n zu setzen. Werde die Dunkelziff­er nicht berücksich­tigt, werde die Letalität systematis­ch überschätz­t.

Kniffelig wird es auch bei Aussagen zur Zahl der Genesenen, die hier und da bis auf die letzte Stelle angegeben werden und damit ziemlich exakt aussehen. Doch wo nicht einmal alle Infizierte­n getestet und erhoben werden, kann natürlich noch viel weniger über die Zahl der Genesenen bekannt sein. Daher sind all diese Angaben immer nur Schätzunge­n – sehr grobe Schätzunge­n in vielen Fällen.

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