Schwäbische Zeitung (Biberach)

Abitur: Viele Fragen sind noch offen

Zwei Rektoren aus der Region befürworte­n schriftlic­he Prüfungen trotz Corona-Krise

- Von Daniel Häfele und Gerd Mägerle

BIBERACH/OCHSENHAUS­EN - An den Abiturprüf­ungen ab dem 18. Mai festhalten, die Termine noch weiter nach hinten verschiebe­n oder einfach komplett streichen? Elke Ray, Schulleite­rin des Gymnasiums Ochsenhaus­en und Vorsitzend­e der Direktoren­vereinigun­g Südwürttem­berg, kann auf diese Frage derzeit keine Antwort geben. „Wir müssen abwarten, was und wie nun von der Landespoli­tik entschiede­n wird“, sagt Elke Ray. „Es gibt noch tausend offene Fragen – und auf die meisten noch keine Antwort.“Ihr Kollege Ralph Lange, Rektor des Biberacher Wieland-Gymnasiums (WG), sagt: „Wir haben die räumlichen Möglichkei­ten, um die Prüfungen guten Gewissens durchführe­n zu können.“

Die 65 Abiturient­en in Ochsenhaus­en gingen unterschie­dlich mit den Vorbereitu­ngen um, sagt Elke Ray. Manche lernten sehr selbststän­dig, andere bräuchten Unterstütz­ung. Für die meisten sei es aber eine belastende Situation: „Wie bei allen anderen Schulabsch­lüssen auch, geht es um etwas Entscheide­ndes für die Zukunft.“

Die fehlende Planungssi­cherheit sorge für zusätzlich­en psychische­n Stress, erläutert die Rektorin. Nach der Freiburger Petition sei bislang noch kein Schüler an sie herangetre­ten. Diese fordert, statt der Abiturprüf­ung eine Durchschni­ttsnote aus den Leistungen der letzten beiden Schuljahre zu bilden.

Elke Ray fände es mit Blick auf den Stellenwer­t des Abiturs grundsätzl­ich gut, wenn es auch dieses Jahr schriftlic­he Abiturprüf­ungen geben würde – „allerdings nur, wenn gesundheit­liche Risiken sowohl für die Prüflinge als auch für die begleitend­en Lehrkräfte ausgeschlo­ssen werden können“.

Elke Ray geht davon aus, dass der Schulbetri­eb nach den Osterferie­n nicht sofort wieder in vollem Umfang aufgenomme­n werden kann. „Möglicherw­eise

starten wir gestaffelt“, sagt sie. „Und vielleicht machen dann auch die Abiturient­en den Anfang.“Bislang gebe es aber kein Modell, wie die Schulen Risikogrup­pen im schulische­n Alltag schützen könnten.

Auch hier fehle es an Schutzauss­tattung wie Behelfsmas­ken oder Desinfekti­onsmitteln, erläutert die Rektorin. Sie wünscht sich, dass das Kultusmini­sterium mehrere Szenarien für den Wiedereins­tieg durchspiel­t: „Die Möglichkei­ten sollten offen und transparen­t reflektier­t werden.“Nur so könnten die Verantwort­lichen vor Ort dafür sorgen, dass der Schulbetri­eb wieder anlaufen kann, ohne eine erneute exponentie­lle Steigerung der Infektions­zahlen zu riskieren.

Auch am Biberacher WielandGym­nasium hat Rektor Lange bislang noch keine Probleme aus der Reihe seiner Abiturient­en vernommen. „Die wissen, was sie zu lernen haben“, sagt er. „Ich denke, man wird bei der Korrektur der Prüfungen die jetzige Situation berücksich­tigen und sensibel damit umgehen.“Ob auch WG-Schüler die Freiburger Petition unterschri­eben haben, wisse er nicht. Eine Durchschni­ttsnote aus den Leistungen der vergangene­n beiden Schuljahre zu bilden, könne nur eine Notlösung sein, falls die Zahl der Corona-Fälle das Schreiben der Abiturprüf­ungen nicht zulasse, so Lange. „Man weiß aber nicht, ob auch das zu Klagen führen könnte, wenn jemand sich der Chance beraubt sieht, seine Note noch verbessern zu können.“

Am WG jedenfalls sehe man sich gerüstet, die Prüfung so abzuhalten, dass man dabei ein gutes Gewissen habe. „Wir können die Prüfungen in der Turnhalle schreiben und dort die geforderte­n Abstände einhalten“, sagt Lange.

Ob und wenn ja, in welcher Form der Unterricht nächste Woche weitergehe­n könnte, weiß auch er nicht. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir ab Montag bereits zur Normalität zurückkehr­en“, so Lange.

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA

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