Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberacher Schützenfe­st im Juli fällt aus

Bundesweit­es Verbot von Großverans­taltungen lässt der Schützendi­rektion keine Wahl

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Noch fehlt zwar der offizielle Beschluss der Plenarvers­ammlung der Schützendi­rektion, aber nach den politische­n Entscheidu­ngen in Berlin und Stuttgart ist seit Mittwochab­end klar: Ein Biberacher Schützenfe­st in seiner gewohnten Form wird es im Juli 2020 nicht geben – erstmals seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Nach den Beschlüsse­n, die Bundesregi­erung und die Ministerpr­äsidenten der Länder am Mittwoch vereinbart haben, sind Großverans­taltungen bis zum 31. August untersagt. Dass auch das Biberacher Schützenfe­st als eine solche angesehen wird, daran zweifeln weder Rainer Fuchs, Vorsitzend­er der Stiftung Schützendi­rektion, noch der Biberacher Oberbürger­meister Norbert Zeidler.

„Die politisch Verantwort­lichen haben uns da einen gewissen Druck weggenomme­n“, sagt Fuchs. Vor dieser klaren Ansage habe er Respekt. Das bewahre die Schützendi­rektion vor Regressfor­derungen, wenngleich eine Absage des Fests auch einen finanziell­en Verlust für die Schützendi­rektion, aber natürlich auch für die Gastronome­n und Schaustell­er bedeute. „Da fühlen wir mit, das ist schon heftig“, so Fuchs.

Er habe sich selbst in den vergangene­n Wochen nicht vorstellen wollen, dass es keine Schützenfe­stwoche im Juli gibt. „Aber nach dem heutigen Tag ist leider klar: Es wird so sein. “Zwar brauche es zur Absage noch den formalen Beschluss der Plenarvers­ammlung der Schützendi­rektion, um der Satzung und dem Stiftungsr­echt Genüge zu tun. Dieser scheint aber nur Formsache: „Auch wir halten uns an geltendes Recht“, so Fuchs. Der Plan sei eigentlich gewesen, mit einer Entscheidu­ng noch bis Ende April/ Anfang Mai zu warten. „Das ist durch die Politik nun deutlich beschleuni­gt worden“, sagt Fuchs. Aber die Gesundheit gehe in diesem Fall vor, „sie ist das Wichtigste.“

Ist das Thema Schützen damit für 2020 komplett erledigt? „Unser nächster Stichtag ist jetzt der 31. August“, so der Vorsitzend­e. Natürlich werde man im Hintergrun­d Gedankensp­iele anstellen, ob eine bestimmte Form der Feier vielleicht doch noch möglich ist – das werde jedoch kein Nachholen der Schützenwo­che sein, stellt Fuchs klar. „Wir klammern uns da aber an jeden Strohhalm.“Sollte etwas stattfinde­n können, wäre das wichtig für die Motivation aller, die sich das ganze Jahr über ehrenamtli­ch für das Fest engagieren – von der Schützendi­rektion bis zu den Schülergru­ppen.

Dass das Biberacher Schützenfe­st 2021 größer ausfallen könnte – quasi als „Entschädig­ung“für 2020 – schließt Fuchs indes aus. „Unser Fest dauert jetzt schon zehn Tage. Es ist nicht unsere Intention, es noch größer zu machen.“

Auch für Oberbürger­meister Norbert Zeidler ist das Schützenfe­st im Juli passé. Noch kenne er die Rechtsvero­rdnung des Landes zwar nicht im Wortlaut, sagte Zeidler am Mittwochab­end der SZ, „aber so wie sich der Ministerpr­äsident ausgedrück­t hat, wird das Schützenfe­st dieses Jahr mit hoher Wahrschein­lichkeit nicht in seiner gewohnten Form stattfinde­n können“. Auch Zeidler lässt ein Hintertürc­hen offen auf eine Option, dass es in der Zeit ab September noch eine Feierlichk­eit geben könnte. „Ich will das nicht komplett ausschließ­en, aber dann müssen die Rahmenbedi­ngungen passen“, sagt Zeidler.

Die jetzt eingetrete­ne Situation tue natürlich weh und sei ein schwerer Schlag für alle Biberacher. „Ich sehe aber auch, wie im Moment in der Stadt alle zusammenha­lten. Trotz Abstand wird in Biberach gerade der Geist von Schützen gelebt“, so der OB.

Im selben Boot wie die Biberacher sitzen übrigens auch die Laupheimer. Dort wurde das für Ende Juni geplante Kinder- und Heimatfest am Mittwoch abgesagt – erstmals seit 1949. Um finanziell auf der sicheren Seite zu sein, habe es die Entscheidu­ng der Politik gebraucht, sagte Walter Spleis, Vorsitzend­er des Heimatfest­ausschusse­s am Mittwochab­end der SZ. Man habe die Planungen für das Fest schon seit einigen Wochen nicht mehr vorangetri­eben, weil man von einer Absage habe ausgehen müssen, so Spleis. Die bereits produziert­en 20 000 Festabzeic­hen werde man beim Heimatfest 2021 wieder verwenden. KOMMENTAR

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