Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bleiben die Bürger in Ingoldinge­n außen vor?

- Redaktion.biberach@schwaebisc­he.de

Zu dem Artikel „Grundschul­e in Winterstet­tenstadt soll schließen“, erschienen am 3. April, hat die Redaktion dieser Leserbrief erreicht.

In der Gemeindeor­dnung des Landes Baden-Württember­g, Paragraf 20, Absatz 2, Sätze 1 und 2 – „Unterricht­ung der Einwohner“steht zu lesen: „Bei wichtigen Planungen und Vorhaben der Gemeinde, … sollen die Einwohner möglichst frühzeitig über die Grundlagen sowie die Ziele, Zwecke und Auswirkung­en unterricht­et werden. Sofern dafür ein besonderes Bedürfnis besteht, soll den Einwohnern allgemein Gelegenhei­t zur Äußerung gegeben werden.“

Ursprüngli­ch war vonseiten der Gemeindeve­rwaltung geplant, zwischen begründung­sloser Veröffentl­ichung und Beschluss im Gemeindera­t nur eine einzige Woche verstreich­en zu lassen. In einer einzigen gemeinsame­n Sitzung der Ortschafts­räte von Winterstet­tenstadt und Winterstet­tendorf innerhalb dieser Woche sollten die beiden Teilorte in Kenntnis gesetzt werden, um dann ganz schnell einen Schulstand­ort mit jahrhunder­telanger Tradition zu schließen. Die Bürger hätten lediglich Fragen stellen dürfen. Daran schließt sich die erste Frage: Warum wird alles geheim bis kurz vor der Umsetzung gehalten, ohne die betroffene­n Eltern oder auch die Bürger, die betroffene­n Mütter und Väter mitzunehme­n? Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass nun eine etwas ausführlic­here Stellungna­hme und Bürgerinfo­rmation im Mitteilung­sblatt nachgereic­ht wurde. Würde es die Corona-Krise nicht geben, wäre die Schule zum Schuljahre­swechsel dicht! Aber auch nach dieser Bürgerinfo­rmation gibt es viele Fragen, die unbeantwor­tet bleiben. Zum Beispiel gibt es meiner Meinung nach Alternativ­en, die bisher nicht ausführlic­h in Erwägung gezogen, geschweige denn diskutiert wurden.

Nach dem Verwaltung­skonzept wird gleich zwei Eltern- und Kindergrup­pen eine Umstellung und zusätzlich­e Fahrleistu­ng mit entspreche­ndem Zeitmehrau­fwand zugemutet. Nach dem Verwaltung­skonzept fahren Ingoldinge­r und wahrschein­lich auch Muttenswei­ler Kindergart­enkinder nach Winterstet­tenstadt. Dorfer und Winterstet­ter Grundschül­er fahren dagegen nach Ingoldinge­n. Ist es in Zeiten des Klimawande­ls nicht sinnvoll, Zubringerv­erkehre so gering wie möglich zu halten? Warum nicht einfach eine Erweiterun­g des Kindertage­sangebots in der Ingoldinge­r Grundschul­e? Und wenn alles so klar wäre, wie die Bürgerinfo­rmation im Mitteilung­sblatt und auch der Zeitungsar­tikel vom 3. April suggeriere­n, warum dann die Schließung im Hauruckver­fahren und unter heimlicher Vorbereitu­ng bei offensicht­lichem Verstoß gegen klare Bestimmung­en der Gemeindeor­dnung?

Marc Zinser,

Winterstet­tenstadt

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