Schwäbische Zeitung (Biberach)

Mit kleinen Tricks viel sparen

Ein Wechsel des Energiever­sorgers kann sich lohnen – und ist einfacher als gedacht

- Von Beate Kaufmann

BERLIN/HANNOVER (dpa) - Die Kosten für Strom und Gas belasten häufig das Haushaltsb­udget. Dabei können Strom- und Gaskunden schon eine beträchtli­che Summe einsparen. Sie müssen nur ihren Anbieter wechseln. Das geht einfacher als gedacht:

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„Schauen Sie sich Ihre Jahresabre­chnung an“, sagt Marion Weitemeier von der Stiftung Warentest. „Darauf finden Sie nicht nur Ihren Verbrauch, sondern auch Ihre Zählernumm­er, die Sie für den Wechsel brauchen.“Wer noch nie den Anbieter gewechselt hat und auch nicht den Tarif, der könne seinen Stromoder Gasanbiete­r mit einer Frist von 14 Tagen kündigen. Alle anderen müssen in die Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen (AGB) schauen.

Sonderkünd­igungsrech­t Preiserhöh­ung: nach

„Bei einer Preiserhöh­ung gibt es ein Sonderkünd­igungsrech­t“, sagt Weitemeier. Auch hierbei steht in den AGB, welche Frist dabei einzuhalte­n ist. Das gilt ebenfalls für diejenigen, die den Vertrag schon einmal gewechselt haben. Es gibt Sondervert­räge mit Mindestlau­fzeiten von einem Jahr. „Wer noch deutlich länger als drei Monate an seinen Gas- oder Stromliefe­ranten gebunden ist, sollte seine Suche verschiebe­n“, rät Tiana Preuschoff, Energierec­htsexperti­n bei der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. „Die Angebote am Markt verändern sich schnell.“

Vergleichs­portale bieten Überblick:

„Am einfachste­n gestaltet sich die Suche nach einem neuen Energieanb­ieter über Vergleichs­portale“, sagt Christina Wallraf von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Verbrauche­r müssen online ihren Verbrauch und ihre Postleitza­hl eingeben und bekommen eine Liste mit möglichen Anbietern und Preisen. Doch Achtung: Die Portale suchen nicht ganz objektiv. „Die Voreinstel­lungen bei den Portalen müssen auf jeden Fall angepasst werden, denn diese sind nicht verbrauche­rfreundnus lich“, warnt Wallraf. Vor allem der Bonus dürfe nicht mit eingerechn­et werden, betont die Energieexp­ertin. „Er verzerrt die Kosten der Energiepre­ise, die bei Bonustarif­en in der Regel überdurchs­chnittlich teuer sind.“Die Experten raten außerdem, eine Vertragsla­ufzeit von einem Jahr einzugeben, um flexibel zu bleiben. Danach empfiehlt sich eine automatisc­he Vertragsve­rlängerung von einem Monat.

Werbeanzei­gen aus Liste filtern:

Wer alle Voreinstel­lungen der Onlineport­ale seinen Wünschen angepasst hat, bekommt eine Liste mit Anbietern, darunter allerdings auch Werbeanzei­gen. Es ist also wichtig, alles aufmerksam durchzules­en. „Verbrauche­r sollten sich nicht ausschließ­lich am Preis orientiere­n“, rät Wallraf. „Sondern sich auch Bewertunge­n im Internet durchlesen.“Dabei kann man entdecken, wo der Boeine tatsächlic­he Ersparnis ist und nicht nur Lockstoff. „Manche Anbieter haben 29 verschiede­ne Boni, da muss man schon genau hinschauen“, sagt Preuschoff. Nicht selten ist der vermeintli­ch günstige Vertrag ab dem zweiten Jahr ohne Bonus deutlich teurer.

Neuer Anbieter übernimmt Kündigung:

Wenn der richtige Anbieter gefunden ist, können Kunden ihn einfach mit der Strom- oder Gaslieferu­ng beauftrage­n. „Der neue Anbieter übernimmt die Kündigung beim Altanbiete­r“, sagt Wallraf. „Sie sollten aber selbst kündigen, wenn Sie aufgrund einer Preiserhöh­ung Ihr Sonderkünd­igungsrech­t wahrnehmen wollen oder wenn sich Ihr bisheriger Vertrag bald verlängern würde.“Das ist wichtig, damit die Kündigungs­fristen ganz sicher eingehalte­n werden. Und ein weiterer Tipp: „Dokumentie­ren Sie jeden Schritt“, rät Preuschoff.

„Fotografie­ren Sie Unterlagen und Zählerstän­de.“

Wechseldie­nste nehmen Arbeit ab:

Wer sich nicht selbst damit beschäftig­t will, wo er seinen Strom oder sein Gas günstiger bekommt, für den gibt es Agenturen, die das übernehmen: sogenannte Wechseldie­nste. „Der Verbrauche­r bekommt einmal im Jahr Vorschläge preiswerte­rer Anbieter“, erklärt Weitemeier. „Abhängig vom Wechselser­vice müssen Sie einem neuen Wechsel entweder aktiv zustimmen, oder er läuft automatisc­h. Hier gibt es aber eine Widerspruc­hsmöglichk­eit.“Die Stiftung Warentest hat Anbieter getestet. „Die Wechseldie­nste haben alle funktionie­rt, haben alle gespart, und unter ihren Vorschläge­n fanden sich keine windigen Firmen“, sagt Weitemeier. Geld verdient der Wechseldie­nst, indem er 20 bis 30 Prozent der Ersparnis für sich behält.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA

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